Njongflußsystem bilden. Westlich von der
Marschrichtung wird die stark coupirte Gras-
landschaft, in der wir zum erslen Mal Elephan-
ten sahen, von zusammenhängenden Gebirgen,
deren höchste Erhebungen der Tomo- und
Jeje-Berg sind, begrenzt. Am 1. April lager-
ten wir in dem großen Dorf Attewankulu,
dessen Einwohner schon in Verkehr mit der
Station stehen, und am 2. April kamen wir
Vormittags in Jaunde an, nachdem wir das
Gebiet der Itudi (Jetudi) und das größte
Dorf, das ich bis jeßzt hier gesehen habe,
Natschego, passirt hatten.
Kurz vor der Station marschirt man durch
einen Wald. Aus diesem herauslrekend, kommt
man in ein Jaundedorf und sieht plötlich und
unerwartet auf einer gegenüberliegenden, 300
bis 400 m entfernten Höhe die große Station
Jaunde vor sich. Wir waren durch das auser-
ordentlich freundliche Bild, das wir so plötlich
vor Augen hatten, ganz überrascht. Es ist ein
reizender Anblick und besonders das große
Wohnhaus präsentirte sich ganz samos. Von
dem Jaundedorf herabsteigend, überschritten
wir den lleinen Fluß Ossua, der von Herrn
Zenker gut eingedämmt ist und an dem uns
ein Badehaus gleich sehr vortheilhaft in die
Augen fiel, und stiegen dann auf sauber ge-
haltenem Wege die Stationshöhe hinan. Der
Trompeter blies seine besten Stücke, und so
wie diese hier ungewohnten Töne in der Station
gehört wurden, erhob sich ein riesiges Freuden-
geschrei und die Akkra= und Lagosleute, die
seit dem Juni 1890 auf ihre Ablösung war-
teten, stürzten uns entgegen, vor Freude ganz
außer sich, wohl ahnend, daß sie nun abgelöst
werden würden. Am Eingang in den Stations-
hof erwartete und empfing mich der sehr wohl
und gut aussehende Herr Zenker, der erst vor
einigen Stunden von meinem Anmarsch gehört
hatte. Natürlich war auch er sehr vergnügt
und froh darüber, seit langer Zeit wieder ein-
mal unter Landsleuten zu sein und mit ihnen
plaudern zu können. Er ist in der ganzen
Zeit gesund gewesen, und Jaunde scheint mir
in der That ein prächtiges Klima zu haben
und die reine Gesundheitsstation zu sein. Am
Morgen war es so kühl, daß ich im Schlaf-
anzug und unter einer leichten Decke noch ge-
froren habe.
Die sehr große, aus 25 Gebänden be-
stehende Station befindet sich in musterhaftem
Zustande, was umsomehr anerkannt werden
muß, als Zenker seit dem Juni 1890
keinen ordentlichen Nachschub von der Küsle
erhalten hat. Ueberall herrscht Ordnung und
Sauberkeit, und die ganze Anlage macht, wie
gesagt, einen überaus freundlichen Eindruck.
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Man merkt sofort, daß Zenker ein durch-
aus praktischer Mann ist, der sich immer zu helfen
weiß und mit wenigen Mitteln verhältnißmäßig
viel geleistet hat. Besonders gefallen haben mir
die ausgedehnten Anpflanzungen von Planten,
Bananen, Cassada, Kokos, süßen Kartoffeln
und Bohnen und ein schöner Gemüsegarten, in
dessen Erträgnissen wir schwelgten. Trotz der
Ausdehnung der Aupflanzungen genügen sie
noch nicht, die Stationsbesatzung aus ihren
Erträgen allein zu verpflegen. Es haben
immer noch Lebensmittel gekauft werden müssen.
Die Station muß deshalb auch bis auf Wei-
teres mit Tauschwaaren versehen werden. Bei
der in Aussicht genommenen Vergrößerung der
Aupflanzungen ist es neben Durrha und curo-
päischen Getreidesorten vornehmlich auf Kakao
und Kassee abgesehen. Wir erhielten vorzüg-
lichen Kaffee von Bohnen, die die Eingeborenen
im Gebirge von wilden Kasseebäumen gesam-
melt hatten, vorgesest.
Unter anderen praktischen Anlagen hat sich
Zenker auch eine Zuckerrohrpresse konstruirt,
mit der er sich einen guten Ersaß für Zucker
macht. Die letzte Nachricht von der Küste
hatte Zeuker am 5. November v. J. erhalten.
In einem vom 25. September v. J. datirten
Briefe theilte ihm der verstorbene Freiherr
v. Gravenreuth seine bevorstehende Ankunft
mit, und bat ihn um Besorgung von Proviant,
Unterkunftsräumen und Führern nach dem
Innern. Zenker, dessen Verhältuiß zu den
Eingeborenen sehr gut zu sein scheint, hält
den Weg von Jaunde nach Klein-Batanga
und Kribi, den er in 14 Tagen machen zu
können glaubt, für ganz sicher. Er will die
Tour mit wenigen Leuten machen, sobald
er einen zweiten Beamten auf der Station
hat und diese gelegentlich für einige Zeit
verlassen kann. Fünf bis sechs Tage von
Jaunde in Elolo (Colotown) am Lokundje
sitzt angenblicklich der deutsche Kaufmann Lübke.
Herr Zenker hat seine Station so lieb ge-
wonnen, daß er sich im Interesse derselben,
hauptsächlich aber auf Bitten der Jaunde-
leute entschlossen hat, noch weiter dort zu
bleiben. Seine, wie mir scheint, sehr umfang-
reichen Sammlungen, die seine Zimmer und
Koffer ganz ausfüllen, hat er mir nicht mit-
gegeben, weil er fürchtete, daß dieselben bei der
Negenzecit, die zu erwarten war, Schaden neh-
men könnten. Viele Sachen sind ihm verdor-
ben, weil ihm die Mittel zum Konserviren der
Präparate ausgegangen sind.
Die Akkra= und Lagosleute, die lange über
ihren Kontrakt dort gewesen sind, löste ich
durch 35 Mann und einige Weiber der Expe-
dition ab. Einige der alten Leute sind jedoch