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treten der Brechruhr von vielen, theils ausdrücklich hiezu
abgeordneten und theils durch eigenen Eifer hiezu veranlaßten
Aerzten Bayerns angestellt worden sind, ist in diätetischer Be-
ziehung, dann hinsichtlich der Pathologie und Therapie bereits
mehrfach bekannt gegeben worden und der am 26. September l. J.
angeordnete Generalbericht wird das desfalls weiter zu ver-
öffentlichende Materiale wieder vermehren.
In der eben erwähnten Anordnung ist unter Nr. 1. Ziff. 6
insbesondere erwähnt, daß die Beschaffenheit der am Meisten
von der Brechruhr befallenen Häuser rücksichtlich der Lage, der
Abzugskanäle, Abtritte, Schwindgruben u. s. w. genau in das
Auge gefaßt werden soll. Wie aus dem demnächst im Drucke
erscheinenden Vortrage des Professors 2c. Dr. Pettenkofer
weiter zu entnehmen ist, haben in dieser Beziehung die bisher
in und um München, Augsburg und Nürnberg angestellten
Beobachtungen auf folgende Sätze geführt:
1) Muldenartiges Terrain begünstiget im Allgemeinen die
Erkrankungen und Todesfälle an Brechruhr. Namentlich stark
werden die in den Städten am Tiefsten gelegenen sowie solche
Häuser ergriffen, welche Abtritte und Düngergruben der Art
angebracht haben, daß die aus diesen sickernden Flüssigkeiten
nicht vom Hause weg, sondern nach diesem ziehen.
2) Lockerer Grund der Häuser, welcher Flüssigkeit anzu-
saugen vermag, vermehrt die Empfänglichkeit eines Ortes für
das Miasma; ein Untergrund von felsigem Gesteine dagegen
scheint viel weniger empfänglich.
3) Ebenso begünstiget auch ein gewisser Grad von Feuch-
tigkeit des Erdreiches die Empfänglichkeit.
4) Der materielle Träger der Disposition des Bodens für
das Miasma scheinen die Zersetzungs-Produkte menschlicher und
thierischer Excremente zu sein, welche in demselben haften.
5) In Städten sind bewohnte Abhänge oder Tiefen, deren
Grund von obenerwähnter Beschaffenheit ist, stets mehr von
der Brechruhr ergriffen als die denselben vorangehenden be-
wohnten Höhen, ganz abgesehen und unabhängig von der
absoluten Höhe über dem Wasserspiegel oder der Meeresfläche.
6) In den Abtritten, Schwindgruben, namentlich in den
hölzernen Abtrittröhren und Nachtkübeln, sind die nämlichen
Bedingungen gegeben wie in dem von faulenden Excrementen
imprägnirten Erdreiche der Mulden.
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