5. Dem Menschen wird das Contagium besonders dann gefährlich, wenn es mit der ver-
letzten Haut oder auch nur zart überhäureten Körperstellen, wie: der kippen, Augen, der tunern Nasen-
haut rc. in Berührung komat. In einzelnen Fällen aber scheint auch die sehr stinkende ausgeathmete
bkuft rotzkranker Thiere, zumal in Ställen, die man lange nicht geöffnet und gelüstet hatte, Menschen
schädlich geworden zu sepn.
6. Die Empfänglichkeit für bas Notz= (und Wurm.) Gift ist unter den Menschen bel wel-
kem nicht so allgemein, wie die gegen das Milzbrand= oder gar das Wuthgift verbreltec.
7. Die Folgen einer Uebertragung des Rotzgistes dußern sich beim Menschen in der Regel
schon innerhalb der ersten Woche, doch in sehr verschicdenem Grade, was mit bem Grade der Em-
pfänglichkeit, mit der Intensität des Gists und der Art seiner Uebertragung zusammenhängen mag.
é6. 105. Die Austeckung eines Menschen durch Rotzgift dußere ihre Wirkung ge-
wöhnlich auf folgende Weise:
An der iufzirten Stelle entsteht zuerst eine Entzunkung, die mit sehr wenlg Schmerz, ekwas
kunkler Röthe und gering vermehrter Wärme, aber mit starker Anschwellung verbunden ist. Eine
etwa vorhandene Wunde heilt dabei, ihrer Art nach, ohne besondere Störung, die Geschwulst aber
besteht hartnäckig längere Zeit hindurch fort, selbst wenn zweckmäsige Mittel zu ihrer Zertheilung an-
newandt werden. Bald früher, bald später (zuweilen schon in drei Tagen, oft aber erfst binnen 14
Tagen nach der Ansteckung) entsteht ein Fieber, welches meist nicht eben bedeutend ist, worauf aber
die Kranken jederzeit große Mattiakeit, Niedergeschlagenheit, ein sehr unangenehmes Gesühl des Krank-
seyns, Appetitlosigkeit und lebhafte herumziehende Schmerzen im Rücken und in den
Gliedern empfinden. Diese letztere Erscheinung ist konstant und giebt meist Veranlassung, das
Uebel für einen gewöhnlichen hitzigen Rheumaricmus zu halten. Auch schwitzen die meisten dieser Kran-
ken während der Nacht vicl, und bei Manchen entsteht Anschwellung der Achseldrüsen. Nachdem die-
ser Zustand eklwa 8 Tage und länger, zuweilen selbst bis zu 4 Wochen gedauert und sich allmählig ge-
steigert bat, zeigt sich mit einem Male ein Fieber von anderer, namentlich erusterer Are und mit offen-
bar nervosen Jufällen, Irrereden (welches anfings nur periodisch cintritt und Nachts am heftigsten
Isi) 2c. Diesec Fiebek nimmt rasch zu, der Puls wird sehr hänfig, die Kranken haben viel Durst und
oft die peinigendsten Gliederschmerzen.
Zuweilen erst um diese Jeit, o't aber schon etw as früher, und ehe das Fieber so heftig wirb,
entstehen im Verlaufe von einigen Dagen an verschiedenen Stellen, namentlich am Kopfe, im Gesiche,
emn Halse, an den Hünden und Fußwurzeln, den Ellenkogen und Knieen 1c. ganz plötzlich Ge-
schwülste und Pusteln. Die letzteren von der Größe einer Erbse bis zu der einer Haselnuß, sitzen
meist auf einem etwas (rothlaufartig) gerötheten Grunde, und sind mit gelblicher dünner Flüssigkeit
angefüllt. — Die Geschwülste aber sind von zweierlei Art, nämlich: entweder begrenzt, ohne deurliche
Enczündnnasz-Erscheinungen, ektwas harc, von der Größe einer Erbse bis zu der einer Wallnuß#, unter
der Haut liegend, so daß letztere gesund erscheint, aber nur ganz matl geröthet, und mit einem blauen
Flecke versehen ist; — oder sie sind mehr ausgebreitet, roth, stark entzünder, und die Haut leidet be-
dcutend mit. Die Geschwülste ersterer Ark bestehen eine Jeit lang fork, ohne sich sonderlich zu verän-
dern, in ihrem Innern findet ssch, gleich von ihrem Entstehen an, ein grauswelßer, zuweilen etwas
bräunlicher, eiweißartig zäher Eiter. Bei denen der letzteren Art entsteht dagegen schnell brandige
Terstörung, wobei eine stinkende Brandjauche aussikert. In den Theilen, woran sich die Geschwülste
dieser, wie jener Art befinden, sühlen die Kranken oft, doch nicht immer, ein fehr schmerzhaftes Bren-
nen. — Meist kommen die Geschwülste in der ersten JZeit nur an einer Seite des Körpers, und zwar
der ursprünglich infüzirten, später jedoch an briden gleichmäßig vor Außer diesen Zufadllen hat man
bei einigen Kranken, wenn das Ucbel schon einen hohen Grad erreicht hatte, auch den Ausfluß einer
klebrigen, gelblichen oder braunlichen Flüssigkeit aus einem Nasenloche oder aus beiden, so wie auch
eine dunkelrothe Färbung der Nasenschleimhaut, ja selbst Bläschen und Geschwüre auf letzterer
beobachtek.
In jedem Falle, wo bereits das lebhafte Fieber und die Anschwellungen bestehen, ist die Ge-
fahr sehr groß: die Kranken verfallen dann in kurzer Zeit und werden erschöpft, es tritt bei steigen-
dem Fieber und Irrereden meist eine fehr übelriechende Diarrhörc ein, auch die Hautauskiünstung nimmt
einen üblen Geruch an, am ganzen Körper enesteden rothe Flecke und kleine Bläechen, wie frisch aus-
gebrochene Pocken, und unter kalten Schweißen, Zittern, Zuckungen erfolgt der Tod. — w
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