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stande ist und den Vollbesitz der buͤrgerlichen Rechte nicht durch rechtskraͤftiges
Urtel verloren hat.
Auch Pfarren, Kirchen, Schulen und andere moralische Personen,
desgleichen Frauen und Minderjaͤhrige, haben Stimmrecht fuͤr ihre deichpflichtigen
Grundstücke von zehn oder mehreren Normalmorgen, und dürfen dasselbe durch
ihre gesetzlichen Vertreter oder durch Bevollmächtigte ausüben.
Andere Besitzer können ebenfalls ihren Zeitpächter, ihren Gutsverwalter,
oder einen anderen stimmfähigen Deichgenossen zur Ausübung ihres Stimm-
rechts bevollmächtigen.
Gehört ein Grundstück mehreren Besitzern gemeinschaftlich, so kann nur
Einer derselben im Auftrage der Uebrigen das Stimmrecht ausüben.
S. 66.
Die Liste der Wähler jeder Wahlabtheilung wird mit Hülfe der Ge-
meindevorsteher von dem Deichhauptmann, und bis dahin, daß dieser gewählt
ist, von einem Kommissarius der Regierung aufgestellt, welche auch die Wahl-
kommissarien ernennt.
Die Liste der Wähler wird vierzehn Tage lang in einem oder mehreren zur
öffentlichen Kenntniß gebrachten Lokalen offen gelegt. Während dieser Zeit kann
jeder Betheiligte Einwendungen gegen die Richtigkeit der Liste bei dem Wahlkom-
missarius erheben. Die Entscheidung über die Einwendungen und die Prüfung der
Wahlen steht dem Oeichamte zu.
g. 67.
Im Uebrigen sind bei dem Wahlverfahren, sowie in Betreff der Ver-
Ppflichtung zur Annahme unbesoldeter Sctellen die Vorschriften über Gemeinde-
wahlen im Titel III. &. 77—84. und im Titel V. der Gemeindeordnung vom
11. März 1850. analogisch anzuwenden.
K. 68.
Der Stellvertreter nimmt in Krankheits= und Behinderungsfällen des
Reprsentanten dessen Stelle ein und tritt für ihn ein, wenn der Repräsentant
während seiner Wahlzeit stirbt, den Grundbesitz in der Niederung aufgiebt, oder
seinen bleibenden Wohnsitz an einem entfernten Orte wahlt.
K. 69.
Allgemelse Abänderungen des vorstehenden Deichsiatuts können nur unter landes-
Bemuung, herrlicher Genehmigung erfolgen.
Urkundlich unter Unserer Hochsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem
Königlichen Insiegel.
Gegeben Charlottenburg, den 30. April 1851.
(L. S.) Friedrich Wilhelm.
v. d. Heydt. Simons. v. Westphalen.
(Nr. 3394.)