Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

Friedrich Wilhelm IV. 65 
zuschlagen. Unerfüllbar erscheint aber nicht nur für jetzt, sondern 
für alle Zeiten die Hauptforderung der Sozialdemokratie, nämlich 
die Aufhebung des Privatbesitzes und die Vereinigung 
alles Besitzes in der Hand des Staates, der damit auch die Ver- 
pflichtung übernimmt, für den Unterhalt sämtlicher Bewohner zu 
sorgen. Die Sozialisten erklären den Privatbesitz für eine Un- 
gerechtigkeit, und einer von ihnen behauptete sogar, die bisherige Art 
und Weise, Eigentum zu erwerben, sei als „Diebstahl“ zu erachten. 
Sie übersahen aber, daß der Privatbesitz in der verschiedenartigen 
Begabung und Leistungsfähigkeit der Menschen durchaus gerecht- 
fertigt ist. Er hat sich auch allezeit als die Haupttriebkraft für die 
Entfaltung und Anspannung der dem Menschen innewohnenden 
geistigen Kräfte erwiesen, die erlahmen würden, wenn große Leistungen 
nicht mehr ihren entsprechenden Lohn finden sollten. Es käme 
schließlich dahin, daß die Kulturvölker wieder in den Zustand der Ur- 
zeit zurückfielen. 
Die Pariser Februarrevolution 1848. [Sturz Louis 
Philipps 1848; zweite Republik 1848 bis 1852; 
zweites Kaiserreich 1852— 1870.] Wie mächtig bereits 
die Bewegung unter den französischen Arbeitern angewachsen war, 
zeigte die Pariser Februarrevolution des Jahres 1848. 
Die Regierung Ludwig Philipps verweigerte damals eine Er- 
weiterung des Wahlrechts, die von den Republikanern gefordert 
wurde, um dadurch ins Parlament zu gelangen und dort die sozia- 
listischen Wünsche zu verwirklichen. Darüber kam es in der Haupt- 
stadt zu einer furchtbaren Aufregung und zu einem mörderischen 
Barrikadenkampf, vor dem Ludwig Philipp nach England 
flüchtete (7 1850). Das Königtum wurde nun sofort abgeschafft und 
die Aufrichtung einer Republik beschlossen, die durch eine „pro- 
visorische Regierung" von fünf Männern vorbereitet werden sollte. 
In dieser Zwischenzeit suchten nun die Sozialisten ihre übertriebenen 
Wünsche zu verwirklichen. Um aber zu beweisen, wie undurchführbar 
die Ansichten selbst des begabtesten unter ihnen, Louis Blancs, seien, 
entsprachen die nichtsozialistischen Mitglieder der provisorischen 
Regierung dem „Rechte auf Arbeit“ und richteten sogenannte 
Nationalwerkstätten ein, die den brotlosen Klassen Arbeit 
und Unterhalt gewährten. In der Tat, schon nach kurzer Zeit zeigte 
sich, was die Verständigen vorausgesehen hatten: jene Werkstätten 
Jaenicke, Deutsche und brandenburg.-preuß. Geschichte. III. 11. Aufl. 5
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.