Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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fallendem Maaße. Oft zeigt sich ihr nachhaltiger Einfluß erst 
allmälig und nach längerer Zeit durch mehr oder minder 
gefährliche, oft tödtliche Krankheiten, denen die in solcher Luft 
sich aufhaltenden Personen unterliegen. 
Die Verderbniß der Luft kann vorzüglich auf zweierlei 
Weise erfolgen: dadurch, daß ihr etwas entzogen wird, das zu 
ihrer natürlichen Beschaffenheit gehört und zur Unterhaltung 
des Athemholens nöthig ist, oder daß schädliche fremde Theile 
von andern Körpern in die Luft aufsteigen. Bisweilen kann 
auch beides zugleich Statt finden. Im gewöhnlichen Leben 
aber trifft es sich am häufigsten, daß die Luft durch fremde in 
sie übergegangene Theile verdorben ist, und man sagt dann, 
es befänden sich Dünste oder Ausdünstungen in ihr. 
Dergleichen Dünste steigen immerfort von den Körpern 
auf und verlieren sich ohne nachtheiligen Einfluß in der Luft, 
wo diese sich frei bewegen kann. Anders aber ist es in Zim- 
mern und an andern Orten, wo kein unnnterbrochener Luft- 
wechsel Statt hat: hier schwängert sich die Luft, wenn sie 
auch sonst keine Veränderung erleidet, zuletzt mit solchen 
Dünsten ganz an, und diese können nun ihre eigenthümliche 
Wirkung äußern. 
Tritt man z. B. aus dem Freien in Orte, wo einige 
Zeit eine große Menge Menschen bis zur Ueberfüllung ver- 
sammelt war, wie Schauspielhäuser, Tanzsäle, so empfindet 
man alsbald von der Luft dieser Versammlungsorte einen be- 
sondern Eindruck, man fühlt sich beklemmt. Dasselbe geschieht 
in verschlossenen Zimmern, wo sich viele starkriechende Blumen 
befinden, oder wo eine große Menge Obst aufbewahrt wird u. s. w. 
Die Erfahrung hat gelehrt, daß in solchen Fällen die Luft 
an sich nicht merklich verändert war, sondern daß sie nur Aus- 
dünstungen aufgenommen hatte, die mit und bei dem Athmen 
einen schädlichen Einfluß auf den Menschen ausübten. Diese 
Ausdünstungen sind fast immer so ausnehmend fein, daß sie 
auf keine Weise zur Anschauung kommen, sondern sich eben 
nur durch ihren Eindruck auf das körperliche Gefühl zu 
erkennen geben. 
Wenn Menschen in Krankheit verfallen, so werden ihre 
Ausdünstungen noch merklicher. Denn theils ist in Krankheiten 
die Ausdünstung in sehr vielen Fällen an sich vermehrt;
	        
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