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zugenommen. Die Erfahrung lehrt, daß die
dem Schutzgebiet so notwendige deutsche Frau
auch ihrerseits gewöhnlich bald mit Liebe an
dem schönen Lande hängt und, einmal dort ein-
gelebt, sich vielleicht noch weniger leicht zur
dauernden Rückkehr nach Europa entschließt als
der Mann.
Die Förderung der Einwanderung von Frauen
und der Gelegenheit zur Arbeit und gesicherten
Existenz für dieselben wird von der Regierung
dauernd im Auge behalten.
Je mehr durch solche Besserung der Lebens-
bedingungen und durch Erweiterung des Marktes
für die Landwirtschaft die ländliche Besiedlung
sich verdichten kann, desto rascher werden Sicher-
heit und Wohlstand, desto rascher wird auch die
Leistungsfähigkeit der Bevölkerung für allge-
meine Zwecke steigen. Neben den Zöllen und
den verschiedenen zur Zeit erhobenen Gebühren
wird man dann daran denken können, eigentliche
Steuern, zunächst etwa eine Grundsteuer, auch
vom Landbesitz zu erheben, um schließlich die
allgemeinen Verwaltungs= und Wirtschaftsaus-
gaben des Schutzgebiets aus dessen eigenen Ein-
nahmen zu bestreiten. Wie die Selbstverwaltung
der größeren Plätze bereits ins Auge gefaßt ist,
so wird es auch möglich sein, die dichter be-
siedelten Farmkomplexe und die Kleinsiedlungen
zu ländlichen Kommunalverbänden heranzubilden
und ihnen allmählich die selbständige Aufbringung
der Mittel für die rein lokalen Lasten (öffent-
lichen Wege, Wasserstellen, Schulen usw.) zu
übertragen.
Es wird oft genug betont, daß Südwest-
afrika zur Zurückerstattung der enormen, vom
Reich für dieses Land aufgewandten Summen
niemals in der Lage sei. Das ist in gewisser
Hinsicht durchaus zutreffend. Selbst wenn in
einiger Zeit das Schutzgebiet wirtschaftlich auf
eigenen Füßen stehen und sogar Überschüsse er-
zielen sollte, so würden diese vermutlich weder
für das Reich entsprechend ins Gewicht fallen
noch wäre es weitblickend, derartige Uberschüsse
anders, als wiederum im Interesse der weiteren
Landesentwicklung, anzulegen.
Eine direkte Rentabilität der vom Heimat-
land gemachten Aufwendungen ist also aus-
geschlossen, ist es übrigens vielfach auch in
anderen Kolonialländern und bei anderen Ko-
lonialkriegen gewesen. Wenn wir jedoch die
Bedeutung betrachten, die solche Länder als
Siedlungsgebiete für ihr Mutterland besaßen
und besitzen, dann müssen wir uns darüber klar
werden, daß der umfassende, vielseitige Wert
derartiger Erwerbungen sich mit dem Begriff
rein kaufmännischer Rentabilität doch eben nicht
ganz abzirkeln läßt. Nach den in der Welt-
geschichte vorliegenden Beispielen dürfen wir viel-
mehr hoffen, daß sich die bisherigen wie die
noch notwendigen Aufwendungen für unser
Siedlungsland doch späterhin in direkt lohnen
werden durch die Ergebnisse privater Unter-
nehmungen, durch Handel und Verkehr mit dem
Mutterland und schließlich durch die Erweiterung
deutschen Volkstums und deutscher Macht, deren
günstige Folgen sich dereinst nicht nur auf
ideellem, sondern auch auf politischem und wirt-
schaftlichem Gebiet geltend machen müssen.
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Vorläufige Jusammenstellung der ergebnisse des Kußenhandels der afrikanischen
Schutzgebiete im Kalenderjahre 1907 im Vergleiche mit dem Handel des Vorjahres.
1907 1906 Zunahme Abnahme
Mark Mark Mark Mark
A. Einfuhr.
Deutsch- Ostafrita 23 806 369 25 152 851 — 1 346 482 = 5,3 v. H.
Kamerun zJ17 296 547 13 305 514 3 991 033 — — 30,0 —
Togo . 6 699 684 6 432 812 266 872 4,1
Deüch= Südwestafrika 32 395 918 68 625 530 — 36 229 612 = 52,6
Zusammen 80 198 518 113 516 707 33 318 189 = 29, 3 v. H.
B. Ausfuhr.
Deutsch- Ostafrita 12 500 179 10 994712 1 505 467 — — 13,6 v. H
Kamerun 15 867 021 9945 903 5 921 118 — 59,5
Togo ... 5 915 609 4 199 336 1 716 273 — — 40,8 —-
Deutsch-Südwestafrika 1 615 661 383 035 1 232 626 — 321,8
Zusammen 35 898 470 25 522 986 10 375 484 — 40,6 v. H.