Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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allgemeine Bestürzung hervor. Die Betroffenen er- 
gaben sich, so sehr man ihnen die Angst über das 
ihrer wartende Loos ansehen konnte, gefaßt in ihr 
Schicksal, Puli, welcher mit einer Mütze bedeckt und mit 
einer Schnürjacke bekleidet war, entledigte sich beider, 
um auf alle Fälle diese Werthstücke seinen Angehörigen 
zu erhalten. 
Die Weiber schleppten eine Menge Tauschobjekte 
heran: Schildpattschmuck, Matten, aufgereihte Muscheln 
(wohl die Stelle des Geldes vertretend) u. s. w. und 
hatten offenbar kein Verständniß dafür, daß das 
Verhalten der Verhafteten nicht durch solche Werth- 
objekte sollte gesühnt werden können und diese zurück- 
gewiesen wurden. 
Bei unserem Fortgang spielten sich geradezu er- 
greifende Scenen ab: Zwei erwachsene Söhne der 
Verhafteten erklärten, sich nicht von ihren Bätern 
trennen zu wollen; ihnen wurde erlaubt, denselben in 
die Gefangenschaft zu folgen. 
Ils wir die Boote sertig machten, erhoben die 
Männer und Weiber, welche uns jammernd gefolgt 
waren, ein fürchterliches Klagegeschrei und geberdeten 
sich wie Verzweifelnde. Sie folgten den Booten 
ins seichte Wasser, Weiber sah man sich mit lautem 
Klagegeschrei in den Meeressand wersen, Männer 
mußten von den Polizeisoldaten von den Booten, an 
welche sie sich fest geklammert hatten, mit Gewalt 
entfernt werden. 
Wir waren froh, als wir aus dem Bereich 
solchen Jammers hinausgelangt waren. Die Rück- 
kunft zum „Bussard“ erfolgte so früh, daß er noch 
am Spätnachmittage die Tasmanlagune verlassen und 
bereits am Vormittage des 7. Mai, etwa 9 Uhr, 
nahe der Insel Ebolo (Südseite der Lord Howe- 
gruppe) ankern konnte. 
Hier harrten schon mehrere Kanus unserer An- 
kunft, deren Insassen alsbald einen lebhaften Handel 
mit Hühnern, Muscheln, Matten u. s. w. eröffneten. 
Unter denselben sesselte eine eigenthümliche Erscheinung 
unsere Aufmerksamkeit, es war dies ein Albino, dessen 
ganzer Körper eine ganz weiße Hautfarbe zeigte. 
In der Folge ruderte ein europäisches Boot 
heran, dessen Führer, GabEe mit Namen, sich 
als Bruder des Königs Uila vorstellte und in 
dessen Namen um unseren Besuch bat. Diesem 
Verlangen entsprechend, machte ich mich — der 
Kanzler und der Schiffsarzt waren im meiner Be- 
gleitung — in der Dampfbarkasse nach Leuenenwa 
auf den Weg, wo wir nach 1½ stündiger Fahrt an 
demselben Platze aulegten, auf welchem im Herbst 
1889 S. M. Krenzerkorvette „Alexandrine“ die 
deutsche Flagge gehißt und zum dauernden Zeichen 
der Besitznahme einen schwarz-weiß-roth gestrichenen 
Pfahl mit Aufschrift errichtet hatte. Der King 
Uila empfing uns und gab seiner Freude über unsere 
Ankunft Ausdruck. 
Eingezogene Erkundigungen ergaben, daß noch 
vor nicht langer Zeit ein australischer Kapitän in 
der Gruppe gewesen war und Kopra ausgekauft und 
  
ohne Zollentrichtung aus dem Schutzgebiet ausgeführt 
hatte. Er hatte, um sich dem Uila recht gefällig 
zu erweisen, demselben ein enropäisches Boot an 
Zahlungsstatt gegeben. 
Ich überzeugte mich zuvörderst, daß Uila die 
ihm seiner Zeit vom Kommandanten der „Alexandrine“ 
ausgehändigte Urkunde in guter Verwahrung gehalten 
hatte. Ich belehrte ihn sodann über die Bedeutung 
der Zugehörigkeit der Inselgruppe zum Deutschen 
Schutgebiet, die in Herbertshöh bestehende, in der 
Person des anwesenden Kanzlers verkörperte Obrig- 
keit und schilderte ihm die Unrechtmäßigkeit des Ver- 
haltens der australischen Kapitäne und die Unzu- 
lässigkeit der Abgabe von Produkten an diese Leute. 
Uila versprach, in Zukunft den Tauschverkehr mit 
denselben gänzlich meiden und nur noch an die Firma 
Forsayht liefern zu wollen. 
Die Verständigung mit den Eingebornen, von 
welchen allerdings manche des pigeon- Englisch kundig 
waren, besorgte ein Mann Namens Barry Charly 
gut, welcher, von Haus aus intelligent, sieben Jahre 
im Dienst der Firma Forsayht gestanden hatte 
und dieserhalb als Dolmetscher sehr brauchbar war. 
Dieser wurde demnächst von Uila, welcher über 
die Mitnahme der vier Tasmaninsulaner beunruhigt 
war und über deren Schicksal wie die Einrichlungen 
in Herbertshöh informirt sein wollte, nach dorthin 
mitgesandt. Ich nahm ihn gern mit, da er bei der 
Behandlung der Gefangenen von erheblichem Nutzen 
sein konnte. 
Bevor der Aufbruch erfolgte, gruppirten sich 
alle Anwesenden auf dem Platze der Flaggenhissung 
zu einer vom Kanzler Geißler ausgeführten photo- 
graphischen Aufnahme. 
Nachdem Geschenke, an die Männer vornehmlich 
Tabak, an die Weiber Perlen, an einige angesehene 
Personen bedruckte Stoffe, vertheilt und hinwiederum 
als Gegengeschenke Kokosnüsse, Hühner, Muscheln in 
Empfang genommen waren, machten wir uns auf 
den Rückweg. Auf demselben besuchten wir die 
Jnsel Ebolo, auf welcher der im Herbst 1889 verstor- 
bene erste Offizier S. M. Schiff „Alexandrine“, 
Kapitänlieutenant Paleske, begraben liegt. 
Der Kapitän Staliv der Firma Forsayht 
hatte bei seinen öfteren Besuchen der Gruppe für die 
Instandhaltung des Grabes Sorge getragen und 
zwei Leute angestellt, welchen er die Pflege des 
Plahes anvertraut hatte. Mit Befriedigung konnten 
wir wahrnehmen, daß die Grabstätte, so einfach sie 
gehalten war, in bester Ordnung und Sauberkeit 
sich befand; zur Zier hatte man Kokospalmen auf 
sie gepflanzt. Ich belohnte die betreffenden beiden 
Eingeborenen reichlich und ermahnte sie, in derselben 
Weise auch in der Zukunft das Grab in Ordnung 
zu halten. 
Alsbald nach unserer Rückkehr an Bord lichtete 
der „Bussard“ den Anker und trat die Räückfahrt 
nach Herbertshöh an.
	        
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