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fort über die Person des Missionars, den jeder
für sich beansprucht, in Streit gerathen.
Missionar Bernsmann ist von seiner Reise
ins Ovamboland wieder zurückgekehrt und Mis-
sionar Heinrichs auf der für ihn bestimmten
Station Bethanien in Namaqualand einge-
troffen.
Neu-Guinca.
Die Rheinische Mission hat auf der
Dampierinsel eine Station gegründet. Der
Missionar Kunze war in den ersten sechs
Monaten mit der Freilegung des Platzes von
Wald und der Einrichtung einer Hütte als
vorläufige Unterkunft beschäftigt. Dann wurde
ein Wohnhaus, das sechs Fuß über dem Erd-
boden steht, gebant und Land urbar gemacht.
Die Eingeborenen, Erwachsene und Kinder,
boten sich dem Missionar zur Feldarbeit an
und bebauen jetzt schon reichlich ein Hektar
für die Mission, den größten Theil mit Taro.
Nach einer neueren Feststellung sind auf
Dampier ungefähr hundert Dörfer vorhanden.
Rechnet man auf jedes Dorf durchschnittlich
25 Seelen, so würde die Einwohnerzahl 2500
betragen.
Bestrafung des Sultans Sengrema in Usukuma.
Wie bekannt, war Ende November v. J.
eine Karawane der algerischen Väter von etwa
300 Lasten in dem Gebiet des Sultans Sengrema
vollständig vernichtet und alle Lasten geraubt
worden; der Schaden belief sich auf 1000000
Francs. Die Missionare der algerischen Mis-
sion baten den Kommandanten der Station
Muanza, Feldwebel Hoffmann, wenn möglich
noch Etwas zu retten, und verpflichteten sich,
während seiner Abwesenheit zwei Missionare
zur Verfügung zu stellen, die auf der Station
wohnen und auf Ordmung sehen sollten. Feld-
webel Hoffmann versprach ihnen, eine Expc-
dition gegen Sengrema zu unternehmen.
Ueber den Verlauf derselben berichtet er
unter dem 12. Dezember v. J. wie folgt:
Am 28.November marschirte ich mit zwanzig
Soldaten und etwa 300 Nugarngas aus den
Gebieten von Bukumbi, Muanza und Usman
nach dem Gebiet des Sultaus Sengrema. Am
fünften Marschtage, den 3. Dezember, erreichte
ich die ersten seindlichen Dörser, alle Bewohner
bis auf eine Frau waren auf der Flucht,
und ließ ich sie sofort verfolgen, wobei ich
200 Ziegen erbeutete. Darauf bezog ich Nacht-
lager und sandte die Frau mit einer Flagge
und Friedensbedingungen zu dem Sultan Sen-
grema, welcher mir aber sagen ließ, er wolle
mit mir kämpfen, er hätte bisher Alle ge-
schlagen. Am 4. Dezember Morgens marschirte
ich durch ein Pori nach den jenseitigen Dör-
sern, die sich Dorf an Dorf fünf Stunden
weit hinziehen.
Hier hatte der Feind in drei Abtheilungen
Aufstellung genommen und erwartete mich. Die
Flagge, die ich ihm tags vorher sandte, steckte
vor ihnen in der Erde und war am Flaggen-
siock Daua angebracht. Einige gute Schüsse,
von mir abgegeben, trieben jedoch den Feind in
die Flucht. Ich ließ alle Dörfer absuchen nach
Gegenständen von der Karawane und bezog
im Sultandorfe Nachtlager. Am 5. Dezember
Morgens marschirte ich bis an die Grenze, wo
sich der Feind nochmals ausfgestellt hatte, aber
nicht Stand hielt.
Auf dem Rückmarsch, nachdem alles abge-
sucht war, ließ ich einen Theil der Hütten
abbrennen. Im Ganzen fand ich fünf Lasten
Sachen der Missionare. Dem Sultan sandte
ich nochmals eine Frau mit Schauri und einer
Flagge und ließ ihm etwa 500 Hütten stehen,
damit die Leute Getreide zur Aussaat haben.
Am 5. d. M. in der Nacht marschirte ich bis
Usman, nahm dort am 6. d. M. einc Haus-
suchung vor und fand etwa 20 Lasten Stoffe
und andere Sachen, welche von der Karawane
der Missionare herstammten, vor. Den 8. d. M.
traf ich wohlbehalten in Muanza ein und fand
Alles in bester Ordnung vor. Die Missionare
waren sehr zufrieden. Ich hoffe, Sengrema
kommt hierher und bittet um Frieden.
Meine Expedition gegen Sengrema wird
auf alle hiesigen Sultanc von großer Wirkung
sein. Die Urima lassen jetzt schon wieder alle
Leute passiren.
Reise S. M. Kreuzer „Sperber“.
Ueber eine in der ersten Hälfte des Jannar
d. J. unternommene Rundfahrt S. M. Kreuzer
„Sperber“ durch den Archipel der Marschall-
inseln haben wir in der Nummer vom 15. April
d. J. berichtet.
Die Verhältmsse in den Marschallinseln
waren recht befriedigend. Die Leute fühlten
sich unter der Landesverwaltung ossenbar wohl
und zeigten Vertrauen. Die Steuern werden
willig gezahlt und kommen im Allgemeinen
recht pünktlich ein, auch ist in letzter Zeit nichts
Besonderes vorgekommen, was ein Einschreiten
des Kaiserlichen Kommissars nothwendig ge-
macht hätte.