Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Die einzigen wirklichen Städte liegen an der 
Küfe und werden von dem arabischen Mischlings- 
volle der Suaheli bewohnt. Dies sind Wanga, nahe 
ker deutschen Grenze, Mombasa, der Siß der Ver- 
wallung, Malindi an der Mündung des Sabaki, 
#ni an der Mündung des Tana. Nördlich vom 
Tona befindet sich die Landschaft Witn, der gegen- 
über auf der gleichnamigen Insel die Stadt Lamu 
liegt, und ganz im Norden an der Mündung des 
Juba ist der Hafen Kismayn. 
A der Küste zwischen Tana und Juba wohnen 
Somali. Von den Stämmecn, die zwischen der Küste 
und dem See ihre Wohnsitze haben, sind die Massai 
die wichligsten. Sie bewohnen Gebiete zu beiden 
Seilen der großen Niederung und reichen vom 
Ki#limandjaro zum See Baringo und fast ebenso 
weit in die deutsche Sphäre. 
Am Ostufer des Victoria-Sees liegt Kawirondo, 
besen südlicher Theil Ugaya heißt und mit einer 
niederen Negerrasse bevölkert ist. Zwischen Kawirondo 
und Massailand liegen Sotik und Nandi. Oestlich 
don den Massai befinden sich folgende Gebicte: das 
Hochland Kikuyu, Ukambani mit Ulu und Kilum- 
buly. Weiter südlich an den Abhängen des Kilima- 
ndjaro liegt der halbzivilisirte Staat Taweta. 
Oesllch davon ist Taita, das vom Meere durch die 
Wäste Nyika getrennt wird. In dieser leben un- 
bedeulende Stämme, die mit dem Gesammtnamen 
Wanyika bezeichnet werden. Die Gegend, die 
zischen den großen Seen liegt, wird von Staaten 
mit seßhafter Bevölkerung und entwickelten Insti- 
lutionen eingenommen, die früher das Reich Kittara 
bildeten.) Hierher gehören Uganda, Usoga, Unyoro, 
A#kole, Toro, Usongora sowie jenseits der britischen 
Unnze Ruanda und Karagwe. 
Der wichtigste Staat ist Uganda, der am Nord- 
bestufer des Victoria: Sees liegt, und von dem 
Usega im Osten und Koki im Südwesten abhängig 
si. Unyoro umfaßt das im Nordwesten an- 
gernzende Gebiet und reicht vom Nil bis zu den 
llinen Staaten, welche das Gebirgsland nördlich 
vom Albert Edward-See einnehmen. Von diesen 
sind Toro und Usongora die bedeutendsten, die 
übrigens fast immer in einem größeren oder kleineren 
#bhängigkeitsverhälmiß von Unyoro gestanden haben. 
Ankole liegt an der Ostküste des Albert Edward- 
Sees, südlich davon nahe dem Berg Mfumbiro 
pororo. 
Im nördlichen Hinterlande wohnen verschiedene 
Gallastämme, die sich weit über die italienische Grenze 
hinaus ausdehnen. Diese Gegend ist thatsächlich 
luum erforscht. 
Die Sunuaheli (von Sahel arab. Küste) sind den 
Arobern im Aeußern ähnlich, aber reden eine 
afrilanische Sprache, die ein durch Berührung mit 
* Stuhlmann (siehe „Mit Emin Pascha ins Herz 
von Afrika" S. 713) ist nicht der Ansicht, daß ein solcher 
Slaat bestanden hat. 
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dem Arabischen, Persischen und Portugiesischen ver- 
änderter Bantu-Dialekt ist. Sie besitzen Anlage 
für den Handel. 
Die große Masse der Bevölkerung, die im süd- 
lichen Gebiete zwischen dem Victoria-See und dem 
Meere wohnt, spricht mehr oder minder reines 
Bantu. Letzteres wird namentlich in Nyika, Taita, 
Taweta, Ukambani und Kikuyn gesprochen. Hiervon 
sind jedoch die Massai auszunehmen, die in Sprache, 
wie überhaupt sonst, völlig verschieden sind. In 
Kittara leben zwei Volksstämme, der ältere gehört 
zu den Bantu-Negern und treibt Ackerbau, der 
andere ist der Stamm der Eroberer, siellt einen 
höheren, möglicherweise gallaartigen Volksschlag 
dar und treibt Heerdenwirthschaft. 
Ebenso wie die Massai sind die Galla eine 
durchaus eigenartige Nasse, denen die Somali in 
Blut und Sprache nahe verwandt, aber in Politik 
seind und in Erscheinung unähnlich sind. Auch 
haben dieselben eine andere Religion. 
In den Küstenstädten leben viele Inder. 
Hinsichtlich des Klimas sind fünf Zonen zu 
unterscheiden: die Küste, die Steppe dahinter, das 
weitere Binnenland, die Gebirgsgegend und das 
Seengebiet. An der Küste herrscht Tropenklima. 
Die Steppe ist, mit Ausnahme einer kurzen Regen- 
zeit, trocken. Das Binnenland zeichnet sich dadurch 
aus, daß die Nächte merkliche Abkühlung bringen. 
In den Bergen erinnert das Klima vielfach an das 
Schottlands. Das Seengebiet hat ein gemäßigtes 
tropisches Klima. 
Hinsichtlich der Winde und Niederschläge hat die 
Küste zwei Perioden. Vom November bis März 
weht der Nordost-Monsun und danuert die trockene 
Jahreszeit. Vom April bis Oktober ist die Zeit 
des heftig auftretenden Südwest-Monsuns und die 
Regenzeit. In der Steppe fällt wenig Regen, 
weiter im Innern ist dagegen Dürre so gut wie 
unbekannt. 
Die hauptsächlichsten Krankheiten sind Diarrhoe 
und Malaria. 
Die Insel Sansibar isl etwa 640 engl. Quadrat- 
meilen groß. Sie besitzt nach Alexandrien den 
größten Hafen in Afrika und eine Bevölkerung von 
ungefähr 250 000 Köpfen, von der ein Drittel in 
der Stadt Sansibar lebt. Von großer Bedentung 
ist der Handel; ausgeführt werden namentlich Nelken, 
Sesam, Elsenbein, Häute, Kautschuk, Ebenholz, 
Orseille, Kopal und Schildpatt, eingeführt Kaliko, 
Leinwand, Baumwoll= und Metallwaaren, Getreide, 
Eisen= und Kupferdraht. 
Auch Pemba treibt einen bedeutenden Handel 
in Nelken. 
An der Küste sind die Häsen Mombasa, Lamn 
und Kismayn für Hochseeschiffe gecignct. 
Mombasa ist eine alte Stadt, die bereits im 
14. Jahrhundert erwähnt wird, und jetzt Sit der 
Verwaltung. Sie liegt auf der Insel gleichen 
Namens und hat 15 000 bis 20 000 Einwohner.
	        
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