Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

anschließen und voraussichtlich ein Jahr am See 
verbleiben. Er ist vertragsmäßig der genannten 
Gesellschaft gegenüber verpflichtet, Berichte an 
dieselbe zu erstatten und die Ergebnisse seiner 
wissenschaftlichen Beobachtungen, Forschungen 
und Sammlungen an sie einzusenden; im 
Uebrigen hat Herr Rindermann, soweit seine 
Zeit durch obige Beschäftigungen nicht in An- 
spruch genommen wird, desgleichen auch in 
allen außerordentlichen Fällen, seine Dienste 
dem Kaiserlichen Gounvernement zur Verfügung 
zu slellen, wofür ihm freie Verpflegung während 
seines Aufenthaltes am See zugesagt ist. 
Herr Rindermann wird insbesondere 
eine meteorologische Station in Bukoba ein- 
richten und die monatlichen Beobachtungen 
durch die Station an das Gorwernement ein- 
senden; im Interesse der Regelmäßigkeit dieser 
Beobachtungen ist für den Fall der Behinderung 
des Herrn Rindermann seitens der Station 
ein Stellvertreter zu diesem Zwecke anzulernen. 
Das Verhältniß des Herrn Rindermann zu 
Euer Hochwohlgeboren ist das eines Unter- 
gebenen, modifizirt durch seine der Kolonial= 
gesellschaft gegenüber bestehenden vertrags- 
mäßigen Verpflichtungen. 
3. Nach einer Mittheilung des englischen 
Missionars Nobert Ashe ist eine Missions- 
larawane unlängst zwischen Hindi und Matan- 
gizi von den Wagogo angegriffen und beraubt 
worden; es wäre mir lieb, wenn die Schuldigen 
ausfindig gemacht, zur Verantwortung und 
Strafe gezogen und womöglich zum Ersatz der 
geraubten Güter gezwungen werden könnten. 
Ueber den Erfolg ctwaiger gegen die Wagogo 
unternommener Schritte sehe ich einer Meldung 
aus Tabora entgegen. Aehnliche Beschwerden 
mögen Ihnen vielleicht auch soust noch unter- 
wegs von Stationen und Missionen vorgetragen 
werden; ich verweise in dieser Beziehung im 
Allgemeinen auf das unter Nr. 7 für Tabora 
Gesagte. 
4. In Ugogo bei dem Häupling Makenge 
beabsichtige ich demnächst eine militärische Station 
zum Schutz der Karawanenstraße anzulegen; zu 
diesem Zwecke wünsche ich einc gutachtliche, von 
Tabora aus zu erstattende Aeußerung darüber, 
welcher Ort und Punkt des genannten Gebietes 
sich vom politisch= militärischen und sanitären 
Standpunkte aus am besten zur Aunlage einer 
Station eignen würde (womöglich sind orien- 
tirende Skizzen beizufügen), ob die Station 
mit den an Ort und Stelle vorhandenen 
Mitteln zu errichten, wic slark sie zu besetzen, 
wie weit der vorgeschlagene Punkt einerseits 
von Mpapua, andererseits von Tabora ent- 
sernt sein würde. Mit dem Häuptling wäre 
sofort ein hierauf bezügliches Schauri (Ab- 
71 
  
tretung eines Platzes, Unterstützung beim Bau 2c.) 
aufzunehmen und gleichfalls von Tabora aus 
hierher einzusenden. 
5. Die von Dr. Emin Pascha und Lieute- 
nant Stuhlmann im Jahre 1890 ausgenom- 
mene, von Freiherrn Dr. v. Dauckelman in 
14 Blättern herausgegebene Aufnahme der Noute 
Bagamoyo — Viktoria-Nyanza wird Ihnen 
behufs etwaiger Nachprüfung und Richtigstellung 
mitgegeben; es wäre sehr wünschenwerth, wenn 
Sie unter Beihülfe der Herren Baron Fischer 
und Rindermann diese Ausnahme durch einige 
Längen= und Breitenbestimmungen ergänzen 
könnten; jedes einzelne Blatt ist, sobald die 
darauf verzeichnete Noute zurückgelegt ist, mit 
erster Gelegenheit dem Kaiserlichen Gonver- 
nement mit den etwaigen Bemerkungen ver- 
sehen, wieder zuzusenden. 
6. Die glückliche Ankunft der Expeditionen 
(Fischer eingeschlossen) in Tabora ist behufs 
telegraphischer Weitermeldung nach Berlin sofort 
durch Eilboten mir zu berichten. 
7. Es ist nicht ausgeschlossen, daß bei 
Ihrer Ankunft in Tabora Lieutenant Sigl 
den Wunsch äußert, den Zeitpunkt, wo sich 
dort gerade eine stärkere Macht beisammen 
findet, zur Ausführung irgend einer mit Rück- 
sicht auf die Unzulänglichkeit der bisherigen 
militärischen Machtmittel unterlassene Maß- 
nahme den Eingeborenen gegenüber zu benuben. 
Grundsätzlich habe ich gegen die Erfüllung 
dieses Wunsches nichts einzuwenden; doch 
wollen Sie vorher in Gemeinschaft mit Herrn 
Lieutenant Sigl und Dr. Schwesinger, dem 
neuen Stationschef, gewissenhaft in Erwägung 
ziehen, ob die gewünschte Maßregel überhaupt 
in unserem Interesse gelegen, ob sie mit den 
zur Zeit vorhandenen Mitteln unbedingt durch- 
führbar und, wenn selbst dies beides der Fall 
sein sollte, nicht überhaupt der Art ist, daß sie 
zu viel Zeit, Mittel, Kräfte u. s. w. in Anspruch 
nehmen und somit die Durchführung Ihrer 
Hauptaufgabe, welche darin zu sehen ist, das Ab- 
lösungskommando und die Expedition Fischer 
glücklich nach dem Viktoria-Nyanza zu bringen, 
beeinträchtigen oder doch ungebührlich verzögern 
würde. Sich beispielshalber auf einen förmlichen 
Kriegszug einzulassen, davon kann, wie überall, 
so auch im vorgedachten Falle, schlechterdings 
keine Rede sein, vielleicht genügt aber in Tabora 
wie anderwärts schon Ihr bloßes Erscheinen 
oder auch ein etwas längeres Verweilen und 
energisches Auftreten, um eine bislang noch 
unentschicdene Frage in unserem Interesse end- 
gültig zu erledigen. 
B. Am Viktoria-Nyanza. 
8. In Muanza ist anstatt des bisherigen 
Stationsvorstehers Feldwebels Hossmann der
	        
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