Anlage einer Thalsperre und Bewässerung am Simbaft.
Nordwestlich von Dar-es-Saläm mündet in den
Upangakriek der Simbasibach, welcher aus den Pagu-
bergen stammt. Dieser in der Regenzeit viel Wasser
führende Bach durchläuft mehrere Kilometer ein
weites, fruchtbares Thal. Da dies in nächster Nähe
von Dar-es-Saläm das einzige größere Niederungs-
terrain ist, kaufte seiner Zeit das Gouvernement hier
eine Schamba. Der Niederungsboden ist zum Gemüse-
bau und für jede andere Kultur geeignet, leidet aber
in den Monaten August bis Dezember an Trocken-
heit. Die Eingeborenen bauen bisher vereinzelt
Reis darauf, ohne jedoch den Boden nur zum ge-
ringsten Theil ausnutzen zu können. Falls dem
Terrain das ganze Jahr hindurch das nöthige Wasser
zugeführt und zu gleicher Zeit einer Monate an-
dauernden Ueberschwemmung vorgebeugt werden
konnte, versprach das ganze Thal bei der Nähe von
Dar-es-Saläm große Erträge. Die diesbezüglichen
Nivellements fielen günstig aus, und so wurde An-
sang Dezember bei Kongoramboddo mit dem Bau
einer Thalsperre begonnen. Das Wasser des Sim-
basi wird durch einen Druckdeich in einen Kanal
gedrängt, der in einem alten Bachbett entlanggeführt
ist. Es füllt zunächst das erste kleine Sammelbecken,
dann fließt es durch die in einem natürlichen Damm
hergestellte Oeffnung in das große Sammelbecken
und wird von dort durch einc Schleuse nach Be-
lieben wieder in den Bach geleitet. Die Jumben
und Pasi der in der Nähe befindlichen Dörfer,
welche zum Theil großen Vortheil durch die Anlage
ziehen, erschienen in der ersten Zeit mit zahlreichen
Leuten zu der Arbeit, dann ließ der Eifer selbst-
verständlich etwas nach, aber in der letzten Zeit hat
wieder einc reichlichere Betheiligung stattgefunden.
Die Gebildeteren unter den Jumben sehen die Be-
schäftigung nicht ungern, da sie dadurch Gelegenheit
haben, wieder etwas Antorität über ihre Leute zu
erlangen, die ihnen hier in Usaramo fast vollständig
abhanden gekommen ist.
Plantage Lewa.
Nach Mittheilungen aus Lewa sind die ersten
221 Ballen der Tabakernte glücklich zur Küsle ge-
langt und nach Deutschland verladen worden. Der
Transport zur Küste ist durch eingeborene Träger
erfolgt.
Ramerun.
Aus einem Besuch des Schutzgebiet1s Kamerun.
Einem Bericht des kürzlich nach Kamerun ent-
sandt gewesenen Legationsraths Rose entnehmen
wir das Folgende:
Der deutsche Dampfer „Admiral“, welcher das
von dem Hauptmann v. Kamptß befehligte De-
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tachement von 120 Seesoldaten nach Kamerun zu
befördern hatte, war am 9. Januar d. Is. von
Hamburg in See gegangen. Ich hatte, diese Ge-
legenheit einer schnellen Ueberfahrt benutzend, mich
auf ihm eingeschifft. Nach einer günstigen Fahrt
von neunzehn Tagen näherten wir uns der Küste
unseres Schutzgebietes, und mit Tagesgrauen erschloß
sich uns der Blick auf den mächtigen Stock des bis
über 12000 Fuß ansteigenden Kamerungebirges,
dieses weithin sichtbaren Wahrzeichens unseres Be-
sitzes, dessen höchste Ausläufer in dichte Wolken ge-
hüllt waren. Um 9 Uhr liefen wir in die Mündung
des Kamerunflusses ein. Flache User umsäumen das
breite, in seinem Ausgang einer Meereseinbuchtung
mehr als einem Flusse gleichende Gewässer. Die
Szeuerie ist eintönig, dichtes Mangrovegebüsch be-
deckt die Landschaft, welche nur selten durch die aus
dem Buschwerk hervorlugenden Hütten eines Fischer-
dorfes belebt wird. Erst nach einer etwa zwei-
stündigen Fahrt wurde das Bild ein anziehenderes,
das Gelände am linken Flußufer erhob sich, und der
Regierungssih kam in Sicht. Eine gute Strecke
war uns von dem Kommandanten S. M. S.
„Hyäne“, Kapitänlieutenant Reinke, der Lieutenant
zur See Deimling entgegengesandt, und man kann
sich vorstellen, mit welcher Spannung wir seinem
Anbordkommen entgegensahen; waren uns doch ledig-
lich die ersten telegraphischen Nachrichten über die
Unruhen bekannt. Wir konnten beruhigt sein. Es
mochten sich vielleicht noch einige dreißig Dahome-
leute (Männer und Weiber) im Busch befinden; sie
bedeuteten keine Gefahr mehr, denn unstät umher-
schweifend und schlecht genährt mußten sie sich in
einer elenden Verfassung befinden. Immerhin wurde,
um nichts zu versäumen, allnächtlich der Gouverne-
mentssitz durch eine von S. M. S. „Hyäne“ und
von nun an vom Seesoldatendetachement gestellte
Wache gesichert. Der „Admiral“, bei der Vorbei-
fahrt von der Besaßung der „Hyäne“ mit einem
kräftigen Hurrah begrüßt, ging etwa 11 Uhr vor
Anker.
Der Anblick, welcher sich vom Flusse aus auf
den Hauptplatz des Schußgebietes eröffnet, ist ins-
besondere an einem heiteren sonnigen Tage, wie dem
unserer Ankunft, ein außerordentlich ansprechender.
Das Gelände steigt, einem mehr oder minder breiten
Streisen Strand Raum lassend, in geringer Ent-
fernung vom Flußufer nicht unerheblich an. Die
Ansiedelungen der Europäer ziehen sich in langer
Reihe den Fluß entlang, im Westen beginnend mit
dem Gouvernementssit, welchem sich die Faktoreien
der Firmen mit ihren hellen freundlichen Wellblech-
dächern nach Osten zu anschließen. Hinter den An-
siedlungen der Weißen erblickt man die dicht be-
völkerten Dualladörfer Joß-, Bell= und Akwadorf.
Das Gouvernementsterrain, die sogenannte Joßplatte,
welches, abgesehen von der in Belldorf belegenen
Schule, sämmtliche Regierungszwecken dienenden Bau-
lichkeiten trägt, ist ein zusammenhängendes ebenes