Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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verbreitet, daß es von großer Wichtigkeit ist, dem Uebel auf 
alle mögliche Weise zu steuern, und seiner Weiterverbreitung 
Grenzen zu setzen. Die großherzogliche Regierung hat bereits, 
gleich mehreren benachbarten Regierungen, zweckmäßige polizei- 
liche Maßregeln angeordnet, sowohl um das Einschleppen dieser 
ansteckenden Krankheit aus dem Auslande durch herumziehende 
Handwerksgesellen und Gewerbsleute, und die Verbreitung der- 
selben im Lande zu beschränken und zu verhindern, als auch 
um den bereits Angesteckten die Heilung so viel wie möglich zu 
erleichtern. Da aber Ungewißheit hinsichtlich der Natur und 
Folgen dieser Krankheit und daher rührende Gleichgiltigkeit 
gegen dieselbe eben sowohl, als Unbekanntschaft mit den Mitteln, 
um sich vor derselben zu schützen, und sie, wenn man von ihr 
befallen zu sein das Unglück hat, auf die sicherste Art und ohne 
nachtheilige Folgen zu heilen, mit zu den wirksamsten Ursachen 
der großen Verbreitung derselben gehören; so ist es noth- 
wendig, diejenigen, die hierüber noch nicht gehörig unterrichtet 
sind, zu belehren, und hierzu mögen folgende Bemerkungen 
dienen. 
Die Krätze ist ein Ausschlag, welcher in der Gestalt kleiner, 
weißer, hirsenartiger, mit einem röthlichen oft etwas harten 
Rande umgebener Bläschen, oder auch größerer mit einer scharfen 
Materie gefüllter Pusteln, zuerst und am häufigsten an den 
Handgelenken und zwischen den Fingern, überhaupt an den 
Biegungen der Gelenke erscheint, und von da sich weiter, oft 
über den ganzen Körper, höchst selten aber über das Gesicht 
verbreitet. Es ist der Krätze eigenthümlich, daß sie ein anhal- 
tendes arges Jucken erregt, welches während des Reibens und 
Kratzens sich in einen angenehmen Kitzel, nachher aber in ein 
lästiges Brennen verwandelt. 
Die Krankheit ist sehr ansteckend, denn die leiseste Be- 
rührung eines Krätzkranken selbst, oder auch nur irgend eines 
Gegenstandes, der vorher von ihm berührt wurde, ist hin- 
reichend zur Ansteckung. Eine gewisse Empfänglichkeit für das 
Krätzgift gehört allerdings dazu, um von ihm angesteckt zu wer- 
den; allein dem größten Theile der Menschen geht leider diese 
Empfänglichkeit nicht ab, und zu dem kann sie noch erworben 
und gesteigert werden durch mancherlei äußere Verhältnisse, 
z. B. durch veränderte Lebensart, durch wärmere Jahreszeit, 
durch anhaltende Beschäftigung mit Wolle und Baumwollle,
	        
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