Object: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Zuwei Expeditionen waren im Berichtsjahre behufs 
Erforschung des Hinterlandes unseres Schutzgebietes 
thätig. Die Nordexpedition unter Leitung des 
Dr. Zintgraff und die Südexpedition unter der 
Führung des Premierlieutenants v. Stetten. 
Während die Erstere über das Baliland hinaus 
nicht vorzudringen vermochte und deshalb zurück- 
gezogen wurde, hat die Letztere ihren Marsch über 
Edea, Balinga und Ngila in das Innere angetreten. 
Wenn Muth und Entschlossenheit des Leiters für 
das Schicksal einer Expedition entscheidend sind, sind 
der v. Stetten schen Expedition die erhofften Erfolge 
gewiß.*) Die Polizeitruppe hat sich aus den Be- 
ständen der aufgelösten Zintgraffschen Expedition 
nicht unerheblich verstärkt und das Ansehen der 
Regierung auch in den entfernteren Gegenden des 
Schutzgebietes erhöht. Sie war berufen, im Be- 
richtsjahre zwei Aufstäude niederzuwerfen, bei welchen 
es sich um Durchbrechung des von Eingeborenen 
mit rücksichtslosester Schroffheit durchgeführten 
Systems der Handelssperre und des von ihnen in 
starrköpfiger Weise beanspruchten Zwischenhandels- 
monopols handelte. Im Oktober v. Is. rückte die 
Polizeitruppe gegen die rebellischen Bakoko am 
mittleren Sannaga aus. Die Aufrührer wurden in 
zwölftägigem Kampfe niedergeworfen, ihr Hab und 
Gut vernichtet. Ein gleiches Schicksal traf im Süd- 
bezirke den sich offen gegen das Gouvernement auf- 
lehnenden Mabeavolksstamm, welchem binnen 17 Tagen 
so herbe Verluste beigebracht wurden, daß die Em- . 
pörer ihre Unterwerfung auf Gnade und Ungnade 
anboten. Der Haupträdelsführer, Häuptling Benga, 
wurde dem Tode durch den Strang überantwortet. 
Der seit Ende November 1891 feindliche Stamm 
der Buealeute hat im Berichtsjahre vom Gouverne- 
ment den Frieden erbeten und erhalten. Zur 
Sicherung der Südgrenze unseres Schubgebietes und 
seines östlich belegenen Hinterlandes hat sich ein, 
Unternehmen gebildet, welches zugleich die wirth- 
schaftliche Ausnutzung dieser Länder anzubahnen 
berufen ist. Die Nordgrenze des Schuhgebietes ist 
s 
*) Rach den inzwischen hier eingetrossenen telegra- 
phischen Nachrichten hat die Expedition v. Stetten die 
Landschaft Tikar und demnächst das Gebiet von Ngaundere 
durchzogen, ist von Yola den Benuß und Niger hinab- 
gefahren und Ende August in Akassa angelangt. 
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insoweit klargestellt worden, als das praktische Be- 
dürfniß im Interesse der Zollkontrole zunächst ver- 
langte. 
Durch Errichtung eines Hospitals unter der 
Leitung eines bewährten Arztes und der Assistenz 
opferfreudiger Schwestern und der Gründung eines 
allen Erfordernissen der Neuzeit genügenden Labo- 
ratoriums ist für die Hebung der sanitären Ver- 
hältnisse Kameruns gerade in letzter Zeit viel gethan. 
Wenn auf dem in dieser Hinsicht einmal betretenen 
Wege mit Energie weiter geschritten wird, dann 
werden die guten Früchte dieses Wirkens hier so 
wenig ausbleiben wie in so mancher alten englischen 
oder holländischen Tropenkolonie, welche ungesund 
war und jetzt gesund ist. Wenn die Gesundheits- 
verhältnisse auch im Berichtsjahre noch Vieles zu 
wünschen übrig gelassen haben, so liegt unzweifelhaft 
eine der Hauptursachen dafür in der Menge von 
äußeren Schwierigkeiten, welche sich bisher immer 
noch der Ausführung des seit lange erörterten Planes 
entgegenstellten, die Kolonie mit einer Gesundheits- 
station zu versehen. Wird der Beamte und Kauf- 
mann erst in die Möglichkeit versetzt sein, eine be- 
stimmie Zeit im Jahre in einem nahe gelegenen 
gesunden Ort zur Sammlung neuer Kräfte zu ver- 
weilen, dann wird unzweifelhaft eine wirkliche nach- 
weisbare und namhafte Besserung der Gesundheits- 
statistik die unmittelbare Folge sein, und in jedem 
Falle wird alsdann Kamerun zu den in sanitärer 
Hinsicht best ausgestatteten Kolonien der afrikanischen 
Weslküste gezählt werden dürfen. 
Die gnädigste Kritik über die Entwickelung der 
Kolonie hat ihr Kaiserlicher Schußzherr selbst aus- 
zuüben geruht, indem das an Allerhöchstdenselben 
bei Gelegenheit des Kabelanschlusses Kameruns an 
das bestehende Telegraphenneb abgesandte Huldi- 
gungstelegramm folgendermaßen erwidert wurde: 
„Ich danke der Kolonie für den telegraphischen 
Ausdruck ihrer Huldigung und begrüße die Kabel- 
verbindung als erfreuliches Zeichen des Auf- 
blühens Unseres Schutgebietes." 
Wilhelm I. R. 
Berlin, den 22. Februar 1893. 
Der slellvertretende Gouverneur. 
Leist. 
rauo— 
Druck und Verlag der Königl. Hofbuchhandlung und Hoibuchdruckerei von E. S. Miltler & Sohn. Berlin SW/19, Kochstr. 68—70.
	        
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