Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Belltown bepflanzt. Ferner wurde durch den 
Gärtner Tille auf dem Wege nach Aquatown 
im Mai eine Anlage für ctwa 2000 Pflanzen 
ausgeführt. Ueber das Ergebniß dieser Versuchs- 
anlagen sind Berichte bis jebt nicht einge- 
gangen. 
Goldberg hält für die günstigste Zeit 
zum Pflanzen in Kamerun das Ende der 
großen Negenzcit, d. h. die zweite Hälfte des 
Monals September und den Monat Oktober. 
III. Südwestafrila. 
Aus dem südwestafrilanischen Schubgebiete 
hat Dr. Hans Schürz kürzlich eine kleine 
Probe von Baumwolle mitgebracht, welche 
im Ambo Lande kultivirt worden ist. Der 
Versuch ist in Olulonda und zwar ohne be- 
sondere Pflege gemacht worden. Zahlreiche andere 
Pläße wären nach der Meinung von Dr. 
Schinz unverhältnißmäßig günstiger. Einer 
der größten Spinnereibesitzer der Schweiz ur- 
theilt über die Probe wie folgl: 
„Die Baumwolle scheint ein Mitlelding 
zwischen amerikanischer und ägyplischer zu sein. 
Sie ist seidig, ziemlich nervig und von schöner 
Faserlänge. 
Bezug auf die Beschaffenheil der Fasern ziemlich 
viele Ungleichheiten auf: aber einc regelrechte 
Kultur würde vermuthlich auch diesen Uebel- 
stand wesentlich mildern. — So lann es nach 
meiner Ansicht leinem Zweisel unterliegen, daß 
bei richtiger Kultur die Baumwolle für die 
Spinnerei sehr Iut tangen würde und zwar 
wohl am ehesten für Webgarne in den Nummern 
60—80.4 
IV. Ost-Afrila. 
Die deutsch-oslafritanische Gesellschaft machte 
im Jahre 1886 einen Ansang mit der Banm- 
wollenlultur auf ihrer Station Madimula in 
Usaramo. Die —# nicht von ersahrenen Baum- 
wolleupflanzern gewonnene Ernte wurde 
sowohl den Klassirern der Bremer Vaum- 
wollenbörsec, wie fünf underen Sachverständigen 
zur Begntachtung vorgelegt. Das Urtheil der 
ersteren lautete: 
„Die Baumwolle ist ganz vorzüglich; die 
selbe zeichuct sich namentlich durch einen 
brillanten Stapel aus und wird um etwa 
5 Pf. höher geschäßt als middling Orleans- 
Baumwolle, welche gegenwärtig 53½ Ps. per 
½ kg netto Werth hat. Die Farbe der Baum- 
wolle ist dem Charalter der afrrikanischen 
Sorten entsprechend.“ 
548 
  
! * . mit 
Das Muster weist allerdings mit 
untersucht. 
ägyptischer Baumwolle nahekomme, die unter 
dem Namen Mako gehandelt werde; die 
Gleichmäßigfeit des Stapels lasse noch zu 
wünschen. 
Im Jahre 1887 zog die Gesellschaft serner 
Baumwolle in Korogwe in Usambara und zwar 
unter Mitwirkung eines von Aegypten aus 
engagirten Angestellten. Sie nahm an, dic ge 
eignetste Jahreszeit sei schon vorüber gewesen, 
als die Baumwollensaat in die Erde kommen 
lonntc, und daß außerdem die Aberntung um 
ein Geringes zu früh stattgesunden habe. Trotz 
dem lantete das Urtheil der Käuferin der 
Wolle, einer rheinischen Firma: 
„ Die Faser ist unstreitig seidiger wic die 
srühere Probe, dagegen ctwas lürzer im Stapel 
und scheckiger in der Farbe, was man mit dem 
Ausdruck linged bezeichnet. Jedensalls ist das 
Produkt aber ein gutes und bei gecigneter 
Kultur auf dem entsprechenden Boden cine 
gute, leicht verläufliche Baumwolle zu er- 
warten.“ 
Ende 1887 wurde noch die neu begründete 
Plantage Kikogwe am Ausfluß des Pangani 
Terassamen beslellt, doch wurde das 
Resultal dieses Versuches nicht geernict, da 
die drei vorerwähnten Stationen zu Beginn 
des Buschiri Ansstandes ansgegeben wurden. 
Ein Beamter der Gesellschaft, welcher früher 
langjährig in Teras Baumwollenbanu getrieben 
hatic und zu gleichem Zweck für Osl-Afrila enga 
girt worden ist, hat im November v. J. die 
allen in Kikogwe noch vorgesundenen Stauden 
Da dieselben von sehr guter Baum- 
wolle zeugten, ist Kilogwe von der Gesellschaft 
wieder in Betrieb genommen worden. gerner 
hat dieselbe in diesem Frühjahr für Baum- 
wollenkulturen in Usambara einen weiteren 
Pflanzer engagirt, der sich in Teras acht Jahre 
5 9 hör . ) 
Die übrigen Sachverständigen schlossen sich " 
diesem= Urtheil an, indem sie hinzusügten, daß 
die Baumwolle dem Charatkter aller afrikanischen 
Sorten entsprechend sei und den besten Sorten 
lang lediglich mit 
schäftigt hat. 
Noch eine andere Gesellschaftl, die Dentsch- 
Ostafrilanische Seehandlung Karl Perrol & Co., 
ist in Ost-Afrika mit dem Anban von Baum- 
wolle vorgegangen. Am Mkurumuji-Flüßchen bei 
Tanga hat dieselbe im November v. J. eine 
Versuchspflanzung angelegt. 
Die Gesellschaft hat in der Folge eine 
Baumwoll-Reinigungsmaschine hinaus gesandt, 
sowie Sämereien von ägyptischer und Sea. 
Island-Baumwolle, um zehn Hektar bei Tanga 
zu bepflanzen. Eine Baumwollballenpresse beab 
sichtigle sie bald folgen zu lassen. Außerdem 
hat sie tostenfrei Baumwollsamen an gceeignet 
erscheinende einheimische Schambabesitzer unter 
der Bedingung vertheilt, daß ihr der geerntete 
Ertrag verkauft werde. 
Baumwollpflanzungen be
	        
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