wurde noch dadurch erhöht, daß letztere wegen ihrer
hohen Löhnung zwar häufiger mit Geldstrafen aber
weniger mit Prügelstrafen belegt wurden.
Wahrscheinlich haben auch die Dahomeweiber zur
Revolte aufgereizt. Dieselben waren als Gonverne=
mentsarbeiterinnen dem Ingenieur Drees in erster
Linie unterstellt und von Letzlerem dem Gärtner
Walter zur Beschäftigung im Gouvernementspark
überwiesen. Drees und Walter klagten beständig
über die maßlose Faulheit der Dahomeweiber, welche
nicht arbeiten wollten und stets die Arbeit verließen,
é5J--wenn der Weiße den Räcken kehre. Alle über sie
verhängten Strasen seien wirkungslos. Da die
männlichen Arbeiter für schwere, namentlich die
Kai-Hinterfüllungsarbeiten verwandt wurden und
deshalb außer einigen Knaben die Soldatenweiber
die einzigen Arbeiter des Gärtners bildeten, empfand
letzterer die Faulheit der Weiber bitter. Auch am
15. v. Mks. wiederholten sich die Klagen über die Träg-
heit der Dahomeweiber, so daß ich beschloß, selbst die
Letteren bei der Arbeit zu lontroliren. Eine Stunde
nach Beginn der Arbeitszeit fand ich dieselben noch in
ihren Hütten. Ich trieb sie nunmehr zur Arbeit an.
Doch als ich eine halbe Stunde später wieder zum
Arbeitsplatz zurückkehrte, waren sämmtliche Weiber
in ihre Hütten zurückgekehrt, so daß ich mich ge-
nöthigt sah, den Faulsten von ihnen einige Hiebe
(Minimalzahl fünf, Maximalzahl zehn) ertheilen zu
lassen.
Solange die Rebellen nicht im Busch gefangen
sind, ist behufs Sicherung von Leben und Eigen-
thum beständiger Wachtdienst nöthig. Ein Abfangen
der Dahomes erachte ich für eine größere aus Weißen
und Schwarzen gemischte Truppe für nicht zu schwierig,
zumal die Kameruner, welche diese Plagegeister selbst
gern los werden möchten und sich nur vor ihren
überlegenen Waffen fürchten, bezügliche Aktionen durch
Spionierdienste erfolgreich unterstützen werden.
Das Landungskorps der „Hyäne"“ ist für be-
ständige Buschpatrouillen zu schwach. Der Komman=
dant derselben hat deshalb verboten, daß Matrosen
zur Absuchung des Busches oder als Posten im
Freien verwandt werden. Ich habe in Ueberein-
stimmung mit Kapitänlieutenant Reincke telegraphisch
um Heraussendung eines weiteren Kriegsschiffes ge-
beten, obwohl — allerdings erst nach geraumer Zeit —
S. M. S. „Sperber“ hier zu erwarten ist. Ich
that dies in der Erwägung, daß für drei Kriegs-
schiffe hier in nächster Zeit reichlich zu thun sein
wird. Die Entfaltung größerer Streitkräfte ist zur
Stärkung des deutschen Ansehens nöthig. Auch liegt die
Möglichkeit nahe, daß der Ban des Bueaweges immer-
hin zu einigen Verwickelungen mit den Bakwiris —
insbesondere Buealeuten — führt. Ein Kriegsschiff wird
ferner, da „Nachtigal“ dem Vermessungskommando zur
Verfügung gestellt werden soll, für die Dienstreisen des
Gouverneurs und sonstiger Beamten disponibel sein
müssen. Sollte an Stelle des erbetenen Kriegsschiffes
Marine-Infanterie gesandt werden, so würden 100
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Soldaten in dem Hospital und der Krankenbarackeunter=
gebracht werden können. Da für Buschexpeditionen
die scharfen Augen und die Terrainkenntniß farbiger
Soldaten nicht zu entbehren ist, dürfte die aus den
treu gebliebenen 49 Soldaten bestehende Schutztruppe
zweckmästig zunächst um etwa 100 Mann zu ver-
stärken sein.
Da die Ersatztheile und Werkzeuge für die 3,7 cm
Schnellfeuergeschütze bisher nicht wieder gefunden
sind, darf ich um hochgeneigte Heraussendung zweier
Kästen mit Ersaßtheilen und zweier Werkzeugkasten
gehorsamst bitten. Zugleich beehre ich mich, die
Heraussendung zweier Maximgeschütze, Modell 88,
nebst Zubehör gehorsamst anheimzustellen, von welchen
eins als Ersatz des mit dieser Post behufs eventueller
Reparirung zurückgesandten Maximgeschützes, das
andere zur Aufstellung auf dem Dache des Gouver-
neurshauses bestimmt ist.
Indem ich mir gestatte, die Aufzeichnungen des
Steuermanns Klein über die Vorgänge in der Nacht
vom 15. zum 16. v. Mts. in Abschrift beizufügen,
darf ich um die Zusendung einer Abschrift dieses
Berichtes (nicht der Anlagen) für die hiesigen Akten
gehorsamst bitten. Wegen Mangels an Zeit war
ich genöthigt, aus meinen Notizen gleich das Mundum
herzustellen.
Der siellvertretende Gouverneur.
Leist.
Anlage 1.
Kamernun, 29. Dezember 1893.
Ener Hochwohlgeboren erlaube ich mir im Nach-
folgenden den ärztlichen Bericht über die letzten Tage
der Kämpfe um die Joßplatte ganz gehorsamst ein-
zureichen.
Es sind während der Kampstage auf Seiten der
Angestellten des Gouvernements und der Faktoreien
acht Verwundungen vorgekommen, sämmtlich von
Schußverletzungen herrührend. Zwei der Verwun-
dungen, beides Brustschüsse, verliesen unmittelbar
tödtlich — bei Assessor Riebow und einem Neger
des Gouvernements. Bei den sechs übrigen Ver-
wundeten handelte es sich um drei Europäer und
drei Neger.
Der Gefreite der Polizeitruppe, Steinecke, er-
hielt an Bord des „Soden“ einen oberflächlichen
Schuß durch Haut und Muskulatur der rechten
Brustseite.
Der Lazarethgehülfe Siepert wurde im Gon-
vernementshaus durch einen Schust quer durch den
linken Oberschenkel verwundet. Außerdem erhielt er
durch ein zweites rikochettirendes Geschoß und einen
durch dasselbe losgerissenen Steinsplitter zwei weitere
Verletzungen an demselben Bein.
Der Faktorist der Firma Janzen & Thor-
mählen, Holthusen, bekam während des Gefsechts
auf der Josplatte einen Schuß quer durch das
Becken.
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