Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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der Küste meist herrschenden starken Dünung 
nicht immer bewirken. Die Briefposten werden 
daher meist in Ouittah, zum Theil aber auch 
schon in Accra gelandet und auf dem Landwege 
weiter befördert. 
Auch nach der östlich an das deutsche 
Togogebiet grenzenden französischen Besilzung 
mit den Orten Agouc, Grand Popo, Kotonon 
und Porto Novo besteht eine wöchentlich zwei- 
mal verkehrende Botenpost, die zwar in der 
Hauptsache dem örtlichen Verkehr dient, mittelst 
deren indeß unter Umständen auch Brief- 
sendungen aus Klein-Popo nach Europa gün. 
sligen Anschluß an die französischen Postdampfer 
nach Bordeaux oder Marseille erreichen können. 
Der Anschluß der Postanstalten des Togo= 
gebiets an das allgemeine Telegraphennct 
mittelst einer Landleitung von Quittah nach 
Klein-Popo ist in Erwägung gezogen, und es 
darf der Hoffnung Raum gegeben werden, daß 
die Schwierigkeiten, welche sich einem solchen 
Planc noch entgegenstellen, sich in der nächsten 
Zeit werden beseitigen lassen. 
Als Postagenten sind in Klein-Popo und 
Lome die daselbst stationirten Beamten der 
Zollverwaltung bestellt. Der Dienst erstreckt 
sich auf gewöhnliche und eingeschriebene Brief- 
sendungen, Postpackete ohne Werthangabe bis 
5kg, Postanweisungen und Zeitungsbestellungen. 
Die Postpackete dürfen nur mit den Post- 
dampfern der Woermannlinie befördert und 
mit diesen nur in Klein-Popo und Lome selbst, 
nicht aber auch in Quittah oder Acera aus- 
getauscht werden. 
In dem deutschen Schutzgebiete von Süd- 
west-Afrika wurde eine Postagentur an dem 
Sitze der Verwaltung, in Otyimbinguc, am 
16. Juli 1888 errichtet. Mit der Verlegung 
der Verwaltung nach Windhoek im Jahre 
1891 erfolgte auch die lUlebersiedelung der 
Postagentur nach letzterem Orte. Der Dienst 
dieser Postanstalt, welche durch den Polizei 
meister verwaltet wird, umfaßt zunächst nur 
gewöhnliche und eingeschriebene Briefsendungen, 
sowie Zeitungsbestellungen. Die Einrichtung 
des Poslpacketdienstes ist in Angriff genommen. 
Im Jahre 1891 wurden 3502 Briessendungen 
ausgeliefert. 
Eine direkte deutsche Schiffsverbindung 
nach diesem Schutzgebiet besteht noch nicht, 
dagegen sind mehrfach in längeren Zwischen- 
räumen direkte Dampfer von Hamburg nach 
dem Schutzgebiet abgefertigt worden, welche 
hleichzeitig zur Vermittelung des Postwerkehrs 
gedient haben. Einc regelmäßige Postverbindung 
besteht mit Kapstadt, von wo in Zwischen- 
räumen von vier Wochen im Anschluß an die 
englischen Postdampfer der Kaplinien lleine 
  
Schiffe nach Walfischbai, dem Hafenorte für 
das Schutzgebiet, abgelassen werden. Zwischen 
Walfischbai und Windhoek findet eine regel- 
mäßige Beförderung mittelst Boten statt, welche 
theils zu Fuß, theils mittelst Ochsenwagen die 
Post befördern; eine Kameelpost hat sich für 
diesen Dienst als ungeeignet erwiesen. 
Deutsch-Ostafrika ist zwar zuletzt von 
sämmtlichen Schutzgebieten mit eigenen Post- 
einrichtungen ausgeslattet worden, dasselbe weist 
indessen bereits die größte Anzahl von Post= 
und Telegraphenanstalten und den am meisten 
entwickelten Verkehr auf. Die ersten Post- 
agenturen wurden nach Erössnung des vor- 
läusigen Betriebs auf der unter Gewährung 
eines Zuschusses aus Reichsmitteln neu er- 
richteten deutschen Ostafrika-Linic am 4. Ok- 
tober 1890 in Dar-es-Saläm und Ba- 
gamoyo eröffnet; dieselben waren zunächst in 
gewissem Grade der deutschen Postagentur in 
Sansibar untergeordnet, welche kurz vorher, 
am 27. August 1890, in Wirksamkeit getreten 
war und von einem nach Afrika entsandten 
Fachbeamten verwaltet wurde; sie wurden aber 
in sicherer Erwartung eines erheblichen Ver- 
kehrs von vornherein ebenfalls durch Post- 
fachbcamte geleitet. Nachdem infolge des 
deutsch-englischen Vertrages von 1890 Sansibar 
unter das Protektorat Englands gestellt worden, 
erschien es nicht mehr erforderlich, in Sansibar 
selbst eine deutsche Postanstalt zu unterhalten; 
es erfolgte deren Aufhebung am 31. Juli 1891. 
Die durch das deutsch-englische Abkommen 
geschaffene Lage trug dazu bei, die Unter- 
nehmungen auf dem Festlande Ostafrikas zu 
regerer Thäligkeit anzuspornen, und hieraus 
entsprang sehr bald die Nothwendigkeit, mit 
der Einrichtung weiterer Postanstalten vor- 
zugehen. Solche wurden eröffnet: am 5. Mai 
1891 in dem wichtigen Hasenorte Tanga, 
am 17. Mai 1891 in Lindi, am 14. April 
1892 in Kilwa, am 5. Mai 1892 in Saa- 
dani und am 15. Juni 1892 in Pangani. 
Von diesen wird die Postanstalt in Tanga 
durch einen Fachbeamten verwaltet, die übrigen 
im Nebenamte von Angestellten des Gonverne= 
ments. Der Verkehr bei der Postagentur in 
Dar-es-Saläm, welcher Ort zum Siß der 
Landesverwaltung von Deutsch-Ostafrika be- 
stimmt worden war, hat inzwischen sich so er- 
heblich vermehrt, daß es angezeigt erschien, 
diese Postanstalt in die Klasse der Postämter 
erster Klasse aufzunehmen. Diese Aenderung 
gelangte im April 1892 zur Ausführung. 
Außer dem Vorsteher — einem Postinspektor 
— sind bei dem Postamte zur Zeit noch zwei 
deulsche Postbeamte und einige eingeborene 
Hülfsbeamte beschäftigt.
	        
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