Full text: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1835. (26)

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gebraucht wurden, sind zu verbreunen, ihre Leib- und Bettwaͤsche aber, selbst ber Inhalt ber Lager- 
stelle 2c. vorschriftsmäßig zu reinigen und rosp. zu vernichten. 
11. Die Schwindsuchk. 
C. 82. Unter Schwindsuchtk versteht man eine, mit organischer Zerstörung eines innern Ein- 
geweides, namentlich der kungen,) verbundene zehrende Krankheit, welche sich in ihrem auogebildeten 
Zustande durch folgenke Erscheinungen zu erkennen giebt: Schmerzen in der Brust, besonders 
unter dem Brustbeine, Beklemmung, behindertes Athmen,) heisere Stimme Cumal bei gleichzeitigem 
Kehlkopfsleiden), anhaltenden, bei jeder Anstreugung der Athmungswerkzeuge, so wie beim Liegen 
vermehrten Husten, der anfänglich meist trocken, dann schleimig) juletzt mit eitrigem) süß salzigen, 
zuweilen übelriechenden und mit Körnern oker mit Blutstreifen gemischten Auswurf verbunden ist, 
Fieber, welches sich namentlich hach dem Essen und gegen Abend steigert, wobei besonders die Hohl- 
hände und Fußsohlen einc brennende Hitze und die Wangen eine umschriebene Röthe zeigen, endlich 
Abnahme der Kräfte und Abmagerung, welche sich namentlich dann sehr rasch steigert, wenn sich 
noch, wie zuletzt geschiehe, erschöpfende Schweiße, zumal Nachto und gegen Morgen und wäsirige 
Durchfälle eingestellt haben. # 
8. 83. Diese bald schneller, bald langsamer, besonders rasch (galloppirend) im Jünglings- 
Alter verlaufende und in der Regel unheilbare Krankheit, kann durch alle, reizend, schwächend, oder 
soust nachtheilig auf die Lungen wirkenden Einflüsse erzeugt werden, oder aus andern Krankheiten 
dieses Organs sich entspinnen. 
Am hänfigsten aber entwickelt sie sich und zwar vorzugsweise in dem Alker zwischen dem 
Jeitraum der Pubertät und dem 30sten bebenssahre, unter Mitwirkung einer eigenthümlichen Diopo-= 
sitlon, welche sich schon dußerlich durch besendere Merkmale zu erkennen giebt. Menschen von schwind- 
süchtiger Anlage sind ndmlich meist grofi, lang und rasch gewachsen, haben gewöhnlich eine schmale, 
flache Brusto flügelsörmig hervorstehende Schulkern, einen langen Hals, feinen Teint, mit lebhäft 
rothen Wangen, offt sehr weiße (milchweiße) Zähne, dabei meist ein sanguinisches Temperament und 
einen lebhaften Geist. · 
Diese Disposition ist meist angeboren, oft angeerbt, und es kann nur durch eine, das ganze 
Jünglingcalter hindurch fortgesetzte, sehr sorgfältige Regulirung des biätetischen Verhaltens im weite- 
sten Sinne des Worts,) namentlich durch Vermeidung aller den Geist und Körper erregenden Blut- 
wallungen, begünstigenken und die Athmungsorgane insbesondere angreifenden Schädlichkeiten gelin- 
gen, der aus jener Disposition hervorgehenden Entwickelung der Krankheit selbst zu begegnen. — Ausier 
der schon erwähnten Uebertragung einer solchen Diseposition zur Schwinksucht auf die Nachkommen= 
schaft, kann aber die Krankheit crfahrungsgemäß auch auf dem gewöhnlichen Wege der Ansteckung, 
wenn auch nur sehr bedingt forklgepflanzt werden, und zwar ist eine solche Uebertragung derselben, 
sogar auf ursprünglich, nicht dazu dioponirte Individuen, besonders in Folge eines so genauen Ver- 
kehrc, wie er im ehelichen Leben stattfindet, so wie fu Folge des Gebrauchs der von den Absonde- 
rungen, namentlich Schweiße der Schwindsüchtigen kurchdrungenen Wäsche, Kleikungsstücke und 
Betten) oft genug beobachtet worben. 
. DielnBezugaufbieSchwinbsuchczutreffendenVorsichksmaaßregelnergebensich 
ausdrmebenGesagtemJedesmiteinekDispositionbekgcbachtcithtbegabkeunduamcuttichvon 
schwindsüchtigen Eltern abskammende Individuum, wird sich unter allen Umständen die vorsichtigste 
und mäßigste Lebensweise angelegen seyn lassen müssen. Die Verheirathung mit einem solchen Indivi- 
k#uum wird, schon um seiner selbstwillen (da bas eheliche Leben die raschere Entwickelung der Krank- 
heit gar oft. befördert), aber auch wegen ker sonstigen Gefahren der Ansteckung und Vererbung mög- 
lichst zu vermeiden seyn. Die von Schwindsüchtigen während ihrer Krankheit benutzten und nament- 
lich von ihren Schweißen durchdrungenen Effekten obiger Art, ziehe man endlich in keinem Falle, 
ohne vorgängige sehr gründliche Reinigung in Gebrauch, oder enthalte sich desselben lieber ganz und gar. 
15. Die Gicht. 
C. 85. Die Gichf ist eine Krankbeit, welche sich haupesächlich kurch schmerzhafte Empfinbung 
und entzündliche, oft mit Fieberbewegungen verbundene Anschwellung der Gelenke, namentlich der 
großen Zehe, des Ballens und anderer Theile des Fußec (Vodagra)) oder der Finger und Handge- 
lenke (Chiragra), der Knien (Sonagra) 24c. äußert, welche Zufälle, nachdem sie einige Wochen gedalert 
in der Regel unter merklicher Verändcrung der Absonderungen, namentlich des Schweißes und Harns, 
irder verseswinken, aber periodisch) besenders im Frühlinge und Herbst, wickerkehren. Von “ 
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