zur Küste zurückzukehren und die Führung der
Expedition in die Hände des Grafen Schweinihz
zu legen.
Nach der Ablösung des bisherigen Chefs
von Tabora, Lieutenant Sigl, durch den
neuen Stationschef Dr. Schwe singer, hatte
der deutschfeindliche mächtige Häuptling von
Uniamwesi, Sikki, nur den Abmarsch der
Expeditionen des Lieutenants Hermann und
des Barons Fischer nach dem Viktoriasec und
den Durchzug der vom Viktoriasec nach der
Küste zurückkehrenden starken Expedition des
Lieutenants Langheld abwarten wollen, um
die deutsche Herrschaft in Tabora zu stürzen.
Die Ankunft der Expeditionen des Kapitäns
Spring und des Grafen Schweiniß ließ
ihn zunächst noch die Ausführung seines Plaues
verschieben, zumal diese beiden Expeditionen sich
in Tabora vereinigt hatten. Diese Vereinigung
war dadurch veranlaßt worden, daß Graf
Schweinitz, wahrscheinlich durch Krankheit
in Muhalala gezwungen, den Kapitän Spring
durch einen vorausgeschickten Eilboten ersucht
hatte, ihn in Tabora zu erwarten.
Als Kapitän Spring nun mit dem
Vortrab des Grasen Schweinitz am 5. Juni
Tabora eben verlassen hatte, wurde dem
Stationschef in Tabora bekannt, daß der
Häuptling Sikki seinen Unterhäuptlingen eine
Botschaft gesandt hatte, durch welche er sie
aufforderte, die Station Tabora, sobald auch
diese Expeditionen abgezogen sein würden, an-
zugreifen und sämmtliche Europäer zu tödten.
Nachdem der Stationschef sich auf diese
Nachricht hin mit dem Grasen Schweinitß,
welcher zwei Tage späler abmarschiren wollte,
ins Einvernehmen gesetzt hatte, wurde Kapitän.
Spring schleunigst zurückgerusen und be-
schlossen, dem Häuptling Sikti durch einen
Angriff auf seine etwa zwei Stunden siüdlich
von Tabora belegene befestigte Hauptstadt zu-
vorzukommen. ·
Nachdem Kapitän Spring noch am Abend
des 5. Juni in Tabora wieder eingetroffen
war, wurde in der Nacht die Vorbereitung zum
Angriffe getroffen. Der vereinigten Macht der
Station und der Expeditionen gelang es denn
auch am 6. Juni, das Quikorro des Häuptlings
Sikki nach hartem Kampf zu nehmen. Die
Ausnutzung des Sieges aber, welcher mit der
Verwundung des Grafen Schweiniß, der
beiden Lazarethgehülfen der Station und neun
Soldaten der Expedition, sowie mit dem Ver-
lust zweier weiteren Soldaten hatte erkauft
werden müssen, wurde erst dadurch möglich,
daß Lieutenant Meyer mit einem Theil der
Soldaten des Barons Fischer wieder in Tabora
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eintraf, um zurückgelassene Lasten zum See
nachzuholen. Ihm fiel die Aufgabe zu, im
Auftrage des Stationschefs die verschiedenen
Unterhäuptlinge, welche dem Sikki Zuzug ge-
leistet hatten, zu bestrafen, eine Aufgabe,
welcher er sich, soweit die Berichte reichen,
d. i. bis zum 13. Juni, ohne eigene Verluste,
mit Erfolg entledigte. Da die Station in-
dessen trotzdem für genügend gesichert noch
nicht gehalten wurde, so verblieben die sämmt-
lichen Expeditionen auf Wunsch des Stations-=
chefs vorläufig in Tabora, bis das Eintreffen
von Verstärkungen für die Statiousbesatzung
ihre weitere Anwesenheit entbehrlich gemacht
haben würde.
Als weitere Unternehmung des Antisklaverei-
Comites sollte im laufenden Sommer das
Hinausschaffen des inzwischen fertig gestellten
und Anfang Juli in Bagamoyo gelöschten
Petersdampfers folgen. Da Oscar Borchert
für die Leitung der Expedition nicht mehr in
Frage kommen konnte, und da es der Geschäfts-
leitung der Kommission allzugefährlich und
deshalb unzulässig erschien, den Dampfer ohne
einen genügenden Schutz in das Innere abgehen
zu lassen, welcher von dem Gonverneur nicht
gewährt werden konnte, so hat sie ihren General-
Vertreter in Bagamoyo angewiesen:
1. Die bereits angeworbenen Träger mit
dem Arzt Dr. Heins, den beiden Artilleric-
offizieren Werther und Schloifer J. und
dem Dampferpersonal mit Ausnahme von zwei
Leuten unter dem Kommando des Kapitäns
Gemmer möglichst mit 30 Askaris zum
Viktoriasee hinaufzuschicken, um sowohl den
drei Expeditionen des I)r. Baumann, des
Barons Fischer und des Grafen Schweinitz
die erforderlichen Nachschübe an Tauschwaaren,
Proviant, Munition und Ausrüstungsgegen-
ständen für die am Viktoriasee zu errichtende
Schiffswerft zu bringen, als auch um der
durch die Verwundung des Grasen Schweinit,
die Rückkehr des erkrankten Oscar Borchert
und des Rechnungsführers Wicgand, welchen
letzteren Oscar Borchert mit zur Küste zu-
rückgenommen hatte, und durch die Entlassung
des Lieutenants Lutteroth und eines der
Schiffshandwerler sehr geschwächten Schweinitz-
schen Expedition die dringend nothwendigen
Verstärkungen möglichst schleunig zuzuführen.
2. Die Dampferlasten vorläufig in dem
von der katholischen Mission in Bagamoyo
demietheten geräumigen Lagerschuppen der Ge-
neralvertretung unterzubringen und von den
beiden zurückbehaltenen Schlossern bewachen
und in Stand halten zu lassen, bis die Aus-
führungskommission in einer demnächst einzu-