Angreifer, die er auf 30 schätzte, zu vertreiben.
Während der Verfolgung vereinigte sich die Ab-
theilung des Unteroffiziers Gregerabki, wie oben be-
reits berichtet, mit der meinigen.
An der Stelle, wo der Angriff erfolgt war, an-
gekommen, ersah ich nach Aussagen der Askaris, der
Führer des Gefangenen, Folgendes: Die Abtheilung
Wahehe und Wagogo, 80 bis 100 Köpfe stark,
letztere mit Gewehren bewaffnet, hatten die Kara-
wane in breiter Front, plötzlich aus dem Busch
hervorbrechend, angegriffen, die von den Trägern
weggeworfenen Lasten wegschleppend, wobei sie durch
ungefähr 20 unbewaffnete jüngere Leute, zu denen
auch der Gefangene gehört hatte, unterstützt wurden.
Der Angriff veranlaßte das sofortige Eingreifen des
Unteroffiziers Gregeratzki, dessen Schießen meinen
Befehl zum Halten und zum Eingreifen der Spitze.
Unteroffizier Gregeratzki hatte somit nur den linken
Flügel des Gegners vor sich gehabt; dem rechten
Flügel und der Mitte desselben gelang es daher,
eine ganze Anzahl Lasten fortzuschleppen, da die
Spitze erst später zur Stelle war. Der dichte Busch,
die Stärke der feindlichen Abtheilung, die Entfernung
von der Spitze bis zu dem Angriffspunkt waren für
die Unternehmung des Gegners begünstigend.
Die Träger wurden darauf gesammelt und um
8¼ Uhr der Weitermarsch nach Msalala angetreten,
wo ich um 11 ½ Uhr anlangte. Die hier angestellten
Nachforschungen ergaben den Verlust von 14 Lasten.
eine von mir infolge dessen angeordnete nochmalige
Absuchung der Büsche durch Unteroffizier Hart-
mann war erfolglos.
Das energische Eingreifen des Unteroffziers
Gregeratzki und dessen ferneres Verhalten bei der
Verfolgung verdient volle Anerkennung. Das Be-
nehmen der Askaris war ausgezeichnet. Besonders
hervorzuheben ist das muthige und nnerschrockene
Verhalten während des Feuergefechts der Askaris
Sudi und Mabruki der 9. Kompagnie.
Europäer und Askaris sind nicht verletzt. Unsere
Verluste betrugen: 1 Träger todt, 1 Träger ver-
wundet. Die Gegner verloren 8 Todte und 1 Ge-
fangenen.
Abfahrt der Ersatzbampfer für „befuv“.
Die auf der Schiffswerft Germania in Kiel er-
bauten neuen Dampfer „Novuma“ und „Rufiyi“
sind am 14. v. Mts. von Kiel abgefahren. Die
Besatzung der Dampfer besteht aus je 13 Personen.
Von dem zur Zeit in Deutschland auf Urlaub be-
findlichen Personal der Gouvernementsflottille befinden
sich auf den Dampfern die Kapitäne Thomaschewski
und Graf Pfeil, außerdem der Maschinist Gärtner,
der Bootsmann Kittlaus und der Schiffszimmer-
mann Klünder.
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Togo.
Von der Station Sismarckburg
sind seitens des Lieutenants v. Doering günstige
Berichte eingegangen. Der Gesundheitszustand im
Dezember v. J., dem Berichtsmonat, war ein guter.
Der Viehbestand sowie die Anpflanzungen befanden
sich in gutem Zustande. Die Ernte ist sehr be-
friedigend ausgefallen, so daß das Angebot an Mais,
Reis, Guineakorn und YNams die Kauflust der
Station weit überstieg. Einiger Schaden wurde
durch einen Heuschreckenschwarm angerichtet.
Die schwarzen Händler, welche im Gebiete der
Station Handel treiben, kommen meist von der eng-
lischen Küste aus Accra und Umgegend auf dem
Wege über Busm und Kebn, selten von der deutschen
Küste. Sie kommen lediglich, um Kautschuk zu kaufen.
Die Kautschukkugel (— ½/12 Mark) gilt sogar als
kleine Münze. Dafür bringen sie bunte Matten,
als Regenschirme dienende Hüte aus starkem Geflecht,
seltener Zeug oder Rothgarne, für Weiber wohl auch
Gewürznelken, Lawendelwasser, Pomade, Anis. Auch
Spiegel, Löffel, Salz und Gin werden gebracht.
Der Verkauf von Pulver und Steinschloßgewehren
scheint etwas nachgelassen zu haben. Beliebt sind
namentlich auch alte Uniformen; so kann man einen
Pessimann in der rothen Jacke des Regiments Vork
und einen Adyutimann im dunkelblauen Waffenrock
der Dubliner Polizei umherstolziren sehen.
Nicht selten nimmt der Verkäufer Geld und zwar,
die Krätschileute ausgenommen, die nur englisches
Geld nehmen, nur deutsches; französisches ist ganz
unbekannt, und die englischen Schilling= und Sixpence-
stücke sind meistens so abgegrifsen, daß die Eingeborenen
ihnen gegenüber ein gewisses Mißtrauen haben.
Einen prächtigen Anblick gewährten nachts die
Grasfeuer, welche schon wochenlang dauerten. Das
Abbrennen des Grases ist für das Vieh allerdings
ungünstig, da es nur schwer Nahrung findet; desto
mehr aber sah man nun von dem Wildstand des
Landes. Lieutenant v. Doering selbst schoß an einem
Tage eine starke Kuhantilope und einen rothen Büffel.
Zahllose Naubvögel zeigten sich, von denen viele zu
Schuß gebracht wurden.
v. Doering beabsichtigte, sobald er, was in-
zwischen geschehen ist, einen Ersatz für den Landwirth
Conradt erhalten, sich auf eine fünfwöchige Reise
nach Kebu, Tribn, Buczm und dem zwischen unterem
Oti und mittlerem Ausokoko Kalabo gelegenen Ge-
biet zu begeben.
Nachdem dann die weitere Umgebung der Station
geographisch im Wesentlichen festgelegt sein wird,
wird voraussichtlich die schon seit längerer Zeit ge-
plante Verlegung von Bismarckburg als Enropäer=
station erfolgen. Es wird beabsichtigt, die neue
Station auf dem Wege von Lome über Misahöhe
ins Innere vorzuschieben, so daß sie gewissermaßen
einen Vorposten von Misahöhe bildet.