Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

V. Neu-Guinea. 
Seitens der Neu--Guinea-Kompagnice wurden 
zuerst im Jahre 1888 in Kaiser Wilhelms-Land 
auf den Pflanzungsstationen Constantinhafen 
und Finschhafen Versuche mit dem Anbau von 
Baumwolle gemacht, welche vollständig gelangen. 
Der Ernte im Gesammtbetrage von zwei Ballen 
war, weil die Reinigungsmaschinen noch un 
vollkommen arbeiteten, zwar Unreinheit vorzu- 
werfen, doch bezeichneten die Bremer Sachver 
ständigen dieselbe, abgesehen hiervon, als sehr 
schön; namentlich habe die Wolle einen pracht- 
vollen, langen, kräftigen, seidenartigen Stapel 
und zeige große Aehnlichkeit mit der sehr hoch 
im Werthe stehenden Sea Island-Baumwolle. 
Diese Probesendung wurde, während der Ver- 
laufswerth der gewöhnlichen Baumwolle 30 bis 
55 Pf. belrug, zu 1005 Ml. per ½ kg ver 
lauft, und suchten sich die Fabrilanten, welche 
dieselbe erstanden, den Bezug der gesammten 
Ernte von Neu-Guinca erster Hand auf längere 
Zeit zu sichern. 
Die 1889er Erme, fünf Vallen, war an 
Qualität gleich der vorhergehenden, jedoch reiner 
und brachte trotz der gesunlenen Baumwollen 
preise 1160 Ml. per ½ kg. 
Nach diesen Versuchen wurde mit der 
Baumwollenkultur in größerem Maße im 
Jahre 1890 vorgegangen. Es lieferten Constan- 
tinhafen und Finschhafen 33 Ballen, welche im 
August d. J. in Bremen eintrafen. Die Unter- 
suchung der Baumwolle hat ergeben, daß die- 
selbe an Qualität die frühere noch übertrifft, 
so daß, obwohl die Preise auf dem Wollen 
markt inzwischen abermals stark gewichen sind, 
von den Mallern Anstellung zu den alten 
hohen Preisen (116 Ml. per ½ kg) an die 
Interessenten gemacht werden“ lonnte. Die 
Ernte von Stephansort, welches auf 11 Heklar 
200 Centuer lieferte, sieht noch aus. Auf 
Herbertshöh (Bismarck-Archipel) waren im 
vergangenen Jahr 20 Hettar für Baumwolle 
in Kultur genommen worden. 
Nach den bis Juni d. J. reichenden Be- 
richten waren auf letzterer Station 10 Hektar 
bepflanzt und hatte das Pflücken begonnen; auf 
den Baumwollenfeldern sind außerdem Kokos- 
palmen derart gepflanzt, daß auf den Hellar 
120 Bäume vertheilt sind. Die Baumwollen 
pflanzung soll auf 120 Heltar ausgedehnt 
werden. In Stephansort gelangen 31 Heltar 
zur Aberntung, von welchen der Vorsteher der 
Station 27 200 kg Nohbaumwolle erwartet. 
In Constantinhafen waren am Jahresschluß 
26 Hektar alte und 9 Hetltar frisch gepflanzle 
Baumwollenselder vorhanden; 15 Heltar Frisch- 
land wurden niedergebrannt und hiervon im 
549 
Februar 1 Veltar neu mit Baumwolle bestellt, 
endlich im Juni ein frischer Zuschlag von 
10 Hettar für neuc, aus Florida bezogenc 
Zea Island-Saat in Angriff genommen. Nach 
dem leßten Bericht vom 20. August d. J. 
waren bereits 5 Hektar von dieser Saat gul 
aufgegangen. Endlich hatte Gorimahafen bereits 
etwa 30 Heltar zum Anbau von Baumwolle 
gellärt. 
Die Reinigung der Rohbaumwolle und dic 
Packung der gereinigten (Lint-) Baumwolle soll 
in Friedrich Wilhelms-Hafen zentralisirt werden. 
Die für dort nöthigen neun Reinigungsmaschinen 
(Gins), zwei Pressen sowie eine Lokomobile 
sind bereits hinausgesandt worden. 
Auch die neu gebildete Astrolabe-Kompagnic 
will auf den jetzigen Tabaksstationen an der 
Küste der Bai, welche der Seeluft zugängig 
sind, die Baumwollenlultur betreiben, da für 
Sea ll Seeluft Lel 
, almt dagegen dieselbe nicht verträgt 
Die besten Erfolge hat bis jetzt die Baum 
wollenplantage der Frau Forsayth in Ralum 
auf der Gazellen-Halbinsel aufzuweisen, welche 
sich aus den kleinsten Anfängen beim Mangel 
jeglichen Kapitals vorzüglich entwickelt hat. Im 
Wirthschaftsjahre 1888 wurden 31 000 Pfund 
Lintbaumwolle erzielt. Im folgenden Jahre 
war der Ertrag 15 ,000 Pfund, im vergangenen 
Jahr wurden 200 Hektar mit von Samoa 
importirtem Sea Island-Samen bepflanzt, und 
betrugen die im Oltober und November v. J. 
direkt nach Liverpool erfolgten Verschissungen 
bereits 70 650 Pfund Lintbaumwolle. Die 
Sea Island Saat soll vor etwa zehn Jahren 
von der deutschen Handels und Plantagen- 
gesellschaft nach Samon verpflanzt worden sein, 
und hat sich hieraus im Laufe der Zeit ein 
eigenartiges, vorzügliches Prodult, die Südsee 
Baumwolle, etwickelt. 
i 
Nachrichten von Dr. Peters. 
Am 21. September d. J. ist der Kaiser- 
liche Kommissar Dr. Peters mit Kapitän 
Bateman, dem britischen Vertreier in Taweta 
behufs Vorbereitung der Grenzregulirungs- 
arbeilten zusammengetrossen. Bei Dr. Peters 
besanden sich Kompagnieführer Johannes und 
Freiherr v. Pechmann, elwa 50 Sudanesen und 
14 Suaheli-Asikaris. Lieutenant Bronsart 
v. Schellendorff befand sich noch auf einer 
Expedition nach Masinde, um Geräthschaften 
und Lasten herauf zu eskortiren. Nachdem am 
27. September unter Betheiligung des Kapitäns 
Bateman ein Gefecht gegen den feindlichen 
Warombo-Sultan Kororo geliefert worden
	        
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