durch die Waheheeinfälle entvölkerte Usango, welches
von dem Ruaha und seinen zahlreichen Nebenflüssen
durchflossen wird, übersehen kann.
Missionen am Nyassa.
Ich besuchte sämmtliche Missionsstationen, sowohl
die drei der Missionsgemeinde Verlin 1 als auch
die Herrnhnterstation Rungue. Die Aufnahme seilens
der verschiedenen Missionare war eine überaus freund-
liche, und es kann nur in höchstem Maße anerkannt
werden, was dieselben in der kurzen Zeit ihres
Dortseins schon geleistet haben. Ueberall sind gesunde
Steinhäuser gebaut, Kulturanlagen gemacht, und das
Verhältniß zu den umwohnenden Eimvohnemrn ist ein
vorzügliches. Nur scheint mir die Wahl des Platzes
für die Station Wangemannshöh keine glückliche
gewesen zu sein, da dieselbe in der Regenzeit durch
den dann unpassirbaren Rufirio und den linken
Zufluß desselben, Moakari, der auch in der Trocken-
zeit schwer zu passiren ist, von allem Verlehr mit
den umliegenden Orten abgeschnitten ist. Die Missio-
nare hatten dieselbe Ansicht und gingen mit der
Absicht um, die Station zu verlegen; ich glaube,
daß dann die Stationen Wangemannshöh und Manow
zu einer vereinigt werden könnten. In ihrer Missions-
thätigkeit gehen sie langsam und systematisch vor,
so daß zu hoffen sieht, daß sie bei gleicher weiterer
Arbeit durch eine wirkliche Bekehrung der Ein-
geborenen zum Christenthum, die naturgemäs nur
sehr langsam erfolgen wird, eine segenereiche Wirk-
samkeit haben werden.
Am 27. Januar wurde der Geburtstag Seiner
Majestät in Langenburg in festlicher Weise begangen.
Nachdem am 3. Februar der Dampfer „Hermann
von Wissmann“ in Langenburg wieder eingetroffen
war, fuhr ich mit demselben am 4. Februar nach
der Songwemündung (Grenzfluß) und besuchte an
demselben Tage die am Westufer gelegene englische
Faktorei Karonga.
Am 5. Februar dampfte der „Hermann von
Wissmann“ mit Stahlboot und Dhau im Schlepp
nach der Ameliabai ab. Die ganze Expedition
sowie der französische Bischof Lechaptois der algerischen
Mission und zwei Patkres derselben, welche auf der
Rückreise vom Tanganyika in die Heimath waren,
waren gleichfalls an Bord. Am 6. mittags erfolgte
die Ankunft in der Ameliabai. Die Expedition
wurde ausgeschifft und bezog am Ufer ein Lager.
Nur der Geologe Lieder mit einigen Trägern, der
Lieutenant Fromm und zwei erkrankte Unteroffiziere
blieben an Vord. Ersterer sollte mit dem „Hermann
von Wissmann“ die Reise bis zur Mpambabaij fort-
setzen, um den dortigen Distrikt, von dem erzählt
wurde, daß die am Rovuma vorhandenen Kohlen
dort wieder zum Vorschein kämen, zu untersuchen
und alsdann auf einer südlicheren Route als der von
der Hauptexpedilion begangenen zur Küste zurück-
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zukehren. Derselbe ist am 26. März wieder an der
Küste eingetroffen. Seine bisherigen Untersuchungen
auf das Vorhandensein von Kohlen waren leider
resultatlos geblieben, obgleich wiederholt zu Tage
tretende Sandstein= und Thonschieferadern bemerkt
wurden. Auch im Mpambadistrikt hat er Kohlen
nicht gesunden, das Vorhandensein ist aber nicht aus-
geschlossen.
Lieutenant Fromm hatte den Auftrag, auf dem
Wege Shire—Zambesi zurückzukehren, um sich über
die dortigen Verbindungen, welche eventuell für das
Gouvernement zur Ausrüstung der Station Langen-
burg von Werth sein konnten, zu unterrichten; zugleich
sollte er mit dortigen Handelshäusern über den
eventnellen Gütertransport, vorbehaltlich der späteren
Genehmigung durch das Gouvernement, Abmachungen
treffen. Die beiden erkrankten Unteroffiziere, welche
nicht marschfähig waren, sollten mit ihm nach Dar-
es-Saläm auf dem Wasserwege zurückkehren.
Am 7. Februar früh trat die Expedition von
der Ameliabucht den Marsch an und gelangte am
10. in das Hauptdorf des Mharuli Maposseni.
Mharuli ist vor drei Jahren gestorben, und es war
bekannt, daß seine Leute sich nicht über die Neuwahl
eines Oberhauptes einigen konnten. In der kurzen
Zeit gelang es nicht, eine Einigung unter den Parteien
zu Stande zu bringen. Da diese Magwangwara
sich aber bisher stets freundlich und friedliebend
gezeigt hatten, hielt ich ein schärferes Eingreifen in
ihre inneren Verhältnisse nicht für nöthig. Sie wurden
vielmehr nur zur Einigkeit ermahnt, auch schon, um
ihrem mächtigen Gegner Schabruma gegenüber stark
zu bleiben, und es wurde ihnen ferner gesagt, daß
sie sich nun bald über die Wahl eines Oberhauptes
schlüssig machen müßten und die getroffene Wahl
dem Stationschef von Langenburg alsdann anzuzeigen
hätten. Die Leute waren freundlich und versorgten
die Expedition reichlich mit Essen.
Unter Führung eines dort wohnenden Arabers,
Naschid bin Massud, eines sehr intelligenten und,
wie es scheint, dem Gouvernement ergebenen Mannes,
wurde der Marsch zu Schabruma angetreten. Es
waren Nachrichten gekommen, daß Schabruma eine
Friedensgesandtschaft nach Kilwa geschickt hätte, daß
aber gleichzeitig sein Bruder Mhomakiro wieder einen
Ueberfall in das Hinterland von Kilwa gemacht und
verschiedene Menschen getödtet und geraubt hätte.
In einem Briefe wurde Schabruma aufgefordert,
sich persönlich einzufinden und hierüber Auskunft zu
geben. Er antwortete ausweichend, schickte aber Ge-
schenke und Unterhändler. Die Expedition marschirte
bis in die Nähe seines Hauptdorfes, woselbst am
16. Lager bezogen wurde. Von hier aus wurde
der Kompagnieführer Namsay entsandt, um an dem
mit Lieutenant Hornung verabredeten Rendezvous
bei Sakkamaganga mit demselben und den bei Kiwanga
zurückgelassenen Mamnschaften und Lasten zusammen-
zutreffen und diese der Expedition wieder zuzuführen.