Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

zur Küste zurückzukehren und die Führung der 
Expedition in die Hände des Grafen Schweinihz 
zu legen. 
Nach der Ablösung des bisherigen Chefs 
von Tabora, Lieutenant Sigl, durch den 
neuen Stationschef Dr. Schwe singer, hatte 
der deutschfeindliche mächtige Häuptling von 
Uniamwesi, Sikki, nur den Abmarsch der 
Expeditionen des Lieutenants Hermann und 
des Barons Fischer nach dem Viktoriasec und 
den Durchzug der vom Viktoriasec nach der 
Küste zurückkehrenden starken Expedition des 
Lieutenants Langheld abwarten wollen, um 
die deutsche Herrschaft in Tabora zu stürzen. 
Die Ankunft der Expeditionen des Kapitäns 
Spring und des Grafen Schweiniß ließ 
ihn zunächst noch die Ausführung seines Plaues 
verschieben, zumal diese beiden Expeditionen sich 
in Tabora vereinigt hatten. Diese Vereinigung 
war dadurch veranlaßt worden, daß Graf 
Schweinitz, wahrscheinlich durch Krankheit 
in Muhalala gezwungen, den Kapitän Spring 
durch einen vorausgeschickten Eilboten ersucht 
hatte, ihn in Tabora zu erwarten. 
Als Kapitän Spring nun mit dem 
Vortrab des Grasen Schweinitz am 5. Juni 
Tabora eben verlassen hatte, wurde dem 
Stationschef in Tabora bekannt, daß der 
Häuptling Sikki seinen Unterhäuptlingen eine 
Botschaft gesandt hatte, durch welche er sie 
aufforderte, die Station Tabora, sobald auch 
diese Expeditionen abgezogen sein würden, an- 
zugreifen und sämmtliche Europäer zu tödten. 
Nachdem der Stationschef sich auf diese 
Nachricht hin mit dem Grasen Schweinitß, 
welcher zwei Tage späler abmarschiren wollte, 
ins Einvernehmen gesetzt hatte, wurde Kapitän. 
Spring schleunigst zurückgerusen und be- 
schlossen, dem Häuptling Sikti durch einen 
Angriff auf seine etwa zwei Stunden siüdlich 
von Tabora belegene befestigte Hauptstadt zu- 
vorzukommen. · 
Nachdem Kapitän Spring noch am Abend 
des 5. Juni in Tabora wieder eingetroffen 
war, wurde in der Nacht die Vorbereitung zum 
Angriffe getroffen. Der vereinigten Macht der 
Station und der Expeditionen gelang es denn 
auch am 6. Juni, das Quikorro des Häuptlings 
Sikki nach hartem Kampf zu nehmen. Die 
Ausnutzung des Sieges aber, welcher mit der 
Verwundung des Grafen Schweiniß, der 
beiden Lazarethgehülfen der Station und neun 
Soldaten der Expedition, sowie mit dem Ver- 
lust zweier weiteren Soldaten hatte erkauft 
werden müssen, wurde erst dadurch möglich, 
daß Lieutenant Meyer mit einem Theil der 
Soldaten des Barons Fischer wieder in Tabora 
  
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eintraf, um zurückgelassene Lasten zum See 
nachzuholen. Ihm fiel die Aufgabe zu, im 
Auftrage des Stationschefs die verschiedenen 
Unterhäuptlinge, welche dem Sikki Zuzug ge- 
leistet hatten, zu bestrafen, eine Aufgabe, 
welcher er sich, soweit die Berichte reichen, 
d. i. bis zum 13. Juni, ohne eigene Verluste, 
mit Erfolg entledigte. Da die Station in- 
dessen trotzdem für genügend gesichert noch 
nicht gehalten wurde, so verblieben die sämmt- 
lichen Expeditionen auf Wunsch des Stations-= 
chefs vorläufig in Tabora, bis das Eintreffen 
von Verstärkungen für die Statiousbesatzung 
ihre weitere Anwesenheit entbehrlich gemacht 
haben würde. 
Als weitere Unternehmung des Antisklaverei- 
Comites sollte im laufenden Sommer das 
Hinausschaffen des inzwischen fertig gestellten 
und Anfang Juli in Bagamoyo gelöschten 
Petersdampfers folgen. Da Oscar Borchert 
für die Leitung der Expedition nicht mehr in 
Frage kommen konnte, und da es der Geschäfts- 
leitung der Kommission allzugefährlich und 
deshalb unzulässig erschien, den Dampfer ohne 
einen genügenden Schutz in das Innere abgehen 
zu lassen, welcher von dem Gonverneur nicht 
gewährt werden konnte, so hat sie ihren General- 
Vertreter in Bagamoyo angewiesen: 
1. Die bereits angeworbenen Träger mit 
dem Arzt Dr. Heins, den beiden Artilleric- 
offizieren Werther und Schloifer J. und 
dem Dampferpersonal mit Ausnahme von zwei 
Leuten unter dem Kommando des Kapitäns 
Gemmer möglichst mit 30 Askaris zum 
Viktoriasee hinaufzuschicken, um sowohl den 
drei Expeditionen des I)r. Baumann, des 
Barons Fischer und des Grafen Schweinitz 
die erforderlichen Nachschübe an Tauschwaaren, 
Proviant, Munition und Ausrüstungsgegen- 
ständen für die am Viktoriasee zu errichtende 
Schiffswerft zu bringen, als auch um der 
durch die Verwundung des Grasen Schweinit, 
die Rückkehr des erkrankten Oscar Borchert 
und des Rechnungsführers Wicgand, welchen 
letzteren Oscar Borchert mit zur Küste zu- 
rückgenommen hatte, und durch die Entlassung 
des Lieutenants Lutteroth und eines der 
Schiffshandwerler sehr geschwächten Schweinitz- 
schen Expedition die dringend nothwendigen 
Verstärkungen möglichst schleunig zuzuführen. 
2. Die Dampferlasten vorläufig in dem 
von der katholischen Mission in Bagamoyo 
demietheten geräumigen Lagerschuppen der Ge- 
neralvertretung unterzubringen und von den 
beiden zurückbehaltenen Schlossern bewachen 
und in Stand halten zu lassen, bis die Aus- 
führungskommission in einer demnächst einzu-
	        
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