Full text: Handbuch der Politik. Zweiter Band. (2)

Otto Blum, Norddeutsche Wasserstrassen. 9765 
Weichsel wird durch den Biomberger Kanal hergestellt, der vor allem für den Holztransport 
wichtig ist. — Im Quellgebiet der Oder und ihrer Nebenflüsse ist der Bau zahlreicher Tal- 
sperren im Gang, die die Hochwassergefahren einschränken, die Schiffahrt verbessern und Kraft 
liefern sollen. — In Österreich wird der Bau eines Donau-Oder-Kanals betrieben. Doch scheint 
nach eingehenden Berechnungen der Ausbau der Eisenbahnen vorteilhafter zu sein. 
DieElbe ist der zweit-wichtigste deutsche St Ihr verdankt Hamburg, der grösste deutsche 
Hafen (der zweit-grösste in Europa, der viert-grösste der Welt) einen grossen Teil seiner Blüte. 
Verkehrspolitisch kann man auf der Elbe drei Hauptrichtungen unterscheiden: 1. Hamburg-Magde- 
burg und weiter elbaufwärts, 2. Hamburg-Berlin und unter Umständen bis nach Oberschlesien, 
3. die sächsisch-böhmische Schiffahrt. Die Elbschiffe erreichen eine Grösse bis 1100 t, Schiffe von 
1000 t bringen englische Kohle bis Berlin und machen sie dort stark wettbewerbsfähig. Geplant 
ist der Ausbau der Saale und der Anschluss von Leipzig. Durch den Elbe-Trave-Kanal ist Lübeck 
an die Elbe und damit an die Nordsee angeschlossen. 
Die Weser hatein wesentlich kleineres Hinterland als die Elbe, sie ist weniger wasserreich 
und fliesst bis zur Porta Westfalica in vielgewundenem Lauf durch Hügelland. Grosse Schiffe kön- 
nen auf ihr nur bei günstigem Wasserstand verkehren. Diese ungünstigen Verhältnisse machen sich 
besonders für Bremen sehr geltend, wobei noch zu beachten ist, dass das Wesergebiet in einem Teil 
des überseeischen Verkehrs von den belgischen und holländischen Seehäfen bedient wird. Die zur- 
zeit im Bau befindlichen Arbeiten bezwecken: 1. die Verbindung des Wesergebietes mit dem Ruhr- 
kohlengebiet durch den sog. Rhein-Leinekanal, der bis Hannover führt, 2. die Herstellung eines 
Grossschiffahrtsweges bis Minden, also bis zum Schnittpunkt mit dem genannten Kanal, wodurch 
Bremen Wasserverbindung mit Westfalen-Südhannover erhält, 3. die Verbesserung der Schiffahrt 
oberhalb Minden. Weitere Pläne beziehen sich auf die Kanalisierung der Werra, sogar auf die Ver- 
bindung Werra-Main. — 
Die Ems mit dem Seehafen Emden hat eine ziemliche Bedeutung erhalten durch den Bau 
des Dortmund-Ems-Kanals, der eine „deutsche Rheinmündung‘ sein könnte, wenn er nicht soviel 
Höhe überwinden müsste und wenn seine Schiffe nicht soviel kleiner wären als die Rhein- und die 
Rhein-Seeschiffe. Die Hauptbedeutung des Dortmund-Ems-Kanals liegt in der Verbindung des 
östlichen Teiles des Ruhrkohlenbezirks mit Emden. Die Entwicklung des Verkehrs auf dem Kanal 
und des Hafens Emdens kann nicht gerade als glänzend bezeichnet werden. 
Der Rhein ist der wichtigste Strom nicht nur Deutschlands, sondern Europas und neben 
dem Seen-Gebiet Nordamerikas die wichtigste Binnenwasserstrasse der Welt. Zu beklagen ist, dass 
seine Mündung nicht deutsch ist, denn damit fällt ein gewaltiges deutsches Hinterland fremden See- 
häfen zu; dass sein Oberlauf nicht in Deutschland liegt, wird auch in Zukunft kaum nachteilig 
werden. Die verkehrsgeographische Lage des Rheins kann man als geradezu einzigartig glänzend be- 
zeichnen: er mündet in die Nordsee, den Knotenpunkt des Weltverkehrs, dem grössten Hafen der 
Welt (London) gegenüber, er durchströmt das wichtigste kontinentale Kohlenbecken, er verläuft 
nicht fern ab von zwei weiteren Becken (Aachen und Saar), er sendet nach Osten und Westen Lahn, 
Main und Neckar, Mosel und Saar aus, Rhöne (Doubs) und Donau entspringen in seinem Machtgebiet, 
er stösst am weitesten nach Süden vor und zwar grade nahe der Stelle, an der das Hindernis der 
Alpen verkehrstechnisch am wenigsten schlimm ist, und an derselben Stelle stösst das Mittelländische 
Meer am weitesten nach Norden vor, sodass hier sein wichtigster europäischer Hafen — Genus — 
sich bildete; hier wohnt ausserdem am Rhein das arbeitsfrohe Volk der Schweizer, und jenseits der 
Alpen liegt die reichste Gegend Südeuropas, die Lombardei. 
Nach der Grösse der Schiffe kann man den Rhein in folgende Strecken einteilen: 1. fahrbar 
für Seeschiffe bis Köln, ausnahmsweise sogar über Koblenz hinaus, 2. fahrbar für grosse Rhein- 
schiffe (2000 t) bis Mannheim, 3. fahrbar für kleine Schiffe bis Strassburg (auch Basel). 
An Verkehrsbeziehungen sind ausser dem sehr hochentwickelten Verkehr der Zwischenorte 
untereinander folgende Hauptgruppen zu unterscheiden: 1. vom Meer nach dem Ruhrkohlengebiet 
(Ruhrort, Rheinhausen, Walsum, besonders wichtig für die Eisenerzeinfuhr), 2. vom Meer nach dem 
Mittelrhein und Main bis ausschliesslich Mannheim, 3. vom Meer nach Mannheim, 4. von den Ruhr- 
häfen rheinabwärts zum Meer, 5. von den Ruhrhäfen rheinaufwärts bis Mannheim. 
  
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