Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

sowohl in hygienischer Hinsicht als mit Bezug 
auf die Ernährung der Kranken 
Verhältnisse bietet. 
Gegen den Gebrauch geistiger Getränke kann, 
so bemerkt Stabsarzt Wicke, nichts eingewendet 
werden, so lange dieselben, wie dies im All- 
gememen in Togo der Fall ist, in mäßigen 
Grenzen genossen werden. Für Kranke und 
Rekonvalescenten sowie für Personen, die, wie 
5.B. auf Reisen, schwere körperliche Anstrengungen 
zu bestehen haben, sind die alkoholischen Ge- 
tränke durchaus nothwendig. Auch können die- 
selben Personen, welche von Europa her an 
ihren Genuß gewöhnt sind, nicht gänzlich ent- 
zogen werden. Die Eingeborenen machen nach 
den Erfahrungen des Herrn Wicke keinen sehr 
ausgedehnten Gebrauch von geistigen Getränken. 
Dagegen lieben sie den Tabak in hohem Grade. 
Derselbe wird auch von einzelnen Europäern 
in erstaunlicher Menge vertilgt, was einen un- 
gunstigen Einfluß auf die Gesundheit, uusbesondere 
das Nervensystem, zur Folge hat. 
ziemlich günstige 
Spirituosenbandel im südwestafrikanischen 
Schutzgebict. 
Das Augustheft der „Berichte der Rhei- 
nischen Missionsgesellschaft" veröffentlicht Be- 
richte der Missionare Wiese und Meyer aus 
Otjimbingue vom Anfang dieses Jahres. Beide 
Missionare klagen über das Ueberhandnehmen 
des Branntweinhandels, welcher viel Unheil 
aurichte, seitdem ein Engländer Namens 
Stevenson eine richtige Branntweinschenke in 
Otjimbingue eingerichtet habe und die Ein- 
geborenen verleite, ihr Vieh für Branntwein 
zu verkaufen. — Bekanntlich sind Schritte ge- 
than, um diesen Handel zu überwachen und 
zu beschränken. Der Kaiserliche Kommissar a. i. 
hat unter dem 1. April d. J. eine Verord- 
nung erlassen (vergl. Nr. 7 des „Deutschen 
Kolonialblattes“ vom 1. Juli d. J.), wonach 
u. A. demjenigen, Ha 
Spirituosen, insbesondere durch übermäßigen 
Verkauf oder Verschenken an Eingeborene An- 
laß zu Ausschreitungen giebt, die Erlaubniß 
zum Handel ohne Weiteres entzogen werden 
kann. Auch werden die Häuptlinge der ver- 
schiedenen Stämme veranlaßt werden, ihrerseits 
geeignete Maßregeln gegen den Spirituosen- 
konsum zu ergreifen. 
———— —. 
welcher durch Handel mit 
  
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# ebnestneeeeenernenen. 
IV. Titterar. Besprechungrn. 
Mr. C. M. Woodford, dessen Vortrag 
über die Entdeckung und Erforschung der 
Salomons-Inseln wir in letzter Nummer er- 
wähnt haben, hat in den Jahren 1886, 1887 
und 1888 drei verschiedene Reisen nach der 
zum Theil deutschen Inselgruppe unternommen, 
welche er in einem kürzlich in London er- 
schienenen Buche: „A naturalist among the 
head hunters“ (London, George T’hilip 
& Son, 32 Fleet-Str.) beschreibt. 
Obgleich der Verfasser ausdrücklich betont, 
daß er sich nur zu wissenschaftlichen Zwecken, 
insbesondere zur Bereicherung seiner zoologischen 
Sammlungen auf der Inselgruppe aufgehalten 
habe, giebt er doch mancherlei Einzelheiten, die 
auch vom wirthschaftlichen und kommerziellen 
Standpunkt von besonderem Interesse sind. 
Nach einer eingehenden Schilderung der 
Entdeckung der Inseln durch die Spanier, wobei 
er dieselben gegen den Vorwurf der Grausamkeit 
gegen die Eingeborenen warm in Schutz nimmt, 
theilt der Verfasser mit, daß nach dieser Zeit 
die Inseln über 200 Jahre von Weißen nicht 
mehr besucht worden seien, so daß man schließlich 
an ihrer Existenz zu zweifeln begann, bis sic 
Ende vorigen Jahrhunderts zum zweiten Male 
entdeckt wurden. Seitdem sind sie gelegentlich 
von Walfischfängern besucht worden, bis seit 
dem Jahre 1863 ziemlich regelmäßig Schiffe 
behufs Anwerbung von Arbeitern für die 
Fidschi-Inseln und Queensland dort verkehrten. 
Die Schilderung der auf die Arbeiter- 
anwerbung bezüglichen Verhältnisse gehört zu 
dem Interessantesten, was das Buch bietet. 
Der Anfang der Arbeiteranwerbungen 
wurde 1863 durch pernanische Sklavenhalter 
gemacht, welche von der Oster-Insel Ein- 
geborene entführten, um sie auf den Guano-= 
inseln zu verwenden. 1865 wurden die ersten 
eingeborenen Arbeiter nach den Fidschi-Inseln 
gebracht. Diese ersten Arbeiteranwerbungen 
waren nichts als Sklavenjagden und wollten 
nichts anderes sein. Systematisch wurden die 
Anwerbungen auf den Salomons-Inselu seit 
1870 betrieben. Es herrschten hierbei bis 
zur Besitzergreifung der Fidschi-Inseln durch 
England die ärgsten Mißstände, welche sich 
dann etwas besserten, indem Verordnungen 
und Gesetze erlassen wurden und sich auch auf 
den Werbeschiffen Regierungsagenten befinden 
mußten. Diese waren indessen meist unzuver- 
lässig und bestechlich. Geordnete Zustände 
traten erst ein, als Mr. Anson die betreffende 
Verwaltung übernahm, so daß die Arbeiter-
	        
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