Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

vor. Allerdings zeigten sie sich infolge schlechter 
Erfahrungen, welche sie in früheren Zeiten gemacht 
hätten, dem Fremden gegenüber argwöhnisch und 
ängstlich, und daraus erkläre sich, daß nur wenige 
das Kriegsschiff besucht hätten. 
Die Mission hat schon ein erhebliches Gebiet 
gewonnen und einen ganz merkbaren Einfluß auf 
die Lebensverhällnisse der Eingeborenen ausgeübt. 
Während sie früher in ständiger Fehde mit ihren 
Nachbarn lebten und Mord und Todtschlag an der 
Tagesordnung waren, halten sie jetzt Frieden unter- 
einander und mit ihren Nachbarn. Der Distrikt, in 
welchem die Mission thätig ist, ist jetzt so bernhigt, 
daß Leute aus den Buschortschaften und von der 
Nord= und Ostseite der Insel vielfach kommen, um 
sich dort niederzulassen. 
Die Zahl der Bekehrten ist in stetem Wachs- 
thum begriffen. 
Was die Kulturfähigkeit des Landes anbetrifft, 
so weiß Welshman hierüber wenig zu sagen und 
erwähnt nur, daß der Baumwollenstrauch dort wachse 
und nach seiner Ansicht ein gutes Produkt liefere. 
Er hat die Zusendung einer Probe in Aussicht 
gestellt. 
Welshman, welcher einen ernenten Besuch des 
Leiters der Verwaltung sehr begrüßen würde, er- 
bietet sich, seinerseits Alles zu thun, um die Auntorität 
der Regierung den Eingeborenen zum Bewußtsein zu 
bringen. 
Es wird in absehbarer Zeit noch nicht daran zu 
denken sein, in jenem abgelegensten Theile unseres 
Schußgebiets eine geordnete Verwalkung einzurichten. 
Um so mehr ist es zu begrüßen, daß durch die 
Thätigkeit der Mission die Segnungen des Christen- 
thums und der Civilisation jenen Eingeborenen ge- 
bracht werden und damit auch der wirthschaftlichen 
Entwickelung unserer Kolonic vorgearbeitet wird. 
Schließlich sei noch erwähnt, daß die Mission 
der englischen Hochkirche an derselben Stelle ihrem 
Werke obliegt, von welcher aus die erste Heiden- 
bekehrung in den jetzt unser Schupßgebiet bildenden 
Gebieten versucht wurde. Gerade hier war es, wo 
Monseigneur Epalle, der erste Bischof des aposto- 
lischen Vikariats von Melanesien (römisch-katholisch) 
Ende 1845 landete und nach wenigen Tagen Ver- 
kehrs mit den Eingeborenen getödtet wurde. Die ihn 
begleitenden Missionare ließen sich trotzdem nieder, 
mußten aber, nachdem ihr Häuflein durch Unthaten 
der Wilden und Krankheiten weiter zusammen- 
geschmolzen war, nach einigen Monaten ihr Unter- 
nehmen aufgeben und die Gegend verlassen. 
  
RAus dem Bereiche der Misstonen. 
(Vergleiche auch Seite 461.) 
In dem Krankenhause zu Dar-zes-Saläm werden 
nach dem Eintreffen des Dinkonen Hosbach 4 Dia- 
462 
  
konen, von denen einer die Landwirthschaft und den 
Garten zu besorgen hat, und 2 Diakonissinnen neben 
Herrn Pastor Holst und seiner Frau thätig sein. 
Nach der Krankenliste war der Bestand an Kranken 
am 1. Juni 9; dazu wurden im Laufe des Monats 
24 aufgenommen. Es konnten 19 als geheilt ent- 
lassen werden, während 4 gestorben sind. Der Be- 
stand an Kranken war demnach am 1. Juli noch 10. 
Neben der Leitung des Krankenhauses liegt Pastor 
Holst zur Zeit auch die evangelische Seelsorge in 
Dar-es-Saläm ob, und besonders erfreulich ist es, 
daß er neuerdings hat nach Hause schreiben können, 
„noch nie habe er vor leeren Stühlen gepredigt.“ 
Auch aus „Hoffnungshöhe“ und „Hoheufriedberg“ 
kommen erfreuliche Nachrichten über die Fortschritte 
der dortigen evangelischen Misionsarbeit. 
  
Der Missionsgesellschaft der Pallotiner in Rom 
ist höheren Orts die Genehmigung zur Errichtung 
einer neuen Niederlassung in Ehrenbreitstein zum 
Zwecke der Ausbildung deutscher Missionare ertheilt 
worden. 
Der apostolische Vikar von Sansibar, Bischof 
IJ. M. R. de Courmont befindet sich nach einer 
Mittheilung in „Gott will es“ gegenwärtig in 
Deutschland. 
Aus Kamerun kommt die Trauerkunde, daß der 
katholische Missionar P. August Steffen am 
4. Juli d. Is. in Aqua-Stadt dem Fieber er- 
legen ist. 
Perschiedene MWikkleilungen. 
Unterhaltungsbibliothek in Dar-#es= Salm. 
Dem Kaiserlichen Gouvernement von Deutsch- 
Ostafrika waren seiner Zeit von der deutschen Kolonial- 
gesellschaft und der Firma Selberg & Schlüter 
eine Anzahl Bücher und Schriften überwiesen. Diese 
sind nun zu einer besonderen „Unterhaltungs-Biblio= 
thek“ zur Benuhung für die Angehörigen des Gou- 
vernements und der Schutztruppe vereinigt worden. 
  
Errichtung eines Lazarelhs in Deutsch-Südwestafrika. 
Mit dem am 23. September von Sonthampton 
abgegangenen Dampfer „Greek“ der Union-Linie sind 
zwei Pflegeschwestern von dem Frauenverein für 
Krankenpflege in den Kolonien zur Errichtung eines 
Lazareths in Windhoek nach Sübdwestafrika gesandt 
worden. Mit derselben Dampfergelegenheit ist auch 
die Lazaretheinrichtung verschifft worden. Die Lei- 
tung des Lazareths wird der Assistenzarzt Dr. Rich- 
ter übernehmen.
	        
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