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der Königlichen Charité gegen Malaria-Erkran= zeigte es einen entschiedenen Einfluß auf die
kungen angewandt. Von diesen waren zwei
tropische Malaria Fieber, — das eine in Neu-
Guinea, das andere in Brasilien erworben, —
die dritie war ein einheimisches in Berlin er-
worbenes Wechselfieber. Bei dem Neu-Guinea-=
Fieber zeigten sich Gaben bis zu 3 Gramm
für den Tag wirkungslos, denn die Malaria-
Parasiten wurden nicht durch dieselben in ihrer
Entwickelung gehemmt, die Fieberanfälle nicht
abgeschnitten; erst nach einer Tagesgabe von
5 Gramm, an drei Tagen hintereinander ge-
geben, nahmen mit gleichzeitigem Aufhören des
Fiebers die Malaria-Parasiten im Blute ab,
mehrten sich jedoch wieder, als die Tagesgabe
auf 1 Gramm herabgesetzt wurde. Eine Tages-
gabe von 3 Gramm, 1 Tage hintereinander
gegeben, ließ die Malaria-Parasiten endlich
aus dem Blute verschwinden. Da dieselben in
der Folgezeit nicht wiederkehrten, auch der
Patient von Fieber dauernd frei blieb und sich
schnell erholte, konnte die Kur als mit gutem
Erfolge abgeschlossen betrachtet werden.
In dem Falle von schwerer und hartnäcki-
ger brasilianischer Malaria-Erkrankung, welche
sich übrigens auch gegen Chinin hartnäckig er-
hohe Fieberanfälle hervorrufende Entwickelung
der Malaria-Parasiten beobachtet werden, nach-
dem 10 Tage hintereinander 1 Gramm Phe-
nokoll für den Tag gegeben worden waren.
Um die Parasiten endgültig zu vernichten,
mußten noch 9 Tage hintereinander 2 Gramm
des Mittels für den Tag gegeben werden.
In dem Falle einheimischer Malaria-
Erlranlung, welche — im Gegensatz zu den
beiden ersterwähnten Fällen mil unregelmäßigem
Fieber — regelmäßig einen Tag um den
anderen wiederkehrende Fieberanfälle zeigte
(lebris intermitteos tertiang), war das Re-
sultat der Phenokoll-Vehandlung folgendes:
Nachdem im Anschluß an den dritten Fieber
anfall 1 Gramm des Mittels ohne Erfjolg ge-
geben worden war, wurden durch 3 Gramm
täglich 9 Tage hintereinander die Anfälle zwar
schließlich beseitigt, die Malaria= Parasiten je-
doch nicht endgültig vernichtet, sondern nur in
ihrer Entwickelung gehemmt. Diese Hemmung
hörte mit dem Aussetzen des Mittels auch
wieder auf, es traten wieder, wenn auch
schwächere Fieberansälle ein, die zur Zeit noch
nicht gehoben sind.
Das Phenotoll wurde in wässeriger Lö-
sung — I1 Gramm innerhalb einer Stunde —
gegeben, die erste Gabe ersolgte 3 Stunden
-- - .--q-«s-. die als bei der Chinin-Behandlung.
wiesen hatte, konnte erst eine Wirkung auf die wird gut vertragen und kamn wohl zur An-
hohen Temperaturen. Dieselben fielen 1 Stunde
nach Eingabe eines Grammes Phenokoll unter
Schweißausbruch mehrmals ab, so daß der
Fieberanfall durch das Mittel entschieden ab-
gekürgt wurde.
Von übelen Nebenerscheinungen zeigten sich
bei dem Mittel in wenigen Fällen — ich habe
dasselbe außer bei Malaria-Erkrankung in
vielen Fällen von Gelenkrheumatismus, Gicht,
Neuralgien mit recht gutem Erfolge angewandt
— nur im Beginn des Gebrauches Magen-
schmerzen, die sich jedoch bald verloren und
nur in zwei Fällen mich zwangen, das Mittel
auszuseben.
Auf Grund dieser Beobachtungen fasse ich
meine gutachtliche Aeußerung über das salz=
saure Phenokoll als Mittel gegen Malaria-
Erkrankungen, wie folgt zusammen:
Das salzsaure Phenokoll hat eine entschic-
dene Wirkung auf das einheimische, wie tro-
pische Malaria-Fieber. Zur Zerstörung der
das letztere hervorrufenden Malaria-Parasiten
sind jedoch bedeutend größere Gaben des
Mittels (die drei= bis vierfachen) nothwendig
Das Mittel
wendung empfohlen werden bei Kranken, welche
Chinin nicht vertragen, beziehungsweise — mit
Rücksicht auf die individuell verschiedene Real-
tion des menschlichen Organismus auf Arz-
neien — da versucht werden, wo Chinin wir-
lungslos geblieben ist. Das Mittel verdient
aber auch deswegen in den Arzueischatz tropi-
scher Malaria-Gegenden ausgenommen zu wer-
den, weil es gegen eine doch recht häufig in
nach überslandenem Fieberanfalle. Auch während
des Ficbers wurde das Mittel versucht. Hier
1
denselben beobachlete Krankheit, den Gelenk-
rrheumatismus, in seinen verschiedenen Formen
eine sehr gute und nachhaltige Wirkung ver-
bürgt.
Im Auschluß an das Vorstehende ist zu
bemerlen, daß ich bei der in den letzten Mo-
naten recht groß gewordenen Zahl von Malaria-
Kranken aus den verschiedensten tropischen
Malaria-Ländern (Ostafrika, Westafrika, Neu-
Guinea, Brasilien) stets denselben Malaria-
Milroparasiten im Blute der Kranken gesunden
habe. Ich bin meines Wissens der Erste, der
diese Uebereinstimmung in dem Blutbesunde
der Malaria= Erlrankungen genannter Tropen-
länder gesunden bezw. konstatirt hal. Der
Parasit ist der von allen Forschern als Lave-
rahia anerkannte Krankheitserreger, welchen
der französische Militärarzt Laveran im No-
vember 1880 im Blute Malaria-Kranker in
Algier entdeckt hat. Nur in einem Falle von
sogenanntem perniziösen Tropenfieber, welcher