Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

kiren, während sie auf den Mäürschen selbst allen 
Witterungseinflüssen schutzlos preisgegeben sind. Die 
Ernährung ist sehr. viel kostspieliger wie an der 
Küste, da manches zur Ernährung des Europäers 
ersorderliche Material durch theure Karawanen auf 
dem Kopfe des Negers von der Küste heraufgeschleppt 
werden muß. Fleisch ist infolge der Viehseuchen, 
welche in den letzten Jahren in Ostafrika gewüthet 
haben, Häusig schwer und nur mit unverhältnißmäßig 
hohen Kosten zu erlangen. 
Es muß auf den inneren Stationen für bessere 
Wohnungen entschieden mehr geschehen, als es bisher 
der Fall gewesen ist. Es würde sich empfehlen, 
solide Häuser dortselbst mit hohen luftigen Räumen 
aufzuführen, nur leider würden die Kosten dafür sehr 
hoch sein, da es oft an dem nöthigsten Material, 
Kalk, vielfach auch an Steinen und besonders an 
Wellblech zum Decken der Dächer fehlt und Alles 
dieses auf wochenlangen Märschen durch Träger 
hinaufbefördert werden muß. Ein Anfang ist in 
dieser Beziehung in dem letzten Jahre bereits 
dadurch gemacht, daß vielfach die fehlenden Ma- 
terialien ins Innere transportirt worden sind. Auch 
hot sich das Gouvernement mehrfach dadurch geholfen, 
daß es transportable Doeckersche Baracken ins Innere 
brachte, welche bis zur Verbesserung der Wohnungs- 
verhältnisse den Europsfern eine einigermaßen gesunde 
Wohnung gewähren. 
Unter den Krankheiten, die dem Schutzgebiete 
eigen sind, steht an erster Stelle die Malaria. Sie 
ist überall verbreitet, besonders stark an der Küste, 
doch kommen auch im Innern wegen der ungünstigen 
sanitären Verhältnisse immer viel Erkrankungen an 
Malaria vor. Am gefündesten sind in dieser Be- 
ziehung die Hochplateaus (Usambarä, Kilimandjaro 
. w.), welche in ihren außerordentlich fruchtbaren, 
u Wosser überreichen Kultivationszonen wenn nicht 
ganz und gar, so doch nahezu siebersrei sind. Von 
den wenigen Molariaanfällen, die dort vorkommen, 
ist es sogar noch zweifelhaft, ob sic nicht durch 
Märsche in der Ebene mit heraufgebracht sind. Im 
Uebrigen ist die Malaria, welche auf diesen Hoch- 
plateaus beobachtet wird, meist leichterer Natur und 
die Hoffnung ist nicht unberechtigt, daß auf diesen 
fruchtbaren Hochlanden selbst deutsche Bauern sich 
ihren Lebensunterhalt erwerben können, wenn einmal 
durch Eisenbahnen oder fahrbare Straßen eine gute 
und bequeme Verbindung mit der Küste hergestellt 
werden sollte. Perniciöse Fieberfälle, die in der 
Ebene und an der Küste zuweilen vorkommen und 
dann in einer großen Anzahl der Fälle tödtlich ver- 
laufen, sind im Gebirge auf den Hochplateaus eine 
außerordentliche Seltenheit. Die Todessälle, welche 
im verflossenen Jahre an der Küste zu beklagen 
waren, sind meist durch die perniciöse Form der 
Malaria herbeigeführt gewesen. 
An zweiter Stelle ist es die Dysenterie, welche 
besondere Verbreitung besitzt. Sie ist mehr eine 
Kronkheit des Innern und hat wohl in dem 
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schlechten Wasser, das dortselbst auf Expeditionen 
vielfach getrunken werden muß, und in der unzweck- 
mässigen und ungenügenden Ernährung, wie sie im 
Innern häufig stattfindet, ihre Veranlassung. Trotz- 
dem kommt sie auch an der Küste nicht so ganz selten 
vor und hat sogar im vergangenen Jahre, beispiels- 
weise in Dar-zes-Saläm, sich zu einer kleinen Epidemie 
entwickelt, die hauptsächlich unter den Schwarzen 
grassirte und hier auch eine Reihe von Todesfällen 
zur Folge hatte. Von den wenigen Weißen, die an 
Dysenterie erkrankten, ist nur einer gestorben und 
auch wohl nur dadurch, daß er im Innern, fern von 
jeder sachgemäßen Hülfe, von der Krankheit befallen 
wurde. 
Eine weitere Geißel Ostafrikas sind die 
Pocken, die jahraus jahrein an den verschiedensten 
Punkten, namentlich an den Karawanenstraßen 
herrschen und infolge des Karawanenverkehrs 
durchs ganze Land verschleppt werden. Leider ist es 
bisher nur möglich gewesen, die Gouvernements- 
beamten und Soldaten einigermaßen gegen die 
Seuche zu schützen durch Impfungen, welche in den 
Wintermonaten vorgenommen worden sind, während 
die Bevölkerung der Seuche schußlos preisgegeben 
ist, da gerade in den Sommermonaten, in denen 
wie gesagt, insolge des Karawanenverkehrs die 
Pocken eine große Ausdehnung anzunehmen pflegen 
und in denen man allein durch Impfungen sämmt- 
licher an der Küste eintreffenden Karawanenleute das 
Uebel an der Wurzel anfassen könnte, es bisher nicht 
gelungen ist, wirksame Lynyhe# nach Ostafrlka- u 
bringen. 
Eine kleine Masernepidemie wurde im Juni v. gs. 
unter den syrischen Dolmetschern in Darrces-Salüm 
beobachtet, ohne daß die Jufektionsquelle zu 
erniren war. 
Krankheiten, die vorzugsweise i im Innern, seltener 
an der Küste herrschen, sind Rheumatismen und 
Katarrhe der Luftwege, verursacht durch die großen 
Temperaturunterschiede, welche dort zwischen Tag 
und Nacht herrschen. Im verflossenen Jahre hat 
sich die Schutztruppe infolge dessen veranlaßt ge- 
sehen, den Soldaten der inneren Stationen zweite 
Decken auszugeben und den Posten Wachmäntel zu 
gewähren. 
Der Sandsloh, der feit einiger Zeit von der 
Gegend des Viktoriasees her in Ostafrika eingerückt 
ist und allmählich, aber sletig nach Osten vordringend 
bereits Tabora erreicht hat, auch in Bagamoyo schon 
bei Karawanenträgern beobachtet worden ist, vermag 
Europäer und Schwarze nicht unerheblich zu 
belästigen, da er die Haut durchdringt und, wenn 
er nicht frühzeitig mechanisch entfernt wird, unan- 
genehme, schwer heilende Geschwüre verursacht. Bei 
Aufmerksamkeit und Reinlichkeit können diese üblen 
Folgen durch rechtzeitige Entfernung des Sandflohes 
fast stets vermieden werden. 
Gegenüber diesen schweren Feinden der Gesund- 
heit besipt Deutsch-Ostafrika auch eine Lichtseite,
	        
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