— 97 —
Der deutsch-französische Rrieg.
Während des tiefen Friedens im Sommer des Jahres 1870,
der über ganz Europa ausgebreitet war, erhob sich plötzlich ein
Streit, der binnen kurzer Zeit zwei große Völker zu einem Kriege
von unerhörten Opfern und beispiellosen Ergebnissen entflammte.
Deutschland nahm die Herausforderung Frankreichs an. Es war
dem Entscheidungskampfe gewachsen. Der Bundesfeldherr König
Wilhelm rief das deutsche Volk unter die Waffen. Kronprinz Albert
erhielt am 16. Juli früh den Befehl zur allgemeinen Mobilmachung
in seinem Lieblingsaufenthalte Strehlen. Diese Bienenarbeit
begann sofort. Sie verlief ohne Störung, und es folgte ihr
der Transport der Truppen nach dem Rhein auf den Kriegs-
schauplatz. Der Kronprinz verließ am 29. Juli nachmittags die
Heimat. Auf dem Bahnhofe nahmen König Johann und die
Kronprinzessin von ihm Abschied.
Es kamen wieder Zeiten größter Spannung bis zum Eintreffen
der Siegesnachrichten. Die drei Hauptmarksteine auf dem deutschen
Siegeszuge, Metz, Sedan, Paris, wurden ebensoviele Ehrendenk-
mäler für den Feldherrngenius des Kronprinzen. Bei St. Privat
entschied er die Schlacht, Beaumont war seine eigenste That.
Die Sachsen danken ihm den hervorragenden Anteil, den sie an
den Kämpfen genommen. Da erfüllte wohl gerechter Stolz das
Herz der Kronprinzessin, aber sie versagte dabei nicht dem Unter-
liegenden ihre aufrichtige Teilnahme; denn sie kannte wohl die
Schwächen des französischen Volkes, achtete aber auch seine vielen
großen Eigenschaften.
Am Morgen des 3. September traf die Siegesnachricht von
Königin Carola.