Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

getrieben und alle Gehöfte zerstört. Meliare 
selbst ist nach einem kleinen Nachbarstaate, 
Rombo, geflohen. Dieses Alles erzählte mir 
Mandara mit der Miene eines Weltbe- 
siegers. 
Am folgenden Morgen begab ich mich 
unter Vortritt von zwanzig, mir von Major 
Wissmann bereitwilligst zur Verfügung ge- 
stellten Soldaten und in Begleitung des Herrn 
v. Eltz, den der Herr Reichskommissar als 
seinen Agenten in Moschi einzuführen mich 
gebeten hatte, zu Mandara, um die Geschenke 
Seiner Majestät des Kaisers zu über- 
reichen. Vor dem Eingange zum Hause 
Mandaras bildeten die Soldaten Spalier, 
und unter präsentirtem Gewehr überreichte ich 
dem Sultan als Freundschaftszeichen Seiner 
Majestät einen Ring mit den Kaiserlichen 
Initialen in Brillanten, Krönungsmantel und 
Helm. Darauf füllte ich einen schweren Humpen 
mit perlendem Champagner und kredenzte ihn 
Mandara, um auf 
Majestät zu trinken. Ohne abzusetzen, wurde 
der Humpen geleert und zur abermaligen 
Füllung zurückgereicht. Im Laufe des Vor- 
mittags erfolgte die Uebergabe der anderen 
Geschenke. 
Nachdem Mandara seine sämmtlichen 
Geschenke erhalten, erkundigte ich mich, ob er 
zufrieden sei, worauf er entgegnete: „Du haft 
mir viele Wunder gebracht, aber keine Kanone, 
wie meine Leute sie in Berlin gesehen haben, 
und die so groß ist, daß man darin schlafen 
kann!" Als ich ihm bedeutete, alle seine Krieger 
zusammen seien nicht im Stande, eine solche 
Kanone aufzuheben, geschweige denn zum Kilima- 
ndscharo zu bringen, meinte er: „Aber meine 
Leute haben auch kleine Kanonen mit vier 
Pferden gesehen, warum hast Du denn keine 
solche gebracht?“ 
Ich entgegnete ihm, auch diese Kanonen 
seien zu schwer, um sie zu ihm zu tragen, 
versprach ihm aber zwei Geschütze mit je vier 
Pferden, sobald er von Pangani zum Kilima- 
ndscharo eine fahrbare Straße würde herge- 
stellt haben. Damit beruhigte er sich. 
Zwei Tage nach Uebergabe der Geschenke 
hißte Mandara in meiner und Herrn v. Eltz 
Gegenwart in seiner Residenz die deutsche 
Flagge und veranlaßte die Fürsten von acht 
seiner Nachbarstaaten ein Gleiches zu thun. 
Später sind dann noch die in der Ebene ge- 
legenen Republiken Kahe und Arusche-wasjini 
seinem Beispiele gefolgt. Mandara hat mich 
während meines Aufenthaltes in Moschi mit 
Geschenken an Ochsen und Schafen geradezu 
überschüttet und sich in jeder Hinsicht freund- 
schaftlich gezeigt. 
das Wohl Seiner 
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S 
Einige Tage nach Uebergabe der Geschenke 
trat ich die Rückreise nach der Küste an und 
traf am 8. April wieder in Zanzibar ein. 
Versuchsplantage in Togo. 
Seitens des Kaiserlichen Kommissariates 
für das Togo-Gebiet sind seit etwa zwei 
Jahren im Verein mit der Firma J. K. Vietor 
auf dem Regierungsgrundstück bei Sebbe Ver- 
suche mit dem Anbau tropischer Pflanzen in 
kleinem Maßstabe vorgenommen worden. Die- 
selben haben günstige Ergebnisse erzielt. Es 
hat sich gezeigt, daß Tabak gut gedeiht und 
von Sachverständigen in größerem Stil mit 
Aussicht auf Erfolg angebaut werden könnte. 
Die Berichte über die nach Deutschland ge- 
sandten Tabaksproben lauten so günstig, daß 
Herr Vietor beabsichtigt, ein größeres Unter- 
nehmen zum Zwecke des Tabaksbaues in Togo 
zu Stande zu bringen. Eine kleine Kaffee- 
plantage von etwa 100 Bäumchen ist angelegt 
worden; ein Urtheil über das Ergebniß ist 
jedoch erst in etwa vier Jahren zu erwarten. 
Die angepflanzten Baumwollenstauden haben 
sich gut entwickelt. Bekanntlich ist kürzlich ein 
Sachverständiger nach Togo entsandt worden, 
um sich über die Rentabilität des Anbaues 
von Baumwolle daselbst aus eigener Anschauung 
ein Urtheil zu bilden. Auch mit der An- 
pflanzung von Kakao werden demnächst Versuche 
gemacht werden. 
Rrankenpflege in Sanzibar. 
Wie die „Nachrichten aus der ostafrika- 
nischen Mission“ melden, ist zwischen dem Vor- 
stande der Evangelischen Missions-Gesellschaft 
für Deutsch -Ost-Afrika und der westfälischen 
Brüderanstalt Nazareth bei Bielefeld ein Ver- 
trag abgeschlossen worden, dessen wesentlichste 
Bestimmungen folgende sind: 
Die Brüderanstalt Nazareth entsendet zum 
1. Mai 1890 in das der Evangelischen Mis- 
sions-Gesellschaft für Deutsch-Ost-Afrika ge- 
hörige Krankenhaus zu Zanzibar den Pastor 
Worms als vorstehenden Bruder und Seel- 
sorger, welchem zum Oktober 1890 zwei andere 
Brüder folgen werden. Die Brüder übernehmen 
unter der Leitung des Krankenhausarztes die 
männliche Krankenpflege des Hauses. 
Die Leitung des Hauswesens hat die Lei- 
tende unter den Schwestern, die unter Um- 
ständen auch zur Krankenpflege herangezogen 
werden können. Es wird in bestimmte Aus- 
sicht genommen, daß die weiblichen Hülfskräfte
	        
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