Bastarbs schlecht bewachten Stelle gelang, Goab ab-
wärts nach westlicher Richtung hin zu entkommen.
Der Abzug, der fast gleichzeitig von allen Abthei-
lungen beobachtet wurde, konnte so wirksam mit
Gewehr= und Geschützfeuer beschossen werden, daß
derselbe in eine Flucht ausartete. Der etwa 3 km
lange Fluchtpfad im Dorisibthal war auf der ganzen
Strecke mit Blutspuren bedeckt. Koch= und Haus-
geräth lagen zu beiden Seiten des Pfades in Fels-
spalten und Streuchern versteckt, und selbst gesattelte
Pferde mit Gewehr im Schuh waren im Stich ge-
lassen worden.
Es wurden leicht verwundet die Reiter Jaroni,
Kawlowski und Sergeant Gansow.
Auf Seiten Witboois ist der Verlust an Menschen
nach Aussagen von Gefangenen sehr bedeutend.
Erbeutet wurden 34 Pferde, 3 Fohlen, 60 Kühe,
34 Kälber, 70 Schafe und Ziegen.
Wenn auch die außerordentlichen Leistungen der
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften einen
größeren Erfolg verdient hätten, so ist doch in der
Bekriegung Witboois ein großer Schritt vorwärts
gethan, im Besonderen ein Vortheil dadurch erzielt,
daß es bei unserer Bekannischaft mit dem Goabgelände
den Witboois nunmehr nicht mehr möglich sein wird,
sich daselbst festzusetzen.
Gobamnas, den 4. Februar 1894.
Die nach dem Gefechte am Dorisib entsandten
Patrouillen stellten am 7. Januar fest, daß die Wit-
boois nach dem Süden entflohen waren. Ich brach
auf Grund dieser Meldung mit der Truppe am
8. Januar über Haugas dahin auf. Am 19. Januar
in der Gegend von Nomtsas angelangt, wurde durch
Buschleute in Erfahrung gebracht, daß Hendrik Wit-
booi mit zahlreichen Reitern am 10. Januar in
nördlicher Richtung passirt sei. Pferde sollen in
gutem Zustande und die Patronengürtel gefüllt ge-
wesen sein. Weiter berichten die Buschleute, daß in
Tsaris größere Bestände von Rindern, Schafen und
Ziegen der Witboois und der mit denselben be-
freundeten Swartkalbois sich befänden. Als wahr-
scheinlichen Aufenthalt der Witboois gaben Einige
Onab, Andere Tsaris, westlich von Groot Fn. ge-
legen, an. Ich beschloß infolge dessen, mit der Truppe
nach Neuras zu marschiren, von welchem Platze ich
in der Lage war, mir am schnellsten Aufklärung
über den Ausenthalt Witboois zu verschaffen.
Am 20. Jannar nachmittags in Noasib ange-
langt, stieß die nach ihrem Lagerplatz am Usib mar-
schirende 2. Kompagnie (Lieutenant v. Heydebreck)
auf 26 Witboois, die eine Stellung seitwärts der
Straße, etwa 1000 m nördlich des Lagerplatzes der
1. Kompagnie, bezogen hatten.
Es war ein merkwürdiger Zufall, daß fast gleich-
zeitig mit der 2. Kompagnie die von Windhoek
kommende Begleitmannschaft mehrerer Proviantwagen
den Trupp Witboois beobachtete und unter Feuer
235 —
nahm. Nach Abgabe einiger Schüsse verließen die
Witboois ihre Stellung und flüchteten zu Pferde
nach den verschiedensten Richtungen. Die berittene
Abtheilung Bethe und die Bastards verfolgten etwa
zwei Stunden die nach Westen flüchtig gewordenen
Witboois, ohne daß es möglich gewesen wäre, eines
Mannes habhaft zu werden. Da der Trupp Wit-
boois aus der Richtung von Onab gekommen war,
lag die Vermuthung nahe, daß hier die Masse der
Witboois zu suchen sei.
Nachdem am 26. Januar die Truppe in Neuras
eingetroffen war, begab ich mich mit 16 Reitern
und 8 Bastards über Tsauchab in der Richtung
nach Tsaris und am 30. Jannar mit der Truppe
nach Unis, 4 km südwestlich Onab, ohne irgend
etwas von Witboois zu bemerken. Auch eine
von Unis am 30. Jannar morgens nach Onab ent-
sandte Patrouille kehrte ohne Ergebniß am Morgen
des 31. Januar zurück. Fast war ich geneigt, an-
zunehmen, daß Onab unbesetzt von den Witboois sei,
als gegen 8 Uhr Schiüsse in dieser Richtung hörbar
wurden und ich etwas später die Meldung erhielt,
daß die Patronille Seiler, bestehend aus 4 Reitern
und 5 Bastards, etwa 500 m oberhalb der Thal-
öffnung des Onab plötzlich Feuer von drei Seiten
erhalten habe, bei welcher Gelegenheit Unteroffizier
Seiler, die Reiter Hölscher und Skolik sowie
ein Bastard gefallen seien. Ich brach sofort mit
beiden Kompagnien und den Geschützen nach dem
Onabthal auf und ertheilte, gegenüber der Thal-
öffnung angelangt, der 2. Kompagnie (Lieutenant
v. Heydebreck) den Befehl, nach Osten und Süden,
der Abtheilung Lampe und Bethe, nach Südwest und
West, und den Bastards, nach Norden hin ein Ent-
weichen der Witboois aus der Schlucht zu verhindern.
Die Geschütze sollten gegenüber der Onabmündung
Aufsstellung nehmen und von der 2. Kompagnie die
linksseitigen, von der Abtheilung Lampe die rechts-
seitige Erhebung der Onabmündung in Besetzung
gezogen werden. Nach Anordnung dieser Maßnahmen
begab ich mich mit einigen Leuten, unterstützt durch
die auf dem rechtsseitigen Thalhange vorgehende
Abtheilung Bethe, Onabthal aufwärts, um die Leichen
der Gefallenen zu bergen, was auch glücklich gelang.
Die Besezung der 250 m hohen, rechtsseitigen
Erhebung durch 16 Mann unter Führung von
Lieutenant Lampe erfolgte am 1. Februar vormit-
tags, die der linksseitigen, ähnlich so hohen Erhebung
am 2. Februar morgens durch Theile der Kompagnie
v. Heydebreck. Mit der Besetzung der letzteren durch
Lieutenant Eggers verließen die Witboois die
Onabschlucht in nordwestlicher Richiung an einer
Stelle, welche von den Bastards ungenügend be-
wacht war.
Von der Abtheilung des Lieutenants Lampe fiel
durch Schuß in den Kopf der Reiter Kramarz.
Die Abtheilung hatte unbelästigt gegen 8 Uhr vor-
miktags die rechtsseitige Erhebung erklommen und
sich verschanzt, als sie nachmiltags 3 Uhr in Front