unternommenen Reise von Dr. Franz
Stuhlmann. 1. Bd. Berlin, Geographische
Verlagsbuchhandlung Dietrich Reimer.
Schon in Nr. 18 des Deutschen Kolonialblattes
war auf die Reichhaltigkeit der Sammlungen hin-
gewiesen, welche Herr Dr. Stuhlmann in den
Jahren 1888 bis 1890 zu Stande gebracht hat.
Neuerdings sind seine sämmtlichen in dem „Jahrbuch-
der Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten“ er-
schienenen Aufsätze unter dem obigen Titel von
Neuem herausgegeben worden. Dem Fachmann wird
dieses mit zahlreichen Tafeln versehene Heft Ge-
legenheit geben, den Werth und Umfang der Stuhl-
mannschen Forschung richtig zu würdigen und den
Wunsch erwecken, daß die über die niedere Thierwelt
angekündigte Abhandlung bald veröffentlicht werden
möge.
Die Wahrheit über Emin Pascha, die ägyp-
tische Aequatorialprovinz und den Sudan
ist der Titel eines von Vita Hassan und Elil
M. Baruch verfaßten und von Dr. Moriß aus
dem Französischen übersehten Werkes. Berlin,
Dietrich Reimer, 2 Bände zu M. 3,50.
In dem ersten Theile schildert der Autor seine
Eindrücke über Land und Leute von Mittelafrika.
Emins Persönlichkeit, namentlich seiner Redlichkeit
und Herzensgüte, wird begeistertes Lob gespendet,
ohne daß dabei schwächere Züge in dem Charakter
des Paschas verschwiegen werden. Sodann folgt
eine Darstellung der Erhebung des Mahdi. So
anregend diese Schilderungen eines Augenzeugen auch
sein mögen, so wird doch der deutsche Leserkreis an
der letzten Hälfte des zweiten Theils, der von
Stanleys Unternehmungen handelt, größeren An-
theil nehmen. Ueber diese Ereignisse, über den Streit,
der sich daran knüpft, ist in der letzten Zeit recht
viel geschrieben worden, und es kann hier weder die
Absicht noch die Aufgabe sein, auf Grund der Be-
richte von Vita Hassan über Stanley zu Gericht
zu sitzen. Zudem wird es Niemanden zweifelhaft
sein, auf wessen Seite die Freunde des Deutschthums
sein werden. Aber von hohem Interesse ist es
darum doch, diesen neuen Belastungszeugen gegen
Stanley zu hören, der in dem vorliegenden Werke
im Tone innerster Ueberzeugung und unantastbarer
Unparteilichkeit zum Leser spricht.
Hübners geogrophisch-statistische Tabellen,
Ausgabe 1893. Herausgegeben von Reg.-Rath
Prof. F. v. Juraschek. Frankfurt a. M., H.
Keller. Preis M. 1,20.
Das Buch, ein Ergebniß mühevoller Arbeit, will
die Aufgabe lösen, dem großen Publikum die wich-
tigsten statistischen Zahlen in übersichtlicher Weise
zugänglich zu machen, und ihm ein Rathgeber in
allen geographisch-statistischen und ethnographischen
Fragen zu sein. Für die Bearbeitung der neuen
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Auflage sind wiederum die besten Quellen benutt,
und das Werkchen führt in der That Jedermann
auf das Begquemste in die wirthschaftlichen und geo-
graphischen Verhältnisse aller Länder der Erde ein.
Mouvement géographique vom 3. September
d. Is. bringt in Nr. 19 eine sehr interessante
Abhandlung über das am Nordende des Tan-
ganyika gelegene Mondgebirge auf Grund der
Forschungen des Dr. O. Baumann.
Der Artikel beginnt mit dem Himveis, daß die-
Gegend zwischen den drei Seecn Viktoria, Tanganyika
und Albert Eduard vom orographischen, hydrogra-
phischen und ethnographischen Standpunkte aus eine
der interessantesten Afrikas sei; es sei eine ebenso
wunderbare als räthselhafte Thatsache, daß dieselbe
die Aufmerksamkeit der gebildeten Welt bereits vor
der christlichen Zeit auf sich gelenkt habe. Ptole-
mäus habe nur die verschicdenen gesammelten Auf-
zeichnungen der griechischen Reisenden über die be-
nachbarten afrikanischen Gegenden der Ostküste, wo
der Nil am Fuße des Mondgebirges seine Quellen
habe, in Uebereinstimmung gebracht.
Die neuen Reisen Stanleys, Emins, Stuhl-
manus und Baumanns — so fährt das Mouve-
ment fort — haben endlich Licht über die un-
bestimmten Nachrichten der Alten verbreitet und ent-
deckt, daß das große Reservoir des Nil, der Vik-
toriasee, im Osten und Westen von hohen Plateaus,
auf welchen an mehreren Stellen schneebedeckte-
Gipsel bis zur Höhe von 5000 bis 6000 m auf-
stteigen, umgeben ist. Es wäre wahrscheinlich, daß
dieses eigenartige Gebilde dasjeuige ist, welches die
alten Geographen „Mondgebirge“ nannten. Bau-
mann, welchem die afrikanische Geographie bereits
so viele werthvolle Beobachtungen verdanke, habe
vor etwa einem Jahre eine erfolgreiche Reise in diese
wunderbaren Gegenden gemacht. Er konnte vom
Einfluß des Rufiji, vom Gipfel dieser hohen Pla-
teaus, die Wahrheit über das im Nordwesten ge-
legene Land Ruanda, welches bisher kein Europäer
besucht habe, erforschen.
Das Mouvement géographique fügt dem Ar-
tikel einc Stizze über diese Gegend bei und fährt
fort: Nach den bisherigen Aufzeichnungen der For-
schungsreisenden stehe fest, daß der Albert Eduard-
und der Albertsee sich von Norden nach Süden
ausdehnen und nur eine geringe Breite haben. Die
Ufer dieser Seen seien von hohen Plateaus gebildet.
Im engen Thale komme aus Nordnordwest der
Rufiji, welcher möglicherweise im Ososee seine Quellen
lhabe. Im Norden des Ososees erhebe sich das
jvulkanische Fumbirogebirge, über welches Stuhl=
mann die ersten Nachrichten gegeben habe. Jen-
seits des Fumbirogebirges begänne das Nilbecken.
Oestlich und westlich vom Flußthale des Nufiji er-
hebe sich das Land bis auf 3000 m, und hier haben
die Flüsse, welche nach Westen in den Kongo, nach