fest aus einem Fonds erhalten, zu dessen Gunsten das Fest veran-
staltet war, so daß also der Betrag in denselben Fonds zurückfloß.
Da wurde der Vertrag mit einer Versicherungsgesellschaft bemängelt,
weil der Sohn eines Subalternbeamten Angestellter der Gesellschaft
war. Immerhin blieb noch genug Auffälliges und Tadelnswertes
übrig, darunter ein Monopolvertrag mit einer Gesellschaft für
Tropenausrüstung, bei der der Landwirtschaftsminister v. Podbielski
stiller Teilhaber war.
Für den nicht unwahrscheinlichen Fall, daß der stellvertretende
Kolonialdirektor Erbprinz von Hohenlohe, der sein Amt mit Fleiß
und bestem Willen verwaltete, aber den peinlichen Kolonialdebatten
im Reichstage nicht gewachsen war, zurücktreten würde, dachte Fürst
Bülow daran, den Gouverneur von Östafrika Graf Goetzen zum
Nachfolger mit der Aussicht auf den künftigen Staatssekretärposten
vorzuschlagen. Der Kaiser wollte jedoch vorläufig nicht darauf ein-
gehen; „Erni“ habe nicht einen Ehrenpostien, sondern eine Arbeits-
stelle erlangen wollen und damit allen Fürsten ein gutes Beispiel ge-
geben; ihn jetzt gehen zu lassen, sähe so aus, alo ob er dem Zentrum,
das von Anfang an gegen ihn gewesen sei, geopfert würde. Der
Kaiser war dem Zentrum nicht gewogen, nicht sowohl wegen dessen
batholischer Tendenzen als weil sein absolutistischer Geist jeder
Partei abgeneigt sein mußte, die eine ähnliche parlamentarische Macht
ausgeübt hätte wie das Zentrum im Reichstage.
Im August 1906 hielt ich mich auf Wunsch des Kanzlers
einige Tage in Norderney auf. Er besprach mit mir die innere Lage
und legte mir unter anderem eine Meldung des vortragenden Rates
in der Reichskanzlei vor, worin Herr v. Loebell mitteilte, daß ihm
von einem alten Afrikaner (Frhr. v. Eberstein) der Direktor der
Darmstädter Bank, Bernhard Dernburg, als ein Mann be-
zeichnet worden sei, der vielleicht geeignet wäre, die koloniale Miß-
wirtschaft zu beseitigen und der Kolonialabteilung in Berlin einen
neuen praktischen Geist beizubringen.
Ich kannte Dernburg nur flüchtig, empfahl aber dringend,
einen energischen Kaufmann wie Dernburg zu berufen. Nach einem
so ungewöhnlichen Schritt werde zunächst größere Ruhe eintreten,
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