Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Njongflußsystem bilden. Westlich von der 
Marschrichtung wird die stark coupirte Gras- 
landschaft, in der wir zum erslen Mal Elephan- 
ten sahen, von zusammenhängenden Gebirgen, 
deren höchste Erhebungen der Tomo- und 
Jeje-Berg sind, begrenzt. Am 1. April lager- 
ten wir in dem großen Dorf Attewankulu, 
dessen Einwohner schon in Verkehr mit der 
Station stehen, und am 2. April kamen wir 
Vormittags in Jaunde an, nachdem wir das 
Gebiet der Itudi (Jetudi) und das größte 
Dorf, das ich bis jeßzt hier gesehen habe, 
Natschego, passirt hatten. 
Kurz vor der Station marschirt man durch 
einen Wald. Aus diesem herauslrekend, kommt 
man in ein Jaundedorf und sieht plötlich und 
unerwartet auf einer gegenüberliegenden, 300 
bis 400 m entfernten Höhe die große Station 
Jaunde vor sich. Wir waren durch das auser- 
ordentlich freundliche Bild, das wir so plötlich 
vor Augen hatten, ganz überrascht. Es ist ein 
reizender Anblick und besonders das große 
Wohnhaus präsentirte sich ganz samos. Von 
dem Jaundedorf herabsteigend, überschritten 
wir den lleinen Fluß Ossua, der von Herrn 
Zenker gut eingedämmt ist und an dem uns 
ein Badehaus gleich sehr vortheilhaft in die 
Augen fiel, und stiegen dann auf sauber ge- 
haltenem Wege die Stationshöhe hinan. Der 
Trompeter blies seine besten Stücke, und so 
wie diese hier ungewohnten Töne in der Station 
gehört wurden, erhob sich ein riesiges Freuden- 
geschrei und die Akkra= und Lagosleute, die 
seit dem Juni 1890 auf ihre Ablösung war- 
teten, stürzten uns entgegen, vor Freude ganz 
außer sich, wohl ahnend, daß sie nun abgelöst 
werden würden. Am Eingang in den Stations- 
hof erwartete und empfing mich der sehr wohl 
und gut aussehende Herr Zenker, der erst vor 
einigen Stunden von meinem Anmarsch gehört 
hatte. Natürlich war auch er sehr vergnügt 
und froh darüber, seit langer Zeit wieder ein- 
mal unter Landsleuten zu sein und mit ihnen 
plaudern zu können. Er ist in der ganzen 
Zeit gesund gewesen, und Jaunde scheint mir 
in der That ein prächtiges Klima zu haben 
und die reine Gesundheitsstation zu sein. Am 
Morgen war es so kühl, daß ich im Schlaf- 
anzug und unter einer leichten Decke noch ge- 
froren habe. 
Die sehr große, aus 25 Gebänden be- 
stehende Station befindet sich in musterhaftem 
Zustande, was umsomehr anerkannt werden 
muß, als Zenker seit dem Juni 1890 
keinen ordentlichen Nachschub von der Küsle 
erhalten hat. Ueberall herrscht Ordnung und 
Sauberkeit, und die ganze Anlage macht, wie 
gesagt, einen überaus freundlichen Eindruck. 
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Man merkt sofort, daß Zenker ein durch- 
aus praktischer Mann ist, der sich immer zu helfen 
weiß und mit wenigen Mitteln verhältnißmäßig 
viel geleistet hat. Besonders gefallen haben mir 
die ausgedehnten Anpflanzungen von Planten, 
Bananen, Cassada, Kokos, süßen Kartoffeln 
und Bohnen und ein schöner Gemüsegarten, in 
dessen Erträgnissen wir schwelgten. Trotz der 
Ausdehnung der Aupflanzungen genügen sie 
noch nicht, die Stationsbesatzung aus ihren 
Erträgen allein zu verpflegen. Es haben 
immer noch Lebensmittel gekauft werden müssen. 
Die Station muß deshalb auch bis auf Wei- 
teres mit Tauschwaaren versehen werden. Bei 
der in Aussicht genommenen Vergrößerung der 
Aupflanzungen ist es neben Durrha und curo- 
päischen Getreidesorten vornehmlich auf Kakao 
und Kassee abgesehen. Wir erhielten vorzüg- 
lichen Kaffee von Bohnen, die die Eingeborenen 
im Gebirge von wilden Kasseebäumen gesam- 
melt hatten, vorgesest. 
Unter anderen praktischen Anlagen hat sich 
Zenker auch eine Zuckerrohrpresse konstruirt, 
mit der er sich einen guten Ersaß für Zucker 
macht. Die letzte Nachricht von der Küste 
hatte Zeuker am 5. November v. J. erhalten. 
In einem vom 25. September v. J. datirten 
Briefe theilte ihm der verstorbene Freiherr 
v. Gravenreuth seine bevorstehende Ankunft 
mit, und bat ihn um Besorgung von Proviant, 
Unterkunftsräumen und Führern nach dem 
Innern. Zenker, dessen Verhältuiß zu den 
Eingeborenen sehr gut zu sein scheint, hält 
den Weg von Jaunde nach Klein-Batanga 
und Kribi, den er in 14 Tagen machen zu 
können glaubt, für ganz sicher. Er will die 
Tour mit wenigen Leuten machen, sobald 
er einen zweiten Beamten auf der Station 
hat und diese gelegentlich für einige Zeit 
verlassen kann. Fünf bis sechs Tage von 
Jaunde in Elolo (Colotown) am Lokundje 
sitzt angenblicklich der deutsche Kaufmann Lübke. 
Herr Zenker hat seine Station so lieb ge- 
wonnen, daß er sich im Interesse derselben, 
hauptsächlich aber auf Bitten der Jaunde- 
leute entschlossen hat, noch weiter dort zu 
bleiben. Seine, wie mir scheint, sehr umfang- 
reichen Sammlungen, die seine Zimmer und 
Koffer ganz ausfüllen, hat er mir nicht mit- 
gegeben, weil er fürchtete, daß dieselben bei der 
Negenzecit, die zu erwarten war, Schaden neh- 
men könnten. Viele Sachen sind ihm verdor- 
ben, weil ihm die Mittel zum Konserviren der 
Präparate ausgegangen sind. 
Die Akkra= und Lagosleute, die lange über 
ihren Kontrakt dort gewesen sind, löste ich 
durch 35 Mann und einige Weiber der Expe- 
dition ab. Einige der alten Leute sind jedoch
	        
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