Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

machen würden, streng bestraft würden, daß sie da- 
gegen bei gutem Belragen den Schutz des Gonverne= 
ments gleich allen Anderen genießen würden. Rubiki 
wa mtiua und der Sklavenhändler Habib bin Adim 
wurden zum Tode verurtheilt, das Urtheil wurde 
im Beisein einer großen Menschenmenge durch den 
Strang vollstreckt. Gleichzeitig wurde angekündigt, 
daß wahrscheinlich nach der Regenzeit eine Station 
am Ulanga errichtet werden würde. Alle diese That- 
sachen schienen einen großen Eindruck auf die Be- 
völkerung zu machen, und es ist zweifellos, daß, falls 
dem Gouvernement die Ermächtigung ertheilt wird, 
die Station anzulegen, die bisherigen räuberischen 
Einfälle der Mafiti über den Rufidji und Ruaha 
nicht. mehr stattfinden werden. 
Von Magoha marschirte die Expedition zu dem 
Wabenasultan Kiwanga, welcher ebenso wie Magoha 
vor einigen Monaten an der Küste gewesen war 
und um die Freundschaft und den Schuß des Reiches 
gebeten hatte. Ebenso wie bei Magoha wurde die 
Expedition bei Kiwanga freundlich aufgenommen und 
mit Lebensmitteln reichlich unterstützt. Bei Kiwanga 
wurde eine Marschronte nach der Nordspitze des 
Nyassasees festgestellt. Es war dies sehr schwierig, 
da durch die Nähe der Wahehe die Verbindung 
dorthin nur sehr wenig bekannt war; doch wurde 
konstatirt, daß der Weg sehr beschwerlich durch ge- 
birgiges Terrain führe und die Ernährung einer 
großen Zahl von Menschen schwierig sein würde. 
Aus diesem Grunde wurden der Oberbüchsen- 
macher Kutzi, alle kranken Soldaten und Träger 
sowie ein großer Theil der Lasten in Tan- 
giro bei Kiwanga zurückgelassen. Die Expedition 
brach am 26. Dezember, nur mit den allernoth- 
wendigsten Sachen und Verpflegung für 11 Tage, 
nach dem Nyassa ouf. Nachdem der Ruhudji, ein 
Quellfluß des Ulanga, überschritten war, gelangte 
die Expedition am 29. Dezember an den Juß des 
Nandgebirges, in welchem das große Seenplatean 
zur Niederung des Ulanga abfällt. Von hier ab 
bis zum 13. Jannar, an welchem Tage die Ankunft 
in Langenburg erfolgte, war der Marsch zum Theil 
außerordentlich beschwerlich. Erst nachdem das Rand- 
gebirge am 3. überwunden war, kamen einige bessere 
Tage bei Durchquerung des nur leicht gewellten 
Hochplateaus, dann aber war der Abstieg von diesem 
mit Ueberschreitung des Livingstonegebirges wieder 
außerordentlich beschwerlich, namentlich der letzte Tag, 
an welchem der Abstieg auf kaum passirbaren Ge- 
birgspfaden aus einer Höhe von 1800 Metern steil 
ab zum See erfolgte, erforderte die größten An- 
strengungen der Leute. Verschiedene Askaris, Maul- 
thiere und Esel stürzten an steilen Stellen ab, doch 
lamen Erstere mit dem Leben davon. Die letzten 
Nachzügler kamen überhaupt erst nach 2 bis 
3 Tagen an. 
Es war nicht möglich gewesen, Boten zur Be- 
nachrichtigung der Station Langenburg zu erhalten, 
  
226 — 
infolge dessen war der Dampfer „Hermann von 
Wissmann“ leider zwei Tage vorher nach dem Süden 
gefahren. Von der Höhe des Gebirges aus hatten 
wir ihn nach Süden dampfen sehen. 
Der zurückgelegte außerordentlich beschwerliche 
Weg, welcher eine Erholung der Leute dringend 
nothwendig machte, ferner das Interesse, welches ich 
daran hatte, mich persönlich von dem Zustande des 
Dampfers zu überzeugen, auch die Erkenntniß, daß 
die Verhältnisse am See zur genügenden Orientirung 
längere Zeit ersorderten, führten zu dem Entschluß, 
die ursprüngliche Absicht, schon nach wenigen Tagen 
auf demselben Wege zurückzukehren, aufzugeben. Ich 
beschloß, bis zur Rückkehr des Dampfers, welche 
kaum vor dem 3. Februar erfolgen konnte, den 
Haupttheil der Expedition in Langenburg zu lassen, 
selbst aber mil nur wenigen Leuten eine Erkundungs- 
tour in das nördlich des Sees gelegene, mir als 
außerordentlich fruchtbar geschilderte Kondegebict zu 
machen. Ich beabsichtigte, zur Feier des Geburts- 
tages Seiner Majestät jedoch wieder in Langenburg 
zu sein und nach Eintreffen des Dampfers, mit 
Hülfe von diesem, dem großen Stahlboot und einer 
Dhau, die ganze Expedition zu Wasser nach der 
Ameliabai zu führen, von hier aus den bedeutenden 
Volksstamm der Magwangwara und deren Häuptling 
Mharuli zu besuchen, alsdann den mächtigen 
Magwangwarahäuptling Schabruma, welcher am 
Luwegu wohnt, aufzusuchen, ihn für seine wieder- 
holten Einfälle in das Hinterland von Kilwa zu 
bestrafen und von dort in möglichst gerader Linie 
durch noch unbekannte Strecken nach Kilwa zurück- 
zukehren, hierbei die bisher ziemlich unbekannte Land- 
schaft Donde zu berühren, welche sich in früherer 
Zeit durch bedeutenden Kautschukexport hervorgethan 
hat, in letzter Zeit jedoch durch die wiederholten 
Mafitieinfälle von ihren Bewohnern zum großen 
Theil verlassen ist, so daß der lohnende Handel be- 
deutend zurückgegangen und noch weiter in Abnahme 
begriffen ist. 
Lieutenant Hornung wurde am 18. Januar mit 
einigen Askaris und Trägern auf demselben Wege, 
auf welchem die Expedition gekommen war, zu 
Kiwanga zurückgeschickt, um die dort zurückgelassenen 
Kranken und Lasten abzuholen und in die Gegend 
von Schabruma zu führen, woselbst ich mich mit 
ihm wieder zu vereinigen gedachte. 
Am 16. Januar brach ich in Begleitung des 
Kompagnieführers Ramsay, des Lieutenants Fromm, 
des Stationschefs von Langenburg Freiherrn v. Eltz 
und des Geologen Lieder nach Konde auf. Bis 
zum 26., an welchem Tage die Rückkehr nach Langen- 
burg erfolgte, wurde dieses Gebiet in Kreuz= und 
Querzügen nach allen Richtungen hin durchstreift, 
auch der Kamm des Livingstonegebirges nach Norden 
auf dem sogenaunten Eltonpaß überschritten und ein 
Punkt erreicht, von dem aus man das ganze, nach 
allen Schilderungen außerordentlich fruchtbare, leider
	        
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