Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Angreifer, die er auf 30 schätzte, zu vertreiben. 
Während der Verfolgung vereinigte sich die Ab- 
theilung des Unteroffiziers Gregerabki, wie oben be- 
reits berichtet, mit der meinigen. 
An der Stelle, wo der Angriff erfolgt war, an- 
gekommen, ersah ich nach Aussagen der Askaris, der 
Führer des Gefangenen, Folgendes: Die Abtheilung 
Wahehe und Wagogo, 80 bis 100 Köpfe stark, 
letztere mit Gewehren bewaffnet, hatten die Kara- 
wane in breiter Front, plötzlich aus dem Busch 
hervorbrechend, angegriffen, die von den Trägern 
weggeworfenen Lasten wegschleppend, wobei sie durch 
ungefähr 20 unbewaffnete jüngere Leute, zu denen 
auch der Gefangene gehört hatte, unterstützt wurden. 
Der Angriff veranlaßte das sofortige Eingreifen des 
Unteroffiziers Gregeratzki, dessen Schießen meinen 
Befehl zum Halten und zum Eingreifen der Spitze. 
Unteroffizier Gregeratzki hatte somit nur den linken 
Flügel des Gegners vor sich gehabt; dem rechten 
Flügel und der Mitte desselben gelang es daher, 
eine ganze Anzahl Lasten fortzuschleppen, da die 
Spitze erst später zur Stelle war. Der dichte Busch, 
die Stärke der feindlichen Abtheilung, die Entfernung 
von der Spitze bis zu dem Angriffspunkt waren für 
die Unternehmung des Gegners begünstigend. 
Die Träger wurden darauf gesammelt und um 
8¼ Uhr der Weitermarsch nach Msalala angetreten, 
wo ich um 11 ½ Uhr anlangte. Die hier angestellten 
Nachforschungen ergaben den Verlust von 14 Lasten. 
eine von mir infolge dessen angeordnete nochmalige 
Absuchung der Büsche durch Unteroffizier Hart- 
mann war erfolglos. 
Das energische Eingreifen des Unteroffziers 
Gregeratzki und dessen ferneres Verhalten bei der 
Verfolgung verdient volle Anerkennung. Das Be- 
nehmen der Askaris war ausgezeichnet. Besonders 
hervorzuheben ist das muthige und nnerschrockene 
Verhalten während des Feuergefechts der Askaris 
Sudi und Mabruki der 9. Kompagnie. 
Europäer und Askaris sind nicht verletzt. Unsere 
Verluste betrugen: 1 Träger todt, 1 Träger ver- 
wundet. Die Gegner verloren 8 Todte und 1 Ge- 
fangenen. 
Abfahrt der Ersatzbampfer für „befuv“. 
Die auf der Schiffswerft Germania in Kiel er- 
bauten neuen Dampfer „Novuma“ und „Rufiyi“ 
sind am 14. v. Mts. von Kiel abgefahren. Die 
Besatzung der Dampfer besteht aus je 13 Personen. 
Von dem zur Zeit in Deutschland auf Urlaub be- 
findlichen Personal der Gouvernementsflottille befinden 
sich auf den Dampfern die Kapitäne Thomaschewski 
und Graf Pfeil, außerdem der Maschinist Gärtner, 
der Bootsmann Kittlaus und der Schiffszimmer- 
mann Klünder. 
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Togo. 
Von der Station Sismarckburg 
sind seitens des Lieutenants v. Doering günstige 
Berichte eingegangen. Der Gesundheitszustand im 
Dezember v. J., dem Berichtsmonat, war ein guter. 
Der Viehbestand sowie die Anpflanzungen befanden 
sich in gutem Zustande. Die Ernte ist sehr be- 
friedigend ausgefallen, so daß das Angebot an Mais, 
Reis, Guineakorn und YNams die Kauflust der 
Station weit überstieg. Einiger Schaden wurde 
durch einen Heuschreckenschwarm angerichtet. 
Die schwarzen Händler, welche im Gebiete der 
Station Handel treiben, kommen meist von der eng- 
lischen Küste aus Accra und Umgegend auf dem 
Wege über Busm und Kebn, selten von der deutschen 
Küste. Sie kommen lediglich, um Kautschuk zu kaufen. 
Die Kautschukkugel (— ½/12 Mark) gilt sogar als 
kleine Münze. Dafür bringen sie bunte Matten, 
als Regenschirme dienende Hüte aus starkem Geflecht, 
seltener Zeug oder Rothgarne, für Weiber wohl auch 
Gewürznelken, Lawendelwasser, Pomade, Anis. Auch 
Spiegel, Löffel, Salz und Gin werden gebracht. 
Der Verkauf von Pulver und Steinschloßgewehren 
scheint etwas nachgelassen zu haben. Beliebt sind 
namentlich auch alte Uniformen; so kann man einen 
Pessimann in der rothen Jacke des Regiments Vork 
und einen Adyutimann im dunkelblauen Waffenrock 
der Dubliner Polizei umherstolziren sehen. 
Nicht selten nimmt der Verkäufer Geld und zwar, 
die Krätschileute ausgenommen, die nur englisches 
Geld nehmen, nur deutsches; französisches ist ganz 
unbekannt, und die englischen Schilling= und Sixpence- 
stücke sind meistens so abgegrifsen, daß die Eingeborenen 
ihnen gegenüber ein gewisses Mißtrauen haben. 
Einen prächtigen Anblick gewährten nachts die 
Grasfeuer, welche schon wochenlang dauerten. Das 
Abbrennen des Grases ist für das Vieh allerdings 
ungünstig, da es nur schwer Nahrung findet; desto 
mehr aber sah man nun von dem Wildstand des 
Landes. Lieutenant v. Doering selbst schoß an einem 
Tage eine starke Kuhantilope und einen rothen Büffel. 
Zahllose Naubvögel zeigten sich, von denen viele zu 
Schuß gebracht wurden. 
v. Doering beabsichtigte, sobald er, was in- 
zwischen geschehen ist, einen Ersatz für den Landwirth 
Conradt erhalten, sich auf eine fünfwöchige Reise 
nach Kebu, Tribn, Buczm und dem zwischen unterem 
Oti und mittlerem Ausokoko Kalabo gelegenen Ge- 
biet zu begeben. 
Nachdem dann die weitere Umgebung der Station 
geographisch im Wesentlichen festgelegt sein wird, 
wird voraussichtlich die schon seit längerer Zeit ge- 
plante Verlegung von Bismarckburg als Enropäer= 
station erfolgen. Es wird beabsichtigt, die neue 
Station auf dem Wege von Lome über Misahöhe 
ins Innere vorzuschieben, so daß sie gewissermaßen 
einen Vorposten von Misahöhe bildet.
	        
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