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auf das Innere des Quikurn eröffnen. Die ersten
Granaten bewirkten bald ein Ausreißen einzelner
Leute. Mittlerweile war die Kompagnie mit dem
schwieriger den Berg hinauf zu tragenden 4,7 cm
Geschütz eingetroffen. Für letzteres mußte wegen des
größeren Rücklaufs erst mit dem Schanzzeug durch
Beseitigen großer Steine eine geeignete Feuerstelle
geschaffen werden. Vom Lieutenant Halliersch per-
sönlich gerichtet, griff es bald mit Erfolg in die Be-
schießung ein; die Flüchtlinge wurden allmählich zahl-
reicher. In der linken Flanke schlichen sich auf meinen
Befehl die Wangoni erkundend ziemlich nahe an die
Boma heran, ohne Feuer zu bekommen. Ich ging
daher mit der ganzen Kompagnie in Schützenlinie
vor, ließ auf 50 Meter eine Salve gegen die Palli-
saden abgeben, dann hieß es: „Auf, Marsch, Marsch,
Hurrah!“ Im Umsehen waren Breschen in die
Pallisaden gehauen und die Kompagnie, ohne Gegen-
wehr zu finden, im Innern. Am jenseitigen Rande
des Quikuru angekommen, ließ ich zum Sammeln
blasen und sicherte die vorgefundene ansehnliche Beute
durch Posten. Bis sich Alles durch die vielen Gänge
und Schlupfwinkel des Quikuru durchgearbeitet hatte,
waren die Flüchtlinge, versolgt von den „Bundes-
genossen“, schon außer Schußweite, nachdem sie Feuer
von der das Quikurun rechis umgehenden Gefechts-
patrouille erhalten hatten. Von dem ersten Zuge
wurde noch ein feindlicher Krieger innerhalb der
Boma niedergeschossen, sonst in derselben nur noch
Weiber und Kinder angetroffen. Den Ausreißern
wurde noch eine Anzahl Vieh abgejagt.
Die Kompagnie bezog außerhalb der Boma Lager;
später schickte ich einen Schausch mit einer stlärkeren
Patrouille zur weiteren Aufklärung ab; derselbe ent-
deckie weit und breit nichts mehr vom Feinde und
zündeie ein zweites befestigtes Dorf an.
Das genommene Ouilurn war außerordentlich
fest, 800 bis 900 Meter im Umfange, 300 Meter
größter Durchmesser, hauptsächlich mit Steinmauer,
sonst mit Pallisaden und Euphorbienhecken umgeben.
Die Mauer, aus Bruchsteinen, mit Scharten für
knieende und stehende Schützen versehen, war 1 bis
1,50 Meter dick, 3 bis 4 Meter hoch, sehr geschickt
in ein= und ausspringenden Winkeln gebrochen und
an der Ostseite mit Bastion versehen. Das Innere
in verschiedene unregelmäßige, mit Pallisaden und
Lehmmauern umgebene Qnartiere getheilt, das Sul-
tansviertel noch besonders durch Steinmauern ab-
geschlossen, der Zugang von beiden Seiten pallisadirt.
Im Sultansviertel standen Temben, sonst Lehmhütten
mit Strohdach.
Nach Aussage der gefangenen Weiber hatte Kandi
die feste Absicht gehabt, sich zu vertheidigen, und war
erst im letzten Moment von seinen Kriegern verlassen
worden und selbst geslüchtet. Hierfür spricht die
verhältuißmäßig große Beute, die der Truppe und
den Hülfsvölkern in die Hände gefallen, sonst würde
Kandi wohl, wie es gewöhnlich geschieht, sein Hab
und Gut bei Zeiten in Sicherheit gebracht haben.
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Die Pallisaden, Hütten und
Es wurden von der Kompagnie erbeutet:
11 Elfenbeinzähne, Gesammtgewicht auf drei bis vier
Centner geschätzt.
1 eisernes Geschütz, Kaliber 3 cm, mit den Buch-
staben B. P. unter Königskrone; auf einem
Schildzapfen die Zahl 1594; nebst vierräderiger
Blocklaffete.
Mehrere Gewehre, darunter ein Winchester-Mehrlader=
Karabiner mit gefülltem Magazin.
Hinterladerpatronen verschiedener Systeme,
englischen Ursprungs.
1 Sultansflaßzge, 1 deutsche Flagge, anscheinend nie
gehißt.
5 Kriegstrommeln in verschiedenen Größen,
Zebrahaut verziert.
Einige 70 Stück Rindvieh. Eine Menge Kleinvieh.
Letzteres wurde zum größten Theil den Askaris
überlassen.
3 Fässer Pulver.
Außerdem erbeuteten die Askaris, besonders aber
die Ruga-Ruga, sehr viel Stoffe und bunte Tücher,
Tauschartikel, Hausgeräth u. s. w. Die Letzteren
haben dewiß auch manches Stück Vieh auf die Seite
gebracht.
Am Nachmittag ließ ich das Quikuru anzünden
und die Zerstörung am 15. gründlich vollenden.
Temben vernichtete das
Feuer, die Mauer wurde niedergelegt, die großen,
die Einsicht hindernden Bäume möglichst durch Agxr#
und Feuer beseitigt.
Am 16. früh marschirte ich in nordöstlicher Rich-
tung weiter, unter Zurücklassung des Stationschefs
Sigl, welcher mit Unteroffizier Oppermann und
11 Askaris am selben Tage den Rückweg nach Tabora
antrat. Bei Mbulu angekommen, welches auf einem
Höhenrücken liegt, wurden auf große Entsernung im
Busch Leute sichtbar, welche durch Abschießen von Ge-
wehren ihren Muth zu zeigen suchten. Ein paar Gra-
naten machten sie schleunigst verschwinden. Ortschaften
waren weit und breit nicht zu entdecken. Es wurde
Lager bezogen und der Schausch Abderrachman Achmed
mit 12 Mann und den Wangoni als Patrouille zur
Aufklärung ins Vorgelände geschickt. Nach einer
Stunde meldeten die Posten, in großer Entfernung
etwa sieben Salven gehört zu haben. Ich alarmirte
die Kompagnie, ließ nur die Wache im Lager und
marschirte eiligst nach jener Richtung ab. Schießen
war nicht mehr hörbar, nach 1/1 Stunden Marsch
durch Busch sah man Nauch aufsteigen, und nach
einer weiteren halben Stunde auf eine freie Ebenc
tretend, bemerkte man in der Nähe zwei brennende
Dörfer. Der Schausch fand sich mit seiner Patrouille
und den Wangoni wieder ein und meldete, daß er
von einer Anzahl Feinde angegrissen worden sei. Er
habe einige Salven abgegeben, worauf der Gegner
unter Zurücklassung eines Todten geflohen sei. Dies-
seits hatte der Wangonianführer einen Schuß durch
den Oberschenkel erhalten. Am 17. wurde Bukowa
kwa Magulu und damit wieder befreiordetes Gebiet
meist
mit