Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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den Vormarsch auf Moschi an. Die Station Ma- 
rangn blieb unter Lieutenant v. Dobeneck mit 
60 Mann besetzt. Die von Kompagnieführer Jo- 
hannes eingezogenen Nachrichten und angestellten 
Rekognoszirungen hatten als günstigste Angriffs- 
richtung auf die allen Nachrichten nach stark be- 
festigte Boma des Meli diejenige von Südwest be- 
zeichnet; das Expeditionskorps marschirte deshalb in 
drei Märschen am Südfuß des Kilimandjarogebirges 
nördlich der Landschaft Kahe herum und erreichte 
am 11. August nachmittags den Punkt, von wo aus 
der Angriff erfolgen sollte, ungefähr vier bis fünf 
Kilometer von der Boma entfernt. Es wurde abends 
im Lager folgender Befehl ausgegeben: 
Expeditionsbefehl, 11. August d. Is. 
I. Das Expeditionskorps wird morgen nach Moschi 
marschiren. 
II. Um 6 Uhr steht Alles zum Abmarsch bereit. 
III. Marschordnung folgende: 
Avantgarde: 1. Kompagnie, 500 Meter Abstand. 
Gros: Kombinirte Kompagnie Ax, Stab, die 
drei Geschüthee und sämmtliche Geschützmunition, 
Spreng= und Beleuchtungsmittel, Kompagnie v. El- 
pons, Kompagnie Mergler, Kompagnie Podlech. 
Die Kompagnien solgen mit 50 Schritt Abstand. 
Unmittelbar hinter jeder Kompagnie folgt (wenn 
vorhanden) die Medizinlast. Hinter der Kompagnie 
Podlech, gleichfalls mit 50 Schritt Abstand, sämmt- 
liche Lasten des Stabes und der Kompagnien sowie 
sämmtliche Boys, mit Ausnahme der Europäerboys. 
Hinter den Lasten und den Boys ein Zug der 
3. Kompagnie unter Lieutenant Kielmeyer und 
einem europäischen Unteroffizier. Aus dieser Marsch- 
ordnung darf ohne meinen speziellen Befehl Niemand 
ausbiegen. Jede Kompagnie hat für ihre unmittel- 
bare Seitendeckung rechts und links selbständig Sorge 
zu tragen. Die Kompagnien haben beim Antreten 
laden und sichern zu lassen. 
Um 6 ¼ Uhr wurde der Vormarsch aus dem Lager 
in besohlener Weise angetreten. Um 7 Uhr 20 Min. 
stieß die Spiße auf den Gegner, bog nach rechts aus 
und marschirte auf; die Kolonne, welche zu Einem 
auf dem Wege folgte, marschirte in folgender Weise 
auf: 
Kompagnie Ax, Verlängerung Kompagnie Jo- 
hannes in der rechten Flanke, Kompagnie v. Elpons 
in Kompagniekolonne mit 100 Meter Abstand hinter 
dem rechten Flügel; Kompagnie Mergler mit glei- 
chem Abstand in gleicher Formation hinter dem 
linken Flügel. 100 Meter hinter der Quene der 
Flügelkompagnie Kompagnie Podlech als Reserve, 
dahinter, unmittelbar aufgeschlossen, sämmtliche Lasten 
u. s. w., dahinter die Bedeckung unter Lieutenant 
Kielmeyer. Gleich nach dem Aufmarsch der Kom- 
pagnie Johannes war das 6,5 cm, das Maxim- 
geschütz und das 3,.7 cm Geschütz in Front ge- 
nommen und die beiden Ersteren in Wirksamkeit getreten. 
Das Maximgeschütz versagte schon infolge seines 
  
Alters und seiner Abnutzung nach den ersten paar 
Schüssen, das 6,5 cm Geschüßz warf Granaten in 
den gegenüberliegenden Bananenhain, in welchem der 
Gegner anscheinend ziemlich stark sass, und in der 
vermuthlichen Richtung auf die Boma des Meli. 
Nachdem der Aufmarsch in oben beschriebener Weise 
vollendet war, wurde der Vormarsch um 8 Uhr 
27 Minuten mit dem gesammten Korps angetreten. 
Das Terrain war durch dichten, übermannshohen 
Dornenbusch fast überall derarlig unübersichtlich und 
ungangbar, daß es nicht möglich war, die geschlossene 
Formation und Verbindung zwischen den einzelnen 
Theilen aufrecht zu erhalten. Um 8 Uhr 40 Min. 
entwickelte sich auf dem rechten Flügel ein sehr scharfes 
Feuergefecht; ich begab mich dorthin, zog die Kom- 
pagnie Podlech bis 100 Meter heran und fand die 
Kompagnie Ax im Gefecht an der ersten Vertheidi- 
gungslinie des Gegners. Dieselbe bestand aus einem 
über 4 Meter tiefen, unten ganz spitz zulaufenden 
steilen Graben in harter Erde und einem Schützen- 
graben am jenseitigen Nande, hinter welchem der 
Gegner lag. Als ich hinkam, hatte die Kompagnie 
Ax bereits dreimal einen vergeblichen Anlauf gegen 
die Stellung des Gegners gemacht, Lieutenant Ax 
war gefallen und Feldwebel Mittelstädt verwundet, 
mehrere Askari todt und verwundet, und der in der 
Kompagnie noch übrige Europäer, Sergeant Wein- 
berger, meldete mir, daß es nicht möglich wäre, 
ohne Weiteres die Stellung des Gegners zu nehmen. 
Ich befahl, daß die Kompagnie an Ort und Stelle 
liegen zu bleiben hätte und nicht weitere Versuche 
zum Vorgehen unternehmen sollie, und begab mich 
zur Kompagnie v. Elpons, welche dicht an die 
rechte Flanke angeschlossen war. Die Kompagnie, 
welche gleichfalls Feuer bekommen hatte, war nach 
der halben rechten Flanke aufmarschirt. Ich gab 
den Befehl, mit dem rechten Flügelzug die rechte 
Schulter vorzunehmen und zu versuchen, den Gegner 
durch den Druck auf seine Flanke aus der Stellung 
herauszubringen. 
Die Fühlung mit der Kompagnie Johannes 
und Mergler war gänzlich verloren gegangen. 
Nachdem dieselbe durch den Adjutanten Lieutenant 
v. Schreuck um 9 Uhr wieder hergestellt war, er- 
fuhr ich, daß der Kompagnieführer Johannes die- 
selbe Schlucht, ohne auf erheblichen Widerstand zu 
sloßen, passirt hatte und mit der Kompagnie Mergler 
auf seinem linken Flügel ungefähr 300 Meter vor- 
wärts Stellung genommen habe. Das Terrain war 
so buschig und so unübersichtlich, daß man auf diese 
kurzen Distanzen selbst absolut nichts voneinander 
sehen konnte. Kompagnieführer Johannes bat, mit 
der ganzen Masse wieder auf ihn aufzurücken, auch 
schon deshalb, weil er durch unser eigenes Feuer 
von der rechten Flanke gefährdet war. Infolge dessen 
erhielt die kombinirte Kompagnie den Befehl, sich 
nach dem linken Flügel zusammenzuziehen, Kompagnie 
v. Elpons, gleichfalls links abzumarschiren und sich 
bei der Kompagnie Podlech links vorwärts zu
	        
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