8 Hie innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes.
tigung der Briten zu benutzen, realpolitisch abgewinkt,
um in Bewahrung des europäischen Friedens das
schwere Problem einer Annäherung an England selbst
um den Preis einer gefühlsmäßigen Popularität zu
lösen. So hat Kaiser Wilhelm 1901 in der Stunde
ihrer Gefahr an den Briten gehandelt, ohne auf
Dankbarkeit einen Anspruch zu erheben — nur Ge-
rechtigkeit erwartete er.
Aber da war unterdes eine neue Unstimmigkeit
dazwischengetreten. Sie hängt mit dem sogenannten
Bangtseabkommen vom 16. Oktober 1900 und
seiner Auslegung durch den Reichskanzler Grafen Bülow
am 15. März 1901 zusammen, wonach es sich zur
Überraschung des britischen Auswärtigen Amtes nicht
auf die Mandschurei beziehe. Die Sache verhält sich
in Wirklichkeit so, daß in der Tat Graf Bülow schon
bei den Vorverhandlungen keinen Zweifel darüber
gelassen hatte, daß unter dem chinesischen Gebiete,
worauf beide Vertragschließende einen Einfluß aus-
üben könnten, die Mandschurei nicht mit zu verstehen
sei. England behauptete nun, das beziehe sich nur
auf Punkt 1 des Vertrags über die Bertragshäfen,
nicht aber auch auf den offenbar gegen Rußland
gerichteten Punkt 2 über die Aufrechterhaltung der
Integrität Chinas; letzteres leugnete der Kanzler.
Kurz, Staatesekretär Lord Lansdowne fühlte sich —
ob mit Recht oder Unrecht: das zu entscheiden, ist hier
nicht der Ort — getäuscht und gelangte, um Rußland
im fernen Osten zu bändigen, zu dem verderblichen
Entschluß einer Verbindung Großbritanniens mit dem
mongolischen Volke der Japaner (des rasseverratenden
Zweibunds von 1902, 1905 und 1911). Fortan galt
Oeutschland in den diplomatischen und staatsmännischen
Kreisen Englands nicht als besonders zuverlässig, ob-