Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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anwerbung jetzt als durchaus geordnete und 
gesetzliche bezeichuet werden kann. Wenn hier 
und da noch einzelne Ungerechtigkeiten vor— 
kämen, so sind sie unvermeidlich; es giebt da— 
gegen nur ein Mittel: gänzliche Unterdrückung 
der Arbeiteranwerbungen. Wesentlich un— 
günstiger als über die von den Fidschi-Infeln 
aus betriebenen Werbungen urtheilt der Ver— 
fasser über diejenigen von Oucensland aus, 
wo heute noch schlimme Zustände zu herrschen 
scheinen. 
Der Verfasser hat sich meist im englischen Theil 
der Inselgruppe aufgchalten, hat aber auch die 
deutsche Shortland-Insel und die ebenfalls 
deutschen Inseln Fauro und PMsabel besucht. 
Er schildert die sämmtlichen Inseln als 
meist mit Urwald bedeckt und fruchtbar. Der 
höchste von ihm gesehene Berg ist 10 000 Fuß 
hoch. Er erwähnt einen noch thätigen und 
mehrere erloschene Vulkanec. 
Die Eingeborenen werden als mißtrauisch 
und den Weißen fast durchweg feindlich gesinnt 
geschildert. Einzelne Ortschaften sind berüchtigt 
wegen ihrer vielen erfolgreichen Anfälle auf 
Werbeschiffe, wobei dann stets die ganze Mann- 
schaft ermordet und verspeist wurde. — Auch 
die Ortschaft Alu auf der Shortland-Insel, 
wo der Verfsasser seinen ersten Aufenthalt 
nehmen wollte, war früher sehr verrufen, in- 
dessen sollte sich das Einvernehmen zwischen 
Eingeborenen und Weißen durch entgegen- 
kommendes Auftreten der in der Gegend an- 
sässigen Händler gebessert haben, weshalb der 
Verfasser sich zur Landung daselbst entschloß. 
Er hat zwei Monate dort zugebracht und 
seinen Aufenthalt daselbst nicht zu bereuen 
gehabt. 
Auf seiner zweiten Reise hat der Verfasser 
deutsches Gebiet nicht berührt, dagegen besuchte 
er 1888 die Insel Rsabel und war im Stande, 
den Hafen wiederzufinden, in welchem die 
Spanier etwa 300 Jahre vorher zuerst Anker 
geworfen hatten. Wir haben hierüber früher 
bereits Einiges mitgetheilt. « 
Die Küste, welcher viele und für größere 
Schiffe sehr gefährliche Riffe vorgelagert sind, 
fand der Verfasser von Eingeborenen fast ganz 
verlassen. 
aus ihre Streifzüge häufig bis hierher aus- 
dehnten, ihre Wohnsitze tief in die Berge im 
Innern der Insel verlegt. An manchen Stellen 
kamen jedoch Eingeborene, welche das Schiff 
von ihren Bergen aus gesehen hatten, an die 
Küste und einzelne wünschten sich für die 
Fidschi-Inseln oder Queensland anwerben zu 
lassen, während andere bereits dort gewesen 
Sie erwähnten, daß seit einiger Zeit 
waren. 
Dieselben hatten aus Furcht vor 
den Menschenjägern, welche von New-Georgia 
  
  
kein Werbeschiff mehr an der Küste gewesen 
sei, und es wurde ihnen bedeutet, daß sie auch 
keine Aussicht haben würden, ihre Wünsche 
erfüllt zu sehen, da, seitdem die Insel deutsch 
geworden, die Arbeiteranwerbungen für die 
genannten englischen Besitzungen verboten seien. 
Weiße leben auf den Salomons-Inseln 
noch wenige; nur vier oder fünf Händler, meist 
Engländer, haben sich daselbst niedergelassen. 
Der Verfasser rühmt deren verständiges Auf- 
treten den Eingeborenen gegenüber und widmet 
einem derselben, welcher trotz seiner Beliebtheit 
bei den Eingeborenen ermordet wurde, einen 
warmen Nachruf, in welchem er hervorhebt, 
daß die Mörder nur solche gewesen sein konnten, 
welche den Ermordeten nicht kannten. 
Die gesammten Verhältnisse, namentlich 
auch die fortwährenden Feindseligkeiten der 
nächstbenachbarten Dörfer untereinander, haben 
außerordentlich viel Aehnlichkeit mit den aus 
dem Bismarck-Archipel bekannt gewordenen. 
Das Buch darf als eine schätzenswerthe 
Bereicherung unserer Kenntniß der neuer- 
worbenen deutschen Schutzgebiete betrachtet 
werden. 
  
V. Tiklteratur-Verzeichnik. 
74. Kettlers Handkarte von Deutsch-ÖOst- 
Afrika. 1:3.000 000. Chromolilh. gr. Fol. 
1.— M. 
Verlag des geographischen Instituts Weimar. 
75. Knochenhauer, B., Die Goldfelder in 
Transvaal mit besonderer Berürcksichti- 
gung der de Kaap-Goldfelder. 1,— M. 
Verlag von Walther & Apolant, Berlin. 
76. Stanley, H. M., Im dunkelsten Afrika. 
Aufsuchung, Rettung und Rückzug Emin 
Paschas, Gouverneurs der Aeguatorial- 
provinz. Aus dem Englischen von H. v. Wo- 
beser. Mit 150 Abbildungen und 3 Karten. 
2 Bände. 3. Aufl. 20,— M., gebunden 22,— M. 
Verlag von F. A. Brockhaus, Leipzig. 
77. Wissmann, H. v., Antwort auf den offenen 
Brief des Herrn Dr. Warneck über die 
Thätigkeit der Missionen beider christ— 
lichen Konfessionen. 0,60 M. 
Verlag von Walther & Apolant, Berlin. 
78. Wissmann, H., L. Wolff, C. v. Frangois, 
H. Müller, Im Innern Afrikas. Die Er- 
forschung des Kassai während der Jahre 
1883, 1884 und 1885. Mit über 100 Abbildungen 
und 3 Karten. 2. Aufl. 12,— M., gebd. 14,.— M. 
Verlag von F. A. Brockhaus, Leipzig.
	        
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