Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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Ich bin mir bewußt, daß die in vorliegender 
Denkschrift entwickelten Ideen, die mir zur 
Zeit eine ausführlichere Darstellung nicht ge- 
statten, aber doch auch in dieser Gestalt vielleicht 
eine Vorstellung von dem zu geben im Stande 
sind, was die Zukunft Kamerunus ist und was 
dafür nothwendig zu geschehen hat, wohl ge- 
eignet sind, unser gesammtes an Maonschen 
und Mitteln versügbares Material in vollsten 
Anspruch zu nehmen. 
Die Eingeborenen zur Plantagenwirthschaft 
zu bringen, ist eine Ausgabe, die so viel Arbeit 
und Mühe, so viel Geduld und Ruhe erfordert, 
daß sie, bis zum Erfolg durchgeführt, die 
ganze Krast und Energie eines Mannes auf 
eine Reihe von Jahren hinaus in Anspruch 
nehmen wird. Die pekuniären Mittel sind 
im Verhälmiß dazu gering zu nennen. Denn 
ich halte eine jährliche Ausgabe von etwa 
50 000 Mk. zur Bezahlung der Plantagen- 
Inspektoren, zur Anlage von Pflanzschulen, 
zur Vertheilung von Prämien endlich für hin- 
reichend, sofern diese Ausgabe auf 6 bis 8 Jahre 
in dieser Weise als stehend angenommen werden 
kann. Diese Summe dürfte sich aber um so 
leichter im Schutzgebiete von Kamerun heraus- 
wirthschaften oder vielmehr sparen lassen, als 
sich daselbst die großen Unkosten für eine 
stehende Schutztruppe, ich sehe von etwa 
50 Mann Küstengendarmerie ab, sehr wohl 
vermeiden lassen, denn die für uns in cinem 
Radius von etwa 200 km um das Kamernn- 
Becken herum zunächst in Betracht lommende 
eingeborene Bevölkerung ist, sofern ihr die 
richtige Vorstellung von dem beigebracht wird, 
was wir wollen, so leicht zu leiten, daß der 
Gedanke an eine militärische Besetzung dieses 
Theiles, denn das besorgt doch schließlich die 
Schutztruppe, durchaus abzulehnen ist. Einige 
ungeberdige Häuptlinge direkt an der Küste, 
von denen es übrigens noch nicht hinreichend 
seststeht, ob sie dem „eigenen Triebe“ ge- 
horchen, werden durch gelegentliche Exekutionen 
seitens der Bali-Truppen sehr bald zur Ver- 
nunft gebracht werden; das kann übrigens 
schon eine gelegentlich durchfegende Expedition 
besorgen. Angreifer werden die Waldland- 
stämme niemals werden; ist aber eine größere 
Exekution trotzdem nöthig, nun dann haben 
wir in derselben Zeit hinreichend Balis in 
diesen Gegenden, wie etwa Soldaten in Ost- 
afrila, wo doch erst eine Zusammenziehung der 
räumlich weit auseinander liegenden Schuß- 
truppentheile nothwendig ist. 
Aber ich glaube zuversichtlich und die bis 
zur heutigen Stunde gemachten Erfahrungen 
bei den Balis bestätigen mich darin, daß man 
die Neger eher durch eine verständig ge- 
  
leitete Interessenpolitik zu seinem Vor- 
theile beherrscht, als durch vorschnell an- 
gewandte Gewalt, denn jene zieht an, diese 
schreckt ab. 
Darum möge es bald gefallen, jene Wege 
zu beschreilen, welche unter Innehalten der 
der zur Zeit für die Kamerun-Kolonie ver- 
sügbaren Mittel es ermöglichen, dieselbe nach 
einer absehbaren Reihe von Jahren, wenn die 
Handelsära mit ihren Erträgnissen dahin ist, 
durch die neue Aera der durch Eingeborene 
betriebenen Plantagenwirthschaft als ein Vor- 
bild für andere Kolonien hinzustellen. Dieses 
ist nur möglich, wenn wir im Lande selbst 
Fuß fassen, wenn die Schwarzen für uns den 
Boden umbrechen. 
Afrika den Afrikanern, die Afrikaner 
für uns! 
Das sei das künftige Zauberwort. 
von den Missionen in den Schutzgebieten.") 
1. Ostafrika. 
Die Expedition der Brüdergemeinde nach 
den Ländern nördlich des Nyassa-Sees hat ihr 
Reiseziel erreich. Am 7. Juli v. J. landete 
sie in Kararamnka, und wurde alsbald in dem 
Gebicte des Häuptlings Makapalile, wo die 
Missionare freundliches Entgegenkommen fanden, 
in dem Orte Rungwe, wenige Meilen nord- 
westlich von Kararamuka, mit dem Bau einer 
Station begonnen. 
Auf der Reise ist leider einer der Brüder, 
Martin, dem Fieber erlegen. 
Auch die Expedition unter dem Super- 
intendenten Merensly (Verlin 1) wird in- 
zwischen an den Zielpunkt ihrer Reise gelangt 
sein. Auf ihrem Wege durch portugiesisches 
Gebiet wurden die Missionare von Seiten der 
dortigen Beamten bereitwilligst unterstützt. 
Insbesondere hatie der portugiesische Gouver= 
neur auf Veranlassung des deutschen Konsulats- 
verwesers in Quelimane den Regierungsdampfer 
„Cherim“" zur Verfügung gestellt, als der Dampfer 
„James Stevenson“ der „Alrican Lakes Com- 
pany“ zur Weiterreise von Vincente nicht recht 
zeitig bereitgeslellt war. In der Folge benutzte 
man aber dennoch letzteren Dampfer für die am 
30. Juni augetretene Fahrl auf dem Sambesi 
und Schire, weil dieses Schiff bessere Ein- 
richtungen für die am Fieber erkrankten Passa- 
*) Nach den legten bekannt gewordenen Nach- 
richten; vergl. D. Kol. Bl. 1891 S. 483.
	        
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