Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Drutsch-SZüdwelktafrika. 
Ueber die Rämpfe der Schutztruppe mit den Witboois 
hat Major v. Frangois folgende Berichte erstattet: 
Dorisibhöhe, südlich Gaobgelände, 
den 4. Jannar 1894. 
Bis zum Eintreffen der für meinen Vormarsch 
nach dem Süden nöthigen Verpflegungsgegenstände 
hatte ich dahin disponirt, daß die 2. Kompagnie 
unter Premierlientenant v. Heydebreck von Areb 
aus das Gaobbergland beobachtete, während ich mit 
den Abtheilungen der Lienutenants Lampe und 
Bethe und mit den Bastards, insgesammt 120 Mann, 
die in Ababies und Bullsport befindlichen Viehposten 
der Witboois aufzuheben beabsichtigte. 
Am 21. Dezember wurde meinerseits der Vor- 
marsch in vorerwähnter Richtung angetreten. Es 
gelang am 22., bei Kawasas und Akeib einiger Berg- 
damaras habhaft zu werden, aus deren Aussagen 
hervorging, daß die Witboois in dem siüdlichen 
Goabgelände in der Gegend von Kautis ihren Auf- 
enthalt haben. Hendrik Witbooi soll sich mit etwa 
50 Reitern noch im Süden befinden. Viehposten 
der Witboois sollen nicht in Ababies oder Bullsport, 
sondern westlich Grootsontein stehen. Ich entschloß 
mich infolge dessen, umgehend nach dem Gaobgelände 
zu marschiren, und ordnete am 26. Dezember in Kautis 
angelangt, nach vorhergegangener Rekognoszirung 
dieses Geländes, die Einschließung der Witboois an. 
Die 2. Kompagnie hatte ein Entweichen der Wit- 
boois nach Osten, die 1. Kompagnie nach Süden und 
die Bastards nach Westen zu verhindern. Durch 
gröstere Patronillen sollte Genaueres über den Auf- 
enthalt der Witboois in Erfahrung gebracht und die 
Einschließungslinie successive verengt werden. Bald 
nach Erlaß des Befehls traf von einer in dem west- 
lichen Gaobgelände patrouillirenden Abtheilung Ba- 
stards die Meldung ein, daß zahlreiche frische Spuren 
in der Richtung von und nach dem Kautisthal ver- 
liefen und 10 Witboois auf dem Wege nach letzt- 
erwähntem Thal beobachtet worden seien. Die Rich- 
tigkeit der Beobachtung fand am 27. vormittags ihre 
Bestätigung und zwar zunächst durch eine unter 
Führung des Feldwebels Pohl in der Richtung des 
Dorisibthales vorgehende Rekognoszirungspatrouille 
in der Stärke von 12 Mann. Als die Patrouille 
nach einstündigem Marsche die Hauptwasserstellc in 
dem Dorisibthal erreichte und im Begriff stand, sich 
eines Pferdes und einer Kuh zu bemächtigen, erhielt 
dieselbe plötzlich von drei Seiten lebhaftes Feuer. 
Es war ein glücklicher Zufall, daß bald nach Er- 
öffnung des Feuers die Aufmerksamkeit der Witboois 
durch Schüsse in westlicher Richtung abgelenkt wurde, 
welche von den in ihre Stellung rückenden Abthei- 
lungen Bethe und den Bastards auf Witboois ab- 
gegeben wurden, die sich dem Vorgehen derselben 
entgegenseßten. 
Fast gleichzeitig war ich mit dem Lieutenant 
Lampe und 7 Mann, die ich abends vorher auf 
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die 250 m hohe Kautiserhebung entsandt hatte, dem 
Kamm leßterer Erhebung folgend nach einem Punkt 
vorgerückt, von wo das Kautisthal in seinem mitt- 
leren Lauf und die das Dorisibthal einschließenden 
linksseitigen Erhebungen unter wirksames Feuer ge- 
nommen werden konnten. Der Patrouille Pohl 
gelang es hierdurch wie infolge der später unter den 
Lieutenants v. Heydebreck und Eggers heran- 
geführten Verstärkung, ohne größere Verluste aus 
ihrer anfänglich schwierigen Lage zu kommen. 
Es war mir nicht schwer, mir aus den Vorgängen 
des Tages sicheren Aufschluß über den Aufenthalt 
des Hauptlagers zu verschaffen, und ordnete ich eine 
entsprechende engere Einschließung an. Bereits am 
29. war die Einschließungslinie derartig vollkommen, 
daß ein Entweichen von Menschen bei Tage nur 
noch nach westlicher Nichtung möglich war. 
Das Geschütz wurde am 28. Dezember mittags 
unter Leitung von Lieutenant Lampe auf eine 1600 m 
südlich der Hauptwasserstelle Dorisib gelegene, etwa 
200 m hohe, steilgeböschte Erhebung gebracht und 
au einer Stelle placirt, die kurz vorher durch ge- 
naunten Osfizier und mich rekognoszirt worden war. 
Von dem Platze war es möglich, die Wasserstelle 
und das Bergland südlich des Goab unter wirk- 
sames Feuer zu nehmen. 
Die Rückkehr der nach Westen hin abschliesenden 
Abtheilung des Unteroffiziers Glatz und der Ba- 
stards am 30. infolge eingetretenen Nahrungsmangels 
veranlaßte mich, mit der Besihnahme der linksseitigen 
Erhebungen des Dorisib so lange zu warten, bis 
die Neubesetzung der durch Westen führenden Wege 
erfolgt war. 
Ein Zwischenfall gab Anlaß, daß die Besitzuahme 
der linksseitigen Erhebungen schon am 1. Januar 
erfolgte. Von den Posten der Abtheilungen Lampe 
und Bethe lief die Meldung ein, daß ctwa 12 Wit- 
booipferde zwischen der Postenlinie und der Wasser- 
stelle Dorisib grasten. Ich beschloß, dieselben ein- 
fangen zu lassen, und ordnele an, daß nach Besitz- 
nahme der in der Nähe der Dorisibwasserstelle ge- 
legenen Erhebungen durch eine Patronille von vier 
Mann die Bastards die Pferde nach den diesseitigen 
Posten treiben sollten. Die Patrouille hatte kaum 
unangefochten die Erhebungen erreicht, als von den 
Witboois auf diese und die die Pferde eintreibenden 
Bastards ein lebhaftes Feuer eröffnet wurde. Ich 
begab mich hierauf unverzüglich mit Lieutenant 
Lampe, 8 Reitern und 30 Bastards zur Unter- 
stützung der Patrouille ins Vorgelände, ordnete die 
Besetzung der wichtigsten Punkte an und beauftragte 
für die Nacht Lieutenant Lampe mit der Leitung an 
dieser Stelle. Bis 2 Uhr morgens verlief die Nacht 
ruhig. Um diese Zeit wurden Hundegebell, Stimmen- 
gewirr und Schüsse in nördlicher und östlicher Rich- 
tung hörbar. Die Witboois schienen den Enischluß 
zum Abmarsch gefaßt zu haben; doch überall, wo 
sie sich hinwandten, erhielten sie Feuer, bis es ihnen 
gegen 11½ Uhr vormittags an einer von den 
 
	        
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