Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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durchzog, in dem reichen Gebiet von Buiti, in 
Kibindo (Daluni) und in der Ebene von Kitiwa, 
unterhalb Mlalo. Die Haltung der Bevöllerung 
in den sämmtlichen Gebieten war, nachdem die 
erste Schen überwunden, eine durchaus ent- 
gegenkommende und bescheidene. Diese Stämme 
hier sind von jeher den Naubzügen der Massais 
und Wateita ausgesetzt gewesen, welche auch in 
diesem Monat noch in der Umgebung von Moa- 
geplündert haben, und sie heißen demnach, wie 
mir scheint, mit aufrichtiger Freude die deutsche 
Schutherrschaft willkommen. 
Ethnographisch ist die Bevölkerung in diesen 
nördlichen Grenzgebielen aus sehr verschieden- 
artigen Stämmen zusammengesetzt. Die Wa- 
digo sind, glaube ich, mit den Wapokomo am 
Tana nahe verwandt. In Buiti besteht die 
vorherrschende Nasse aus den intelligenten und 
auch lulturell höher stehenden Wasegeju, mit 
deren Häuptling Vege ich vornehmlich freund- 
schaftliche Beziehung angelnüpst habe. Dancben 
sitzen Wadigo, Wasambara (oder wie sie sich 
selbst neunen Washambaa) und Wateita. In 
der Ebene von Kitiwo, besonders in Makan- 
gala und Mgalo, wo ich unsere Flagge hißte, 
befindet sich eine Kolonie von Walamba, wäh- 
rend hier oben in Mlalo wiederum Wasambara 
unter dem Häuplling Sikinyasi sitzen. 
Was die wirthschaftliche Eigenart dieses 
nördlichen Grenzgebietes anbetrifft, so besteht 
der größere Theil desselben aus der trockenen 
unfruchtbaren Nyika, welche vom Umba durch- 
flossen wird, und in welche die Ausläuser des 
Usambarablocks fransenartig hinabsallen. Diese 
Nyila wird durchwegs aus einem rothen Laterit 
geformt und stellt größtentheils Vuschsteppe dar, 
welche nur hin und wieder in Baumsteppe 
übergeht. Am mittleren Umba sollen, wie ich 
hier ersahre, sich einige armselige Wadigo- 
ansiedelungen befinden; im übrigen ist die Nyila 
unbewohnt. Von ihr aus gesehen, heben sich 
die Gipfel von Usambara schrosf und pittoresk 
hervor, indeß können sie sich in Bezug aus 
ihre Kulturfähigkeit sicherlich mit den südlichen 
Abhängen von Usambara nicht vergleichen. Sie 
sind trocken und kahl und infolge dessen auch 
sast durchweg ohne Anpflanzungen. Wie eine 
üppige Oase in diesem Gebiet slicht die breite 
Bucht von Buiti mit ihren Bergabhängen her- 
vor. Ich schäbe dieselbe auf drei bis vier 
Quadratmeilen Flächeninhalt. Hier gelangen 
zahlreiche Bäche von den Abhängen in die 
Ebene, und der Boden stellt einen schwarzen, 
üppigen Humus dar. Hier ist demnach die 
ganze Landschaft auch gut angebaut. Bohnen- 
felder wechseln mit Mtama, Mais, Zuckerrohr, 
Tabak, Bataten und Mhogo ab, und in der 
ganzen breiten Senkung sieht man von der 
  
Höhe aus auf die malerischen Wipfel der 
Kokosnußpalmen. Auch die Abhänge sind feucht 
und fruchtbar und demgemäß gut bevölkert. 
Insbesondere beehre ich mich, ganz gehorsamst 
auf das kleine Bergland von Tshaua hinzu- 
weisen, welches Buiti im Osten vorgelagert ist, 
und welches ich Anfang April d. J. durchzog. 
Hier und in der breiten Thalsenkung zwischen 
Maramba und Tshaua findet man einen in 
Ostafrika sonst seltenen herrlichen Hochwald, 
der stets als das Zeichen guten Vodens be- 
trachtet werden darf. Die Erde ist schwarz 
und feucht, und die Abhänge des Tshaua- 
gebirgsstocks bieten Gelegenheit für kühle und 
wohl auch gesunde Wohnungsanlagen. Dabei 
ist dies Gebiet merkwürdigerweise noch fast 
gar nicht besiedelt — nur am Westabhange 
von Tshana befindet sich seit mehreren Jahren 
einc kleine Washambaaansiedelung. Da man in 
diesen Landstrich von Amboni aus, den Sige- 
fluß aufwärts, in einem starken Tagemarsch 
gelangen kann, so glaube ich, denselben für 
deutsche Plantagenunternehmungen empfehlen 
zu können. 
Als zweites fruchtbares Gebiet in diesen 
Grenzgegenden muß Mlalo genannt werden. 
Dasselbe mag 1½⅛ bis 2 Quadratmeilen um- 
fassen. Mlalo, wenn man den schwierigen 
Aufstieg von der Kitiwoebene aus vollzogen 
hat, erinnert in seiner geschwungenen Higel- 
formation und seiner reichen Bewässerung an 
das üppige Kiluju, wiewohl es erheblich nie- 
driger liegt — es ist im Durchschnitt chwa 
1000 m über dem Meeresspiegel, nicht 1400 m, 
wie man nach der Baumannschen Karte anzu- 
nehmen gencigt sein lönnte. Mlalo ist das 
eigentliche Quellgebiet des Umbaflusses. Hier 
bringt der Boden, nach der Aussage der hie- 
sigen Missionarc, schlechterdings Alles. Das 
Thermometer sinkt des Nachts bis auf 10° C., 
und ich glaube mit den Missionaren, daß das 
Land auch fieberfrei ist. Die Anlage der 
evangelischen Missionsgesellschaft für Ostafrilu 
hier, welche unter der Leitung des Herrn Pastors 
Wohlrab steht, macht einen sehr guten Ein- 
druck. Trotzdem hier erst ein Jahr gearbeitet 
ist, sind vom Herrn Gärtner Holst tüchtige, 
praktische Ergebnisse erzielt worden, und ich bin 
überzeugt, daß die Station sehr bald den An- 
lagen der katholischen Mission in Mrogo eben- 
bürtig sein wird. Dabei ist die Bevölkerung 
durchaus friedlich, und, wie die Missionare 
mittheilen, auch zur Arbeit geneigt. Einer 
Planutagenanlage deutscherseits wird allerdings 
für lange, absehbare Zeit die Transportfrage 
nach der Küste entgegenstehen. 
ier in Mlalo erwarte ich nunmehr meinen 
britischen Kollegen, um mit ihm gemeinschaftlich
	        
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