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zurück, daß sie die Spuren eines starken
Ochsentrupps in östlicher Richtung einige
Stunden weit verfolgt hätten. Am Mittwoch
brach ich bei Tagesanbruch mit 32 Reitern
(darunter den Herren v. Uechtritz, v. Döry,
Mertens, Schlimm, 16 Reitern der Truppe,
12 Eingeborenen), den Spuren folgend, auf.
Meine Absicht war, festzustellen, wohin die
Ochsenspuren verliefen und ihnen gegebenen-
falls bis in die Herero-Werften nachzugehen.
Im scharfen Marschtempo mit einigen Ruhe-
pausen erreichte ich am Abend eine Wasserstelle
im Elephanten-Fluß, 10 km nördlich Sceis.
Die Spuren der Ochsen verloren sich in
der Nähe dieses Platzes unter vielen anderen
des Herero-Viehes. Unterwegs hatte ich fest-
gestellt, daß die Diebe sich der Reitochsen be-
dient haben mußten, denn wir fanden nur an
einigen Stellen, wo sie abgesessen waren,
Menschenspuren.
Einige Berg-Damaras, die wir aufgriffen,
gaben in der ersten Angst an, daß sic mit
einigen der Diebe zusammengetroffen seien.
Zwei Herero-Frauen, denen wir begegucten,
sagten anfangs, daß sie auf ihrer zwei Tage-
reisen entfernt liegenden Werft gehört hätten,
der Truppe seien viele Ochsen gestohlen worden.
Später sagten sie jedoch aus, sie hälten nur
die Spuren des Rindviehs gesehen.
Die am Elephanten-Fluß liegenden Spuren
der Herero-Ochsen waren höchstens zwei Tage
alt. Herr v. Uechtritz hatte noch eine
Woche vorher hier Hereros angetroffen; sie
wohnten damals noch bis Seeis; von ihnen
war jetzt weit und breit nichts mehr zu sehen.
Sie hatten sich wohl infolge des schlechten
Gewissens weiter nördlich gezogen.
Schon am Nachmittag des Tages unseres
Ausmarsches hatte es stark zu regnen begonnen,
und auch die ganze Nacht hindurch hielt der
Regen an, was mich zwang, meine Absicht
aufzugeben, da die Ochsenspuren verwischt
waren.
Ich trat infolge dessen den Rückmarsch nach
Windhoek an, welches ich Donnerstag bei Ein-
brechen der Nacht wieder erreichte. Hier an-
gekommen, erfuhr ich, daß Tags zuvor am
Abend sieben Kühe und zwei Ochsen, welchc ge-
wohnt waren, im Verein mit ungefähr 30 anderen
täglich in nordwestlicher Richtung am Swachaub
entlang zu weiden und von selbst jeden Abend
hierher zum Wasser zu kommen, fehlten. Ich
richtete nunmehr ein Schreiben an den Ober-
häuptling der Herero, Samnel Maharero zu
Okahandja, indem ich unter Angabe des Sach-
verhalts und der eingeborenen Zeugen die
Forderung stellte, daß bis zum 15. Dezember
Abends 6 Uhr sämmtliches gestohlene Vieh
mit der landesüblichen Strase nach Windhoek
gebracht werden sollte. Samuel Maharero
erwiderte sofort, daß er nach Kräften sich be-
mühen werde, nach dem vermißten Vieh unter
dem Vieh seines Stammes zu forschen, bat um
eine längere Frist und meinte endlich, daß es
sich um eine so große Zahl handelte, die von
Dieben nicht fortgetrieben sein könnte, daß
möglicherweise das vermißte Vieh, das ja von
den Hereros gelauft sei, von selbst den alten
Leide= und Wasserplätzen zugelaufen sei.
Die Hereros haben augenscheinlich sofort
von unserem Zuge Nachricht erhalten und
scheinen durch denselben beängstigt worden zu
sein; denn schon zwei Tage nach meiner Nück-
kehr kehrten am Abend plötzlich aus östlicher
Richtung die vermißten sieben Kühe, sowie etwa
60 Ochsen zurück. Allem Anscheinc nach sind
dieselben von einigen der Diebe wieder heimlich
nach dem Windhocker Felde getrieben, hier
laufen gelassen worden und haben dann die
gewohnte Wasserstelle aufgesucht. Hente Morgen
trafen dann noch 43 Ochsen hier ein, die bei
einer Herero-Werst in Otjutueju mit dem
Stempel der Truppe versehen aufgesunden und
von Samuel Maharero zurückgeschickt worden
sind. Es sehlen nun noch 11 Ochsen.
Hendrik Wittbooi ist Sonntag den 15.No-
vember mit 200 Mann östlich Okahandja in
das Herero-Land eingebrochen.
Er hat sich darauf beschränkt, in aller Eile
einige Viehposten zu rauben und ist hierauf
schleunigst wieder nach Hornkranz zurückgekehrt.
Seine Beute besteht aus etwa 2000 Stück
Rindvieh und ist meist Eigenthum der Hereros
von Okahandja. Samnel Maharero hat keine
Verfolgung eintreien lassen, um dic Hereros
die seinen Befehl, die Viehposten mehr nach
dem Innern des Landes zurückzuziehen, nicht
befolgt hatlen, zu bestrafen.
Auch dem Missionar Viehe waren, wahr-
scheinlich nur irrthümlich, ungefähr 60 Sticck
Nindvieh von Wittbooi weggeführt worden.
Letzterer wurde von mir ausgefordert, das
Eigenthum des Missionars wieder zurückzu-
schaffen. Er hat darauf auch sofort Anstalten
dazu getroffen.
Die Thiere waren aber schon an die auf
Bezahlung wartenden weißen Händler verkauft,
und diese hatten mit ihrer Habe bereits Horn-
kranz verlassen.
Nachgesandte Boten konnten nur noch
22 Stück Rindvieh (ein Drittel des Verlustes)
wiederbringen, welche dem Eigenthümer zurück-
gesandt wurden.
Witbooi entschuldigte sich damit, daß das
Vieh des Missionars nicht gestempelt gewesen
sei, sonst würde er es überhaupt nicht