Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Rindvieh gefordert werden, entschieden rathsam, es 
dort mit Biehzucht zu versuchen. 
Die Preise im Waldlande sind natürlich, der Ent- 
fernung des betreffenden Ortes von den Wasserstraßen 
entsprechend, sehr verschieden. Während man in 
Nguti 1 Stück Gummi (/ bis 1 Pfund) für 4 
bis 5 Blatt Tabak kaufen kann, kostet in Batom 
bereits das Stück bis 8 Blatt, in Kiliwindi 1 head. 
In Nguti zahlt man für eine Ziege 3 Faden Zeng, 
für 4 Eier 1 Blatt Tabak, für 1 Huhn 4 bis 5 
Blatt Tabak. In Kiliwindi für ein Schaf oder eine 
Ziege 6 Faden, 1 Huhn 3 heads. In Mundame sind 
die Preise für Lebensmiltel der Weißen so hoch in 
Waaren, daß dieselben diese leichter baar bezahlen 
würden. 
An Tanscharlikeln gehen bis Bali vor Allem gute 
nicht helle Stoffe, schlechte Drucke werden nicht gern 
genommen, große, schwarz-weiße Perlen und vor 
Allem die kleinen rothen Perlen. Tabak geht als 
Zahlungsmittel nördlich Tinto nicht mehr, bis 
dahin sehr gut. Außerdem noch in beschränktem 
Maße kleine Schnupftabaksdosen, Messingketten, 
Porzellanknöpfe und Nägel, selbstverständlich Pulver 
und Gewehre. Von Batom bis zu den Banyangs 
sieht man vorzugsweise die langen, englischen Zünd- 
hütchen -Gewehre. Die Eingeborenen haben sich 
vom Karawanenweg fast ganz zurückgezogen, da die 
stets auf= und abziehenden Balis das Eigenthum der 
Eingeborenen vollständig mistachten und Gewalt- 
thätigkeiten jeder Art begehen. 
2. Die Banyangs. 
Die Banyangs siben vom Flusse nördlich Nguti 
— insoweit man die Ngulilente nicht zu diesem 
Stamme rechnen will — bis Sabi. Dazwischen 
liegen die Tambadörfer Difang, Fotabe, Tinto, 
Miyimbi. 
In Tinto ist eine Station angelegt, welche 
(ndschastlich sehr schön auf einer Anhöhe gelegen 
ist und Aussicht auf das Kamerungebirge gewährt. 
Daselbst befanden sich die Expedilionsmeister Ehmann 
und Goger mit 25 Expeditionslenten und Bali- 
Arbeitern. Es war ein Maktenhaus aus Pfählen 
errichtet. Mit den Arbeiten war vor nicht langer 
Zeit begonnen worden. Der Boden ist gut, Fleisch 
genügend und billig vorhanden. Das Verhälmiß 
zu den umwohnenden Eingeborenen ist befriedigend, 
sie kommen täglich in großer Zahl zur Station, 
um zu haudeln. Die Station hat namentlich den 
Zweck, den von der Expedition eröffneten Handel 
mit den Banyangs zu sichern und die herunterziehenden 
Balis zu kontroliren. Die Bevölkerung scheint eine 
sehr dichte zu sein, denn nach Erkundigungen liegen 
auf viele Kilometer seitwärts des Weges eine große 
Anzahl Banyanggehöste, auf dem Wege von Aguti 
bis Tinto waren wenigstens 30 zu passiren. Die 
Banyangs haben keinen Oberhäuptling, sondern zer- 
fallen in eine Anzahl kleinerer Gemeinden. Der bis- 
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lang mächtigste Häupkling war Difang, welcher die 
nördliche Hälfke der Gegend zwischen Otombe und 
Calabar beherrschte. Difang ist kürzlich, nach- 
dem er seine südlich wohnenden Stammesgenossen 
überfallen, von ihnen entscheidend geschlagen wor- 
den, ist nach Norden geflüchtet und alle seine 
Gehöfte sind theilweise zerstörk, theilweise ver- 
lassen. Die Häuptlinge von Sabi und Miyimbi 
dürsten die mächtigsten sein, doch scheint im All- 
gemeinen kein Zusammenhalt unter den Banyangs, 
ein Zusammenhalt, welcher im Interesse ihrer Selbst- 
erhaltung gegen die zur Küste drängenden Balis sehr 
nöthig und für uns sehr erwünscht wäre, da sie uns 
dann in gewisser Beziehung einen Schutzwall für das 
Waldland abgeben würden. Bei den Banyangs 
treten die Balis bedeutend sachter auf als im Wald- 
lande. 
Die Banyangs sind ein selbstbewußterer Stamm 
als die Waldlandstämme und vor Allem sehr arbeitsam; 
sie waren zuvorkommend und freundlich. Die Gegend 
ist ein wahrer Garten, in welchem abwechselnd die 
reinlichen Gehöfte liegen. Alle oben genannten 
Bodenerzeugnisse des Waldlandes werden hier in 
schön angelegten Farmen gebaut. Oelpalmenhaine 
ziehen sich bis zu den Gipfeln der Vorberge. Für 
Gummi scheint hier eine ganz unerschöpfliche Quelle 
zu sein. 
Ziegen, Schafe, Hühner sind in großer Anzahl 
vorhanden, außerdem sind wilde Perlhühner und 
Fasanen anzutreffen. Elefanten kommen in großer 
Zahl vor. 
Der Handel erstreckt sich auf Gummi und Elfen- 
bein, wohl auch Palmkerne nach Westen. 
Er wird durch die Station Miyimbi der Firma 
Jantzen und Thormählen, welche theilweise 
Banyang= und Ngutiträger beschäftigt, und durch die 
Agutilente nach dem Süden vermittelt. 
Fünf Tagereisen westlich von Miyimbi soll ein weißer 
englischer Faltorist siten und zwar an dem nach 
Angabe der Eingeborenen dort schiffbaren Calabar. 
Früher zahlte man auf der Station für 1 Stück 
Gummi 6 Porzellanknöpfe, jetzt ungefähr 15 oder 
für 8 Stück 1 Faden Zeug. 
Außerdem sind die Preise folgende: 1 Ziege 
5 bis 6 Faden, 1 Schwein 4 bis 6 Faden, 1 Huhn 
1 yard bis 1 Faden oder 1 Löffel kleiner, rother 
Perlen, 1 großes Bund Planten 4 Blatt Tabak 
S, 1 yard. 1 großer Yams, 3 Eier, 8 Mais-= 
kolben, 1 Schale Erdnüsse je 1 Blatt. 
Nördlich von den Banyangs folgen die Bantilente. 
Die nun folgenden Bamessonleute sind vollkommen 
von den Balis abhängig, ihnen ganz ergeben und 
deshalb von Dr. Zintgraff ebenfalls bewasseet. 
Der steile Bamessonberg muß von Jedem, der von 
oder nach Bali will, passirt werden, weshalb Bamesson 
der Schlüssel für Bali ist.
	        
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