Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

—.— 
auch soll der Hafen außerordentlich schnell von 
Süden her versanden. Diese verschiedenen An- 
gaben sind schwer in Einklang zu bringen und 
es ist deshalb kaum möglich, über den Werth 
des Hafens ein sicheres Urtheil zu fällen, ehe 
eine genaue Vermessung und eine länger an- 
dauernde Beobachtung der jährlichen Ver- 
änderungen stattgefunden hat. 
Der Hafen bietet für Schiffe, die ihn an- 
laufen können, einen sicheren Ankerplatz, der 
nur nach Norden offen ist, und hat den Vorzug, 
daß man in der Nähe des Strandes frisches 
Wasser bekommen kann. Ein großer Nachtheil 
dagegen ist, daß es an einem Wege nach dem 
Innern fehlt, das durch eine vorgelagerte 
Dünenkette abgesperrt ist. Gegenwärtig geht 
der Weg über Walfischbai. 
Fleisch ist mit einigem Aufenthalt zu be- 
kommen, gelegentlich auch Kohlen in kleinen 
Quantitäten von der Deutschen Westafrikanischen 
Kompagnie, die hier eine Exportschlächterei 
eingerichtet hat. Im Uebrigen sind irgend- 
welche Hülfsmittel nicht vorhanden. 
C. Angra-Pequena. 
Hafen, sondern besteht aus einer Reihe von 
Buchten, von denen die am weitesten nach 
Westen gelegenen nach Norden hin offen sind, 
während die östlichen durch vorgelagerte Inseln 
Schutz finden. Der Ankergrund ist gut und 
Schisfe von jedem Tiefgang finden einen 
gesicherten Ankerplatz. Die Inseln gewähren 
eine völlige Deckung gegen die Dünung des 
Oceans; das Landen ist leicht und bequem. 
Der vorherrschende südwestliche Wind wird 
zwar Nachmittags häufig stark, bringt aber 
teine Gefahr. Um die Inseln führen zwei, 
und für kleinere Fahrzeuge sogar drei Wege 
nach den östlichen Buchten. 
währt die südliche, Robert-Hafen genannt, den 
Schiffen Schutz gegen alle Winde; Angra- 
Pequena dürfte daher der beste Hafen an der 
ganzen südlichen Westküste Afrikas sein, mit 
Ausnahme vielleicht der Saldanha-Bucht, 
50 Seemeilen nördlich der Tafelbai. Ein Ver- 
sanden des Hafens scheint nicht stattzufinden, 
die Tiefenverhältnisse scheinen sich vielmehr 
etwas gebessert zu haben, doch könnte auch 
hier erst eine genaue Vermessung und länger 
andauernde Beobachtung Aufschluß geben. Das 
Klima ist gut, die Hitze belästigt nicht, da fast 
beständig ein frischer SWW.-Wind weht. Das 
Uferland ist kahl und besteht aus Sand und 
Fels; um den Hafen zieht sich ein breiter 
Gürtel von Treib= und Flugsand, welcher die 
Verbindung mit dem Innern sehr erschwert. 
Fleisch ist in Angra-Pequena zwar zu 
bekommen, doch müssen die Thiere erst aus 
80 
½% 
  
— 
dem Innern geholt werden; Wasser ist nicht 
vorhanden und wird durch Kondensation ge— 
wonnen oder aus Kapfstadt geholt. 
Angra-Pequena würde mit verhältnißmäßig 
leichter Mühe zu einem recht guten Hafen 
gestaltet werden können. Die theilweise felsigen 
Ufer scheinen das Versanden zu verhindern, 
während sie andererseits die Anlage von 
Brücken zum Landen, Laden und Löschen 
erleichtern, da das Wasser bis dicht unter 
Land eine genügende Tiefe für mittlere Fahr- 
zeuge besitzt. Schon in seiner jetzigen Gestalt 
würde der Hafen zu Export= und Import- 
zwecken durchaus brauchbar sein; durch künst- 
liche Bauten aber wäre selbst weitgehenden 
Anforderungen zu genügen, wenn sich das 
Bedürfniß herausstellen sollte, auch sehr große 
und tiefgehende Schiffe in aller Sicherheit 
befrachten und löschen zu können. « 
Die Hauptbedingung für jeden Hafen an 
dieser Küste, welcher von Sandwich-Hafen und 
Walfischbai nicht erfüllt wird, nämlich stabile 
Teiefenverhältnisse, scheinen hier vorhanden zu 
sein. Der einzige und große Mangel ist das 
  
Von diesen ge- 
Neul# isch FIOTNLNK e i## n 
.«.. .».» ..»»Hehle-uponfnfkhesuAsnmI,abcicvijtmcht 
Angra-Pequena ist ebenfalls kein geschlossener ausgeschlossen, daß man durch Anstauung von 
Regenwasser oder Bohren artesischer Brunnen 
diesem Nachtheile abhilft. 
Wegebau im Bezirksamte Diktoria (Ramerun). 
Ueber den Fortgang des Wegebaues im 
Bezirksamte Viktoria wird aus Kamerun 
Folgendes gemeldet: 
Die Landungsstelle von Viktoria liegt 
anßerhalb der Ortschaft selbst und besteht aus 
einem schmalen und niedrigen Streifen Sandes, 
der bei guter See zur Fluthzeit an einigen 
Stellen regelmäßig überschwemmt wird und 
  
hinter welchem ein großer vielfach gewundener 
Sumpf liegt, welcher an einer Stelle, ungefähr 
10 Minuten von den ersten Häusern Viktorias 
entfernt, mit dem Meere in siets offener Ver- 
bindung steht. Nahe dieser Einmündungsstelle 
der Sce ist der Sumpf ungefähr 60 Schritte 
breit und so seicht, daß selbst bei Niedrig- 
Wasser ein Mann kaum bis an die Hüften 
benetzt wird. Hier ist der Platz, wo eine 
Ueberbrückung stattfinden muß, um das gegen- 
überliegende alsbald steil anstrebende Ufer zu 
erreichen. Gegenwärtig versieht ein von den 
Schwarzen hinüber und herüber geschobenes 
Kanu die Stelle der Brücke. Ist man auf 
diese Weise an das jenseitige Ufer gelangt, so 
betritt man einen vom Bezirks-Amtmann 
Dr. Krabbes angelegten bequemen Weg, 
welcher bereits bis zum Kamm des Vor-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.