Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

und Flanke, später auch im Rücken von etwa 30 bis 
40 Witboois beschossen wurde. Beim Absuchen 
der Onabschlucht am Morgen des 3. Februar, wobei 
mich Lieutenant Lampe und 7 Mann begleiteten, 
wurde von den Witboois nichts mehr vorgefunden. 
Nach den Spuren zu urtheilen, können sich nicht 
mehr als 40 bis 50 Witboois in derselben befunden 
haben und etwa 30 Pferde. Auch war außer zwei 
Kleinviehspuren keine weiterc Viehspur zu beobachten. 
Zur Kennzeichnung der Lage Hendrik Witboois 
möchte ich die Aussage einer bei Bullsport fest- 
genommenen Witbooifrau erwähnen. Danach sollen 
die Witboois im Dorisibthal sehr große Verluste an 
Todten und Verwundeten erlitten haben. Ausßer 
1 Pferd und 1 Kuh, die den nach dem Onabthal 
geflüchteten Witboois als Nahrung dienten, soll Alles 
in unsere Hände gefallen sein. Hendrik Witbooj soll am 
15. Januar von Süden kommend mit etwa 50 Reitern 
im Onabthal eingetroffen sein und bald die Noth- 
wendigkeit eingesehen haben, infolge von Nahrungs- 
mangel sich in der Umgegend zu vertheilen. Hendrik 
soll geäußert haben, er sei entschlossen, mit seinen 
Leuten in der Onabschlucht zu sterben, er habe das 
ewige Flüchten satt. 
Errichtung neuer Stationen. 
Der zur Berichterstattung nach Südwestafrika 
entsandte, inzwischen Allerhöchst mit der Wahr- 
nehmung der Geschäfte des Landeshauptmanns be- 
anftragte Major Leutwein hat im Einvernehmen 
mit dem Major v. Frangois weitere Maßregeln 
zur Sicherung der von Windhoek nach der Küste 
führenden Verkehrswege getroffen, indem nach Auf- 
hebung eines entbehrlichen Postens die bisherigen 
Stationen verstärkt und neue Stationen eingerichtet 
wurden. Es sind nunmehr stationirt: 
in Otyimbingwe 1 Offizier, 2 Unteroffiziere, 25 Reiter, 
1 Lazarethgehülfe, 
in Wilhelmsfeste 1 Unteroffizier, 9 Reiter, 
in Salem 1 Unteroffizier, 9 Reiter, 
au der Tsoakhaubmündung 1 Offizier, 2 Unteroffizierc, 
12 Reiter, 1 Lazarethgehülfe. 
Von besonderem Werthe erschien die Schaffung 
einer Station in Otyimbingwe im Hinblick auf die 
Belästigungen durch die Hereros, denen die dort 
ansässigen Deutschen ausgesetzt waren. Unter den 
vorliegenden schwierigen Verhältnissen hielt Major 
Leutwein es für geboten, die Besatzung selbst dort- 
hin zu führen und die Einrichtung der Station zu 
überwachen. Zugleich bemühte er sich, das anfängliche 
Mißtrauen des Häuptlings Zacharias im Keime zu 
ersticken, was ihm auch anscheinend gelungen ist. 
Im Uebrigen ist durch Einrichtung eines zweckent- 
sprechenden Patrouillenganges der Stationen unter 
ich die Sicherung des wichtigen Transportweges, 
oweit dies mit den verfügbaren Mitteln möglich ist, 
herbeigeführt. 
  
236 
  
Demnächst beabsichtigen die Majors Leutwein 
und v. Frangois mit der Errichtung von Stationen 
an verschiedenen Punkten des Namalandes vorzugehen. 
Als die wichtigsten zu besetzenden Plätze sind vor- 
läufig in Aussicht genommen: Rehoboth, Gibeon, 
Keetmanshoop, Bethanien, Kubub, Lüderitzbucht, 
Warmbad und Rietfontein. Zu diesem Zweck ist 
Major v. Frangois am 17. Februar mit 1 Offizier 
und 70 Mann nach dem Süden marschirt. 
Major Leutwein ist am 24. Februar mit einer 
zweiten Kolonne in südöstlicher Richtung gefolgt, in 
der Absicht, unterwegs die Verhältnisse bei den 
Khauas= und Simon Kopperschen Hottentotten und- 
bei dem Bastardhäuptling Dirk Vilander zu ordnen. 
Als Vereinigungspunkt beider Kolonnen ist Keetmans- 
hoop ausersehen, von welchem Platze aus die Ein- 
richtung der südlichen Stationen vor sich gehen soll. 
Während des getrennten Vormarsches handelt es 
sich darum, unsere Macht an möglichst vielen Orten 
zu zeigen, treue Häuptlinge zu belohnen und die 
unbotmäßigen zum Gehorsam zurückzuführen. Die 
rechte Kolonne unter Major v. Frangois wird gleich- 
zeitig von Rehoboth aus Fühlung mit den Resten 
der Witboois zu gewinnen suchen, ohne jedoch vor 
Vereinigung mit der linken Kolonne an ein ernsteres 
Unternehmen gegen dieselben zu denken. 
Ueber die Ausführung dieser Pläne sind noch 
keine Berichte eingegangen. Jedoch hat Major Leut- 
wein nach einem aus Loanda am 9. April ein- 
getrosfenen Telegramm den Häuptling der Khauas- 
hottentotten Andries Lambert gefangen genommen 
und wegen des im Einverständniß mit Hendrik 
Witbooi an dem deutschen Händler Krebs im vorigen 
Jahre verübten Mordes kriegsrechtlich erschießen lassen. 
Nach Entwaffnung des Stammes hat der Nachfolger 
Lamberts die deutsche Hoheit anerkannt. 
von der Tsoakhaubmündung. 
Der Dampfer „Jeanette Woermann“, welcher 
am 28. Februar d. Is. von Hamburg nach Südwest- 
afrika in See gegangen war, hat telegraphischer 
Meldung zufolge auf der Rückreise Loanda passirt, 
nachdem Passagiere und Güter ohne Unfall an der 
Tsoakhaubmündung gelandet worden sind. 
  
Deuksch-Meu-Guinra. 
von den Tabakplantagen der Aftrolabe-Nompagnie. 
Der Kommandant S. M. Kreuzers „Sperber“ 
hat auf der Fahrt von der Südsee nach der west- 
afrikanischen Station im Dezember v. Is. auch die 
Pflanzungen der Astrolabe-Kompagnie in Kaiser 
Wilhelmsland besucht. Die von ihm gemachten 
Wahrnehmungen sind recht günstige. Er schreibt: 
Die Pflanzungen stehen unter Leitung des Herrn 
v. Hagen, welcher längere Zeit auf Sumatra Tabak
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.