Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

flachen trockenen Sandbodens eine den deut— 
schen Marschen ähnliche dunkel gefärbte Erde. 
Die Vegetation wird mit einem Schlage eine 
audere. Einzelne große Urwaldbäume stehen 
zwischen Oelpalmen und diese wieder zwischen 
einem 4 bis 5 Meter hohen, Zuckerrohr ähn— 
lichen Grase. Die Fruchtbarkeit ist eine groß- 
artige. 
Die hier liegenden Dörfer beschäftigen sich 
mit Anfertigung von Baumwollzeug und Jagd. 
Palmkerne werden fast gar nicht zur Küste 
gebracht. Das gewonnenc Oel dient größten- 
theils zur Bereitung der Speisen der Einge- 
borenen. 
Sobald das Dorf Gadja passirt ist, be- 
ginut ein ausgebreitetes Netz von Flüssen und 
Wasserläufen, welche fast sämmtlich aus dem 
Aguberg entspringen. In der Regenzeit treten 
sie aus ihren Ufern und setzen einen Theil der 
Niederungen unter Wasser, ihr Wasser ist sonst 
kristallktlar und angenehm kühl. Der Bi-Fluß 
ist von allen der bedeutendste, er ist etwa 
3 Meter breit und 1 Meter tief mit 30 Centi- 
meter Wasser im sandigen Flußbett. 
Von Atawie aus wurde eine Besteigung 
des Aguberges unternommen. Der Weg hinauf 
ist fast ganz mit Oelpalmen bestanden, eine 
Menge kleiner Bäche, die auf dem Berge ent- 
springen, fließen ins Thal. Eine große An- 
zahl kleiner Proviant-Farmen ist hier angelegt. 
Der Boden des Berges besteht aus zersetztem 
Gneis, reichlich mit Glimmer und vegetabilischen 
Stoffen gemischt. 
In dem auf der Höhe gelegenen Dorfe 
Kebuti ist eine größere Anzahl gut tragender 
Kokospalmen vorhanden. Die Aussicht auf die 
Umgegend und die höher gelegene Bergspitze 
war durch Regen und niedrige Wolken ver- 
sperrt. 
NRicinus und Croton, die beiden in der 
Medizin verwandten Pflanzen, waren wie in 
jedem andern Dorfe, so auch hier auf des 
Berges Spitze angepflanzt; die Samen beider 
Gewächse werden von den Eingeborenen als 
Abführmittel benutzt. Die Blätter von Croton 
werden in Wasser ausgewaschen; dieses Wasser 
dient getrunken und als Bad als Mittel gegen 
gelbes Fieber, und zwar nach Angabe der Ein- 
geborenen mit Erfolg. 
Von Atawie nach Misahöhe sind 47 3/8 Kilo- 
meter zurückzulegen. Bis in die Nähe des 
Dorfes Tove I. ist der Boden ein sehr frucht- 
barer, von hier an aber wechselt Savanne auf 
Geröll und Steinboden mit reichem Marsch- 
boden, von klaren Bächen durchkreuzt, fort- 
während ab. 
Station Misahöhe ist auf einem Vorsprung 
des Agotime-Berges etwa 90 Meter über dem 
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— 
Dorfe Jo (360 Meter überm Meere) angelegt. 
Zwei Karawanensteige von Salaga und Kpando 
münden hier zusammen. 
Der Platz, wo die Station gebaut ist, 
bildet eine Art Berggrat, kaum 50 Meter 
breit, und fällt nach drei Seiten scharf ab. 
Zu beiden Seiten befinden sich Quellen, welche 
in tiefen Rinnen ihr klares Wasser dem unten 
liegenden Flachland zusenden. Der Boden 
besteht aus theilweise zersetztem, mit Humus 
gemischtem Gestein und ist mit hohem Grase 
und einzelnen kleinen knorrigen Bäumen be- 
wachsen. 
Die gepflanzten Produkte gedeihen ganz 
gut. Mit Premierlieutenant Herold wurde 
ein Marsch übers Gebirge nach Agome Tounbe, 
Kame, Lecklebi und Deme unternommen. Bis 
Kame ausgeprägtes Gebirgsland, wird das 
Terrain bis Lecklebi hügelig und geht dann 
bei Deme in Flachland über. Gutes Land ist 
nur wenig in einzelnen Niederungen zu finden. 
Der größte Theil des Flachlandes ist Savannc, 
das Gebirgsland aber meistens zu scharf ab- 
fallend und deshalb zur Bebauung unbrauchbar. 
Die mit Urwald bestandenen Berge sind 
voll von Kautschukbäumen und Gummi lie- 
fernden Lianen. Von den in der Nähe woh- 
nenden Eingeborenen wird bereits ein bedeu- 
tendes Quantum davon in den Handel gebracht. 
Anfang September wurde der Rückmarsch von 
Misahöhe nach der Küste angetreten. Von 
Kussunto nach Jweppe — 11 ¼ Kilometer — 
wechseln Boden und Flora fast alle 5 Minuten; 
vorherrschend sind Savannen, mit Oelpalmen 
bestandene Flächen, Niederungen mit hohem 
Grase und unbenutzter Hochwald. Die Pro- 
viant-Anpflanzungen der Eingeborenen sind 
bald auf diesem, bald auf jenem Stück ange- 
legt. Flüsse mit gutem Wasser sind reichlich 
vorhanden. 
Das Terrain zwischen Iweppe und Atikbue 
— 8¼ Kilometer — und zwischen Atiköne 
und Sulpe — 7 ½ Kilometer — ist mit Aus- 
nahme kleiner Plätze, die mit Oelpalmen be- 
pflanzt sind, steiniger armer Boden; einzelne 
Stellen, die bessere Erde zeigten, waren von 
den Eingeborenen mit Jams, Okra, Bohnen 2c. 
bepflanzt. 
Es folgt bis Kpetu (9¾ Kilometer) Sa- 
vanne. Eine Menge Fächerpalmen lassen auf 
die Armuth des sandigen Bodens schließen. 
Einzelne Niederungen, die in der nassen Jahres- 
zeit unter Wasser stehen, zeigen einen dunkleren 
Boden und auf Grund der länger anhaltenden 
Feuchtigkeit höher gewachsenes Gras, im übrigen 
ist dieser Boden ebenso geringwerthig wie der 
andere.
	        
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