156 Hinter den Kulissen.
könnte man mit mancher Forderung Wiens
spompathisieren, wenn nur der Ausdruck etwas ge-
mäßigter gewesen wäre. Aber freilich, das betonte
der deutsche Kollege, sei es tatsächlich unmöglich ge-
wesen, mit Serbien andere zu sprechen. Serbien war
auf dem Punkt, eine Lektion zu bekommen,
die es verdiente. Und Rußland habe kein
Recht, ein Protektorat über Serbien sich an-
zumaßen. Haß aber letzteres von der nicht befrie-
digenden Eigenschaft seiner Antwort von vornherein
überzeugt war, beweise die Tatsache, daß es noch vor
ihrer Abgabe mohbilisiert und die Regierung aus
Belgrad entfernt habe.
Br. Wb. 33: Rumbold an Grey.
Berlin, 26. Juli. (Tel.) Der Kaiser ist plötzlich
letzte Nacht heimgekehrt. Im Auswärtigen Amte
fürchtet man, daß diese Initiative Kombinationen und
Beunruhigung hervorrufen werde. Oer Unter-
staatssekretär des Außern nimmt auf Erund
eines Petersburger Berichts an, daß Rußland ruhig
bleiben werde, wenn sich, wie versprochen, Osterreich
nichts vom serbischen Boden aneignen werde.
Br. Wb. 34: Oerselbe an denselben.
Berlin, 26. Juli. (Tel.) Der deutsche Botschafter
in Wien ist instruiert, der dortigen Regierung — im
Sinne dee britischen Wunsches — die Erwartung aus-
zusprechen, daß sie die serbische Antwort gut aufnehme,
falls sie dem gemeldeten Entwurf entspräche.
Br. Wb. 36: Grey an Bertie, Rumbold und
Rodd.
London, 26. Juli. Tel.) Wird der betr. Minister
des Außern bereit sein, seinen Londoner Botschafter