Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

418 
der Königlichen Charité gegen Malaria-Erkran= zeigte es einen entschiedenen Einfluß auf die 
kungen angewandt. Von diesen waren zwei 
tropische Malaria Fieber, — das eine in Neu- 
Guinea, das andere in Brasilien erworben, — 
die dritie war ein einheimisches in Berlin er- 
worbenes Wechselfieber. Bei dem Neu-Guinea-= 
Fieber zeigten sich Gaben bis zu 3 Gramm 
für den Tag wirkungslos, denn die Malaria- 
Parasiten wurden nicht durch dieselben in ihrer 
Entwickelung gehemmt, die Fieberanfälle nicht 
abgeschnitten; erst nach einer Tagesgabe von 
5 Gramm, an drei Tagen hintereinander ge- 
geben, nahmen mit gleichzeitigem Aufhören des 
Fiebers die Malaria-Parasiten im Blute ab, 
mehrten sich jedoch wieder, als die Tagesgabe 
auf 1 Gramm herabgesetzt wurde. Eine Tages- 
gabe von 3 Gramm, 1 Tage hintereinander 
gegeben, ließ die Malaria-Parasiten endlich 
aus dem Blute verschwinden. Da dieselben in 
der Folgezeit nicht wiederkehrten, auch der 
Patient von Fieber dauernd frei blieb und sich 
schnell erholte, konnte die Kur als mit gutem 
Erfolge abgeschlossen betrachtet werden. 
In dem Falle von schwerer und hartnäcki- 
ger brasilianischer Malaria-Erkrankung, welche 
sich übrigens auch gegen Chinin hartnäckig er- 
hohe Fieberanfälle hervorrufende Entwickelung 
der Malaria-Parasiten beobachtet werden, nach- 
dem 10 Tage hintereinander 1 Gramm Phe- 
nokoll für den Tag gegeben worden waren. 
Um die Parasiten endgültig zu vernichten, 
mußten noch 9 Tage hintereinander 2 Gramm 
des Mittels für den Tag gegeben werden. 
In dem Falle einheimischer Malaria- 
Erlranlung, welche — im Gegensatz zu den 
beiden ersterwähnten Fällen mil unregelmäßigem 
Fieber — regelmäßig einen Tag um den 
anderen wiederkehrende Fieberanfälle zeigte 
(lebris intermitteos tertiang), war das Re- 
sultat der Phenokoll-Vehandlung folgendes: 
Nachdem im Anschluß an den dritten Fieber 
anfall 1 Gramm des Mittels ohne Erfjolg ge- 
geben worden war, wurden durch 3 Gramm 
täglich 9 Tage hintereinander die Anfälle zwar 
schließlich beseitigt, die Malaria= Parasiten je- 
doch nicht endgültig vernichtet, sondern nur in 
ihrer Entwickelung gehemmt. Diese Hemmung 
hörte mit dem Aussetzen des Mittels auch 
wieder auf, es traten wieder, wenn auch 
schwächere Fieberansälle ein, die zur Zeit noch 
nicht gehoben sind. 
Das Phenotoll wurde in wässeriger Lö- 
sung — I1 Gramm innerhalb einer Stunde — 
gegeben, die erste Gabe ersolgte 3 Stunden 
-- - .--q-«s-. die als bei der Chinin-Behandlung. 
wiesen hatte, konnte erst eine Wirkung auf die wird gut vertragen und kamn wohl zur An- 
hohen Temperaturen. Dieselben fielen 1 Stunde 
nach Eingabe eines Grammes Phenokoll unter 
Schweißausbruch mehrmals ab, so daß der 
Fieberanfall durch das Mittel entschieden ab- 
gekürgt wurde. 
Von übelen Nebenerscheinungen zeigten sich 
bei dem Mittel in wenigen Fällen — ich habe 
dasselbe außer bei Malaria-Erkrankung in 
vielen Fällen von Gelenkrheumatismus, Gicht, 
Neuralgien mit recht gutem Erfolge angewandt 
— nur im Beginn des Gebrauches Magen- 
schmerzen, die sich jedoch bald verloren und 
nur in zwei Fällen mich zwangen, das Mittel 
auszuseben. 
Auf Grund dieser Beobachtungen fasse ich 
meine gutachtliche Aeußerung über das salz= 
saure Phenokoll als Mittel gegen Malaria- 
Erkrankungen, wie folgt zusammen: 
Das salzsaure Phenokoll hat eine entschic- 
dene Wirkung auf das einheimische, wie tro- 
pische Malaria-Fieber. Zur Zerstörung der 
das letztere hervorrufenden Malaria-Parasiten 
sind jedoch bedeutend größere Gaben des 
Mittels (die drei= bis vierfachen) nothwendig 
Das Mittel 
wendung empfohlen werden bei Kranken, welche 
Chinin nicht vertragen, beziehungsweise — mit 
Rücksicht auf die individuell verschiedene Real- 
tion des menschlichen Organismus auf Arz- 
neien — da versucht werden, wo Chinin wir- 
lungslos geblieben ist. Das Mittel verdient 
aber auch deswegen in den Arzueischatz tropi- 
scher Malaria-Gegenden ausgenommen zu wer- 
den, weil es gegen eine doch recht häufig in 
nach überslandenem Fieberanfalle. Auch während 
des Ficbers wurde das Mittel versucht. Hier 
1 
denselben beobachlete Krankheit, den Gelenk- 
rrheumatismus, in seinen verschiedenen Formen 
eine sehr gute und nachhaltige Wirkung ver- 
bürgt. 
Im Auschluß an das Vorstehende ist zu 
bemerlen, daß ich bei der in den letzten Mo- 
naten recht groß gewordenen Zahl von Malaria- 
Kranken aus den verschiedensten tropischen 
Malaria-Ländern (Ostafrika, Westafrika, Neu- 
Guinea, Brasilien) stets denselben Malaria- 
Milroparasiten im Blute der Kranken gesunden 
habe. Ich bin meines Wissens der Erste, der 
diese Uebereinstimmung in dem Blutbesunde 
der Malaria= Erlrankungen genannter Tropen- 
länder gesunden bezw. konstatirt hal. Der 
Parasit ist der von allen Forschern als Lave- 
rahia anerkannte Krankheitserreger, welchen 
der französische Militärarzt Laveran im No- 
vember 1880 im Blute Malaria-Kranker in 
Algier entdeckt hat. Nur in einem Falle von 
sogenanntem perniziösen Tropenfieber, welcher
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.