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verbreitet, daß es von großer Wichtigkeit ist, dem Uebel auf
alle mögliche Weise zu steuern, und seiner Weiterverbreitung
Grenzen zu setzen. Die großherzogliche Regierung hat bereits,
gleich mehreren benachbarten Regierungen, zweckmäßige polizei-
liche Maßregeln angeordnet, sowohl um das Einschleppen dieser
ansteckenden Krankheit aus dem Auslande durch herumziehende
Handwerksgesellen und Gewerbsleute, und die Verbreitung der-
selben im Lande zu beschränken und zu verhindern, als auch
um den bereits Angesteckten die Heilung so viel wie möglich zu
erleichtern. Da aber Ungewißheit hinsichtlich der Natur und
Folgen dieser Krankheit und daher rührende Gleichgiltigkeit
gegen dieselbe eben sowohl, als Unbekanntschaft mit den Mitteln,
um sich vor derselben zu schützen, und sie, wenn man von ihr
befallen zu sein das Unglück hat, auf die sicherste Art und ohne
nachtheilige Folgen zu heilen, mit zu den wirksamsten Ursachen
der großen Verbreitung derselben gehören; so ist es noth-
wendig, diejenigen, die hierüber noch nicht gehörig unterrichtet
sind, zu belehren, und hierzu mögen folgende Bemerkungen
dienen.
Die Krätze ist ein Ausschlag, welcher in der Gestalt kleiner,
weißer, hirsenartiger, mit einem röthlichen oft etwas harten
Rande umgebener Bläschen, oder auch größerer mit einer scharfen
Materie gefüllter Pusteln, zuerst und am häufigsten an den
Handgelenken und zwischen den Fingern, überhaupt an den
Biegungen der Gelenke erscheint, und von da sich weiter, oft
über den ganzen Körper, höchst selten aber über das Gesicht
verbreitet. Es ist der Krätze eigenthümlich, daß sie ein anhal-
tendes arges Jucken erregt, welches während des Reibens und
Kratzens sich in einen angenehmen Kitzel, nachher aber in ein
lästiges Brennen verwandelt.
Die Krankheit ist sehr ansteckend, denn die leiseste Be-
rührung eines Krätzkranken selbst, oder auch nur irgend eines
Gegenstandes, der vorher von ihm berührt wurde, ist hin-
reichend zur Ansteckung. Eine gewisse Empfänglichkeit für das
Krätzgift gehört allerdings dazu, um von ihm angesteckt zu wer-
den; allein dem größten Theile der Menschen geht leider diese
Empfänglichkeit nicht ab, und zu dem kann sie noch erworben
und gesteigert werden durch mancherlei äußere Verhältnisse,
z. B. durch veränderte Lebensart, durch wärmere Jahreszeit,
durch anhaltende Beschäftigung mit Wolle und Baumwollle,