Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Hügel beim Häuptling Makatungila. Weil 
der Ankunftstag zugleich der Jahrestag 
der 25jährigen Amtsthätigkeit des Missions- 
direktors Wangemann war, so gab Super- 
intendent Merensky der neuen Station den 
Namen „Wangemannshöhe“. Wie Merensky 
berichtet, ist die Aussicht für ein Gedeihen der 
Mission sehr günstig. Die umwohnenden Neger 
sind weniger roh, als die südlicher wohnenden 
Stämmc, sriedlich und nicht ohne Kultur, die 
Häuptlinge sehr freundlich und entgegenkommend, 
so daß man die Hoffnung hegt, bei genügender 
Unterstützung von der deutschen Heimath aus 
in wenigen Jahren schon eine Anzahl neuer 
Stationen in jenen Gegenden von Deutsch-Ost- 
afrika erstehen zu sehen. 
Am Nyassa-See arbeitet seit einem Jahre 
auch die Brüdergemeinde und zwar in 
Makapalile. Ganz in der Nähe dieser Nieder- 
lassung hat jetzt auch die freischottische 
Mission eine neue Station jenseils des Songwe 
zu Uwumdale auf deutschem Gebiecte durch 
Dr. Croß errichtet. Die Berichte von dort 
lauten ebenfalls günstig, sie verhehlen aber die 
große Besorgniß vor Angriffen der Sklaven- 
jäger nicht. Im Uebrigen hatte diese neue 
freischottische Station gleich im Beginne mit 
einem unglücklichen Zufall zu rechnen, indem 
das eben fertig gewordene Missionshaus nieder- 
branntc. Doch ist nach den jüngsten Berichten 
voi dort ein neues und weit geräumigeres 
Haus als das alte unter bereitwilliger Hülfe 
der umwohnenden Häuptlinge bereits wieder 
errichtet und auch bezogen. 
Während diese Stationen auf dem West- 
ufer des Nyassa-Sees liegen, arbeitet im Osten 
desselben — allerdings zumeist auf portugie- 
sischem Gebiete — die englische Universi- 
tätenmission. Ganz aber in deutsches Gebiet 
fallen zwei weitere, ausgedehnte Arbeitsfelder 
genannter Mission, die Stationen in Usambara 
und die an dem linken Ufer des Rowuma an 
der Südgrenze von Deutsch-Ostafrika umfassend. 
Von dort erzählen die neuesten Berichte, daß 
in allen diesen Stationen viele Taufen statt- 
gefunden haben, und daß die Zahl der Schüler 
sich bedeutend vermehrt hat. 
Im Gebiete des Tanganyla-Sees arbeitet 
die Londoner Missionsgesellschaft, von 
deren Stationen hier nur einc, Niumkureo, in 
ihrem Wirkungskreis die Grenze 
Gebietes erreicht; 
dagegen liegt eine zweite 
Station der 
genannten Missionsgesellschaft, 
Urambo bei Tabora mitten im Herzen von 
Deutsch-Ostafrila, und sie entfaltet, unterstützt 
von einem Missionsarzt, eine segensreiche 
Thätigkeit. 
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deutschen 
Mit auszrordentlicher Arbeitskraft treien 
die katholischen weißen Bäter ebenfalls 
in diesen Gegenden für die Heidenmission ein; 
so in Kipalopala Tabora, Karema und S. Jean 
dkillfipa. Eine Reihe anderer Stationen von 
ihnen umziehen auf deutschem Gebiete den 
Victoria und bilden willkommene Erholungs- 
plätze für den Forschungsreisenden und Expedi- 
tionsführer, während die englische evange- 
lische Kirchenmission in dem deutschen 
Schutgebicte nur am Südostuser des Sees in 
Nassanun, sowie in Usagava, Uniamwesi und 
Kilimandscharo Arbeitsstationen besitzt. 
In den Deuksch-Ostafrikanischen Küsten- 
gebieten arbeiten außer der evangelischen 
englischen Universitäten-Mission mit 
vielen lebenskräftigen Stationen und der 
Berliner Missionsgesellschaft für Ost- 
afrika neben den katholischen Vätern vom 
heiligen Geist auch noch die katholische 
deutsche Benediktus = Missionsgesell- 
schaft aus St. Otilien in Ober-Bayern, 
die von ihrem Hauptsitz in Bagamoyo aus ihre 
alte zerstörte Station Pugu ebenfalls wieder 
ausgebaut hat. 
Je größer die Ausgaben sind, welche die 
deuusche Missionsthätigkeit noch in Ostafrika 
zu lösen hat, desto erfreulicher ist es, daß auch 
die Leipziger evangelisch lutherische 
Missionsgesellschaft beschlossen hat, eine 
neue Mission, und zwar in Ostafrika, zu be- 
ginnen. 
(bortsetzung solgt.) 
Sur Dandelsstatistik Sanfibars nach Eröffnung 
des Freihafens 
bringen die von Mr. Portal, dem britischen 
diplomatischen Agenten und Generalkonsul in 
Sansibar, veröffentlichten amtlichen Handels- 
berichte) einige bemerkenswerthe Angaben. 
Freilich ist der Umfang der bisherigen statisti- 
schen Beobachtungen — es sind bisher nur 
die Ergebnisse der Monate Februar, März 
und April veröffentlicht zu gering, um 
aus diesen Mittheilungen endgültige Schlüsse 
auf die Wirkung einer so grundsätzlichen Um- 
wälzung, wie sie die Freihafen-Eröffnung für 
Sansibar darstellt, für den dortigen Waaren- 
verkehr ziehen zu dürfen. Es kann sich ledig 
lich darum handeln, zu ersehen, wie für den 
Augenblick die Freihafen-Eröffnung Sansibars 
auf seinen Handelsverkehr eingewirkt hat. 
  
1 *) Vergl. dazu die in Nr. 10 des D 
S. 285 gegebene Uebersicht des 4ored h, Wen 
. Sansibar für das Jahr 1891.
	        
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