Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

staunen und Entsetzen einen Schild durchschlu- 
gen, da warsen sie dieselben milunter fort und 
flohen eiligst. Schließlich wichen die Angreifer 
überall zurück und hielten sich in respektvoller 
Entfernung auf. Das Dorf Wintschoba war 
vollständig verlassen. Ursprünglich sollten 
Lieutenant v. Volckamer und Balinga mit 
seinen Leuten bis Warrundo mitgehen. Mit 
Rücksicht auf das Verhalten der Wintschobas 
jedoch und da Lieutenant v. Volckamer nur 
wenige Leute und wenig Munition hatte, trenn- 
ten wir uns schon in Wintschoba. Lieutenant 
v. Volckamer mit Balinga ging nach 
Jambassa zurück, und ich marschirte nach 
Warrundo, wo ich, ohne weiter behelligt 
zu werden, unseren alten Lagerplatz bezog. 
Um 10½ Uhr Nachts wurden die Posten 
von Eingeborenen angerufen, und gleich darauf 
erschienen Abgesandte der Warrundo und 
Wintschoba. Sie überreichten einen großen 
Elfenbeinzahn, mehrere Ziegen und Hühner 
und baten nun endlich um Frieden, veranlaßt 
durch die letzten Verluste. Ich gab den Leuten 
einen Brief an den Stationschef von Balinga 
mit und überließ ihm die fernere Regelung der 
Friedensbedingungen. Sie erklärten, alle Be- 
dingungen erfüllen zu wollen, brachten am 
nächsten Morgen noch einige Ziegen und ver- 
sprachen, mit vier Elsenbeinzähnen nach Valinga 
gehen zu wollen. Von Warrundo marschirte 
ich auf dem alten Wege in großen Märschen 
über Bungo, Jalobogo, Jalukung, Lukumessan 
nach Makembe. Zwischen Bungo und Jalo- 
bogo sah ich etwa 30 Elephanten und habe 
einen geschossen. Ein zweiter, der auch tödtlich 
verwundet war und sehr stark schweißte, hatte 
doch noch die Kraft, in den dichten Urwald zu 
flüchten. Abgesehen von dem Janderfolg, war 
die Beute mir sehr erwünscht, da meine Leute 
nun für zwei bis drei Tage Fleisch hatten. 
In zwei Stunden war der Elephant zerlegt 
und vertheilt; die Leute schleppien riesige 
Fleischportionen mit. Auf dem Weitermarsche 
gelangten wir zum Dorse Maila oder Makembe, 
dessen Einwohner auf dem Hinmarsch den 
einen meiner Balingaführer gefangen und er- 
mordet hatten. Ich schritt jetzt zu ihrer Be- 
strafung. Obwohl sie rasch in den Busch 
flohen, gelang es mir, einige Gefangene zu 
machen und als Geiseln zu behalten. Als ich 
an den von dem Dorfe etwa 20 Minnten ent- 
sernten, sehr tiefen und etwa 40 m breiten 
Fluß Diuen kam, war die Hängebrücke von den 
Eingeborenen abgeschnitien. Glücklicherweise 
klonnten wir dieselbe — bei strömendem Regen 
— schnell repariren und dann übersetzen. 
Kurz nach dem Aufbruch am 15. Mai be- 
schossen die Eingeborenen die Spitzc, ohne je- 
  
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doch zu treffen. Nachmittags verloren wir 
kurz vor dem Dorse Dungem, wo ich wieder 
Lager beziehen wollte, im Walde den richtigen 
Weg. Wir marschirten durch einige kleine 
Ortschaften und fanden schließlich in einer Hütte 
eine alte Frau und in dem dahinter liegenden 
Busch ein kleines Kind. Nach vielem Geschrei 
und nachdem sie uns verschiedene Male falsch 
zu führen versucht hatte, brachte sie uns endlich 
nach wenigen Minuten in das richtige Dorf 
Dungem, das auch vollständig verlassen war. 
Hier hörte ich zu meinem Entsetzen, daß ein 
Jambassamann, wahrscheinlich aus Wuth 
darüber, daß das alte Weib uns den Weg 
nicht zeigen wollte, das kleine Kind in dem 
Dorse ohne Weiteres todt geschlagen habe. Ich 
beschenkte die alte Frau sehr reichlich, um sie 
etwas zu trösten, und sie versprach, auch Lebens- 
mittel zu bringen. Bald darauf schossen die 
Eingeborenen einen meiner Leute, der Holz 
suchte, an. Die Kugel hatte den Schädel 
durchschlagen, aber in ungefährlicher Weise. 
Auch eine 30 Mann starke Patronille unter 
dem Zimmermam, die rekognosziren sollte, 
wurde heftig beschossen. Als dann meine Leute 
gegen das Dorf, aus dem heraus sie beschossen 
worden waren, vorgingen, sprangen die Einge- 
borenen, die übrigens zu den Bakokos gehören, 
von allen Seiten aus dem Busch, schossen aus 
allernächster Nähe und verwundeten sieben 
meiner Leute, ohne daß wir ihnen bei der 
eintretenden Dunkelheit einen empfindlichen 
Schaden zusügen konnten. Dieser unangenehme 
Zwischenfall ist höchst wahrscheinlich nur durch 
die bodenlose Roheit des Jambassamannes 
veranlaßt worden. Die wenigen Leute, die sich 
beim Hinmarsch hier hatten sehen lassen, waren 
allerdings damals schon sehr frech und unver- 
schämt gewesen und hatten für Lebensmittel 
ganz horrende Preise verlangt. Ich bin aber 
damals, ohne irgend einen Streit gehabt zu 
haben, weitermarschirt. 
Am 16. Mai beschossen uns die Leute im 
dichteslen Urwald wieder und verwundeten den 
zweiten Akkra-Headman. Troßdem habe ich 
keine Exekutionen vornehmen lassen und weitere 
Zerstörungen verhindert, um die Leute unter 
allen Umständen von meinen friedlichen Ab- 
sichten zu überzeugen. Allerdings wird eine 
solche Nachsicht von den Schwarzen leicht als 
Schwäche angesehen. Nachmittag um 3 Uhr 
kam ich an der Sannaga-Fähre bei Mangambe 
an. Als ich die Leute auf dem linken Ufer 
aufforderte, herüberzukommen und uns über- 
zusetzen, erklärten sie mir, daß sie mich nicht 
in ihr Dorf lassen würden, daß sie mich fürch- 
teten, weil ich unterwegs Krieg gehabt hätte, 
daß ich mir einen anderen Weg nach Kamerun
	        
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