Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1867. (33)

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Zweiter Abschnitt. 
Von den nichtmilitärischen (gemeinen) Verbrechen der Personen des 
Soldatenstandes. 
* 199. 
Diejenigen Verbrechen der Personen des Soldatenstandes, welche weder in diesem Gesetz- 
buche, noch in anderen Militärgesetzen oder Verordnungen als militärische Verbrechen auf- 
geführt werden, sind, unter Berücksichtigung der im Titel I, Abschnitt 2 bis 4 dieses Gesetz- 
buchs enthaltenen Bestimmungen, nach den Vorschriften der allgemeinen Strafsgesetze zu be- 
urtheilen, insofern nicht in den Militärgesetzen oder Verordnungen wegen Bestrafung solcher 
Verbrechen besondere Vorschriften ertheilt worden sind. 
Dritter Abschnitt. 
Von den Verbrechen der Militärbeamten. 
*200. 
Wenn Militärbeamte zu einer Zeit, wo sie bei kriegsührenden Truppen stehen, sich eines 
Amtsverbrechens schuldig machen und denselben dadurch Gefahr oder Nachtheil bereiten, so sind 
sie mit nach Maßgabe von § 77 erhöhter Strafe zu belegen. 
8201. 
Wer sich der Entweichung schuldig macht, während er seiner Militärverpflichtung in einem 
Beamtenverhältnisse genügt, ist, unter Berücksichtigung der Bestimmungen der §## 83 bis 85, 
als Deserteur nach Vorschrift der §# 96 bis 10 8 zu bestrafen und zugleich zur Entfernung 
aus dem Beamtenverhältnisse zu verurtheilen. 
Wenn man des Entwichenen nicht habhaft werden kann, so kommen die Vorschriften der 
88 109 und 110 zur Anwendung. 
202. 
Militärbeamte, welche den ihren Militär= oder ihren Amtsvorgesetzten schuldigen Gehorsam 
verweigern, sind nach den Bestimmungen des § 127, mit Berücksichtigung der §# 83 bis 85, 
zu bestrafen. 
Ist die Verweigerung des Gehorsams mit Beleidigung des Vorgesetzten durch Worte, 
Geberden oder Zeichen verbunden, so ist dieß bei Zumessung der Strafe als ein Straferhöhungs- 
grund nach Maßgabe von § 77 anzusehen; ist die Beleidigung aber in Thätlichkeiten über- 
gegangen, so ist, außer der Freiheitsstrafe, auf Amtsentsetzung zu erkennen. 
War die Thätlichkeit unmittelbar durch eine gesetzwidrige Behandlung des Untergebenen 
herbeigeführt worden, so kann von der Strafe der Amtsentsetzung abgesehen werden.
	        
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