bedingungen für den rationellen Ausbau einer Station
zu finden. So finden in manchen Stationen haupt-
sächlich Holz, in anderen Stein und Lehmmörtel, in
vielen nur Lehm oder Luftziegel und Holz, in sehr
wenigen alle Materialien zusammen Verwendmg.
Da hierzu noch der Umstand tritt, daß das Innere
Afrikas an Kalksteinen, welche zur Kalkbereitung sich
eignen, soweit bis jetzt bekannt, arm zu nennen ist,
so ist die Schwierigkeit, für die Stationen des Innern
zweckmäßige und gesunde Bauten zu schaffen, eine
für den Techniker nicht leicht zu bewältigende Auf-
gabe.
Dar-es-Saläm, als Sitz der Regierung durch
seinen vorzüglichen Hafen, in der Mitte der sich von
Süden nach Norden erstreckenden Küste gelegen, vor
allen anderen Küstenplähen bevorzugt, mußte nach
der Zeit des Araberausfstandes von Grund aus neu
geschaffen werden. Da weder geschulte Arbeitskräfte
am Orte vorhanden waren, noch die einheimischen
Rohmaterialien für die geplanten Neubauten aus-
reichten, auch die Bauzeit äußerst kurz bemessen war,
so mußte auf enropäische Unternehmer zurückgegriffen
werden. Bei den auszuführenden Wohnhäusern sind
hauptsächlich zwei Arten zur Verwendung gekommen.
Erstens: Bei massivem Unterbau aus Korallen-
stein und Korallenkalkmörtel des Untergeschosses
wurde ein Obergeschoß aus Fachwerk mit doppelter
Gipsdielenverkleidung, zwischen welcher eine trockene
Sandfüllung sich befindet, angewendet. Für die
Untergeschosse wurde das aus dem alten früheren
Sultanspalast des Seyid Madjid gewonnene Korallen-
steinmaterial verwendet. Der Fachwerksbau des
zweiten Geschosses wurde in Deutschland abgebunden,
hier ausgestellt und mit Wellblechbedachung versehen.
Alle Zimmer-, Tischler-, Schlosser-, Dachdeckerarbeiten
u. s. w. waren ebenfalls von dort bezogen. Der
Grundriß der verschiedenen Gebäude dieser Art ist
je nach ihrer Bestimmung verschieden. Stets ist eine
ganz oder theilweise um das Gebände führende, im
ersten Stockwerk auf eingemauerten Eisenkonsolen
ruhende, drei Meter breite hölzerne Veranda an-
geordnet. Das Gouverneurgebäude und Oberbeamten-
haus haben je einen Lichthof mit inneren Veranden,
welche den Zugang für die Zimmer vermitteln. Die
inneren Treppen sind aus Eisenblech mit Holzbelag
hergestellt und durch gußeiserne Säulen gestützt. Die
Ueberdeckung der Erdgeschosse ist durch Monierkappen
in Cementkonkret auf Eisenträgern ausgeführt; der
Fußbboden des ersten Stockwerks mit einfachen Melt-
lacher Fliesen belegt, derjenige des Erdgeschosses ent-
weder mit Cementestrich oder mit Fliesenbelag ver-
sehen. Im Allgemeinen darf als Grundsas gelten,
daß die Räume der oberen Geschosse als Wohn= und
Schlafräume, die der unteren als Büreau= und
Wirthschaftsgelasse benutzt werden sollen. Vielsach
hat dieser Grundsatz aus Mangel an Wohngelassen
nicht innegehalten werden können.
Die beiden Unterbeamtenwohnhäuser haben inso-
fern eine andere Grundrißform, als der innere Licht-
277
hof wegfällt und ein durch die Längsachse der Häuser
gehender breiter Korridor den Verkehr zu den an
den beiden Langseiten der Gebäude gelegenen Zimmern
vermittelt. Die beiden vorderen Langseiten haben
massive, über vier Meter breite, auf Cemenkkonkret-
pfeilern mit Eisenträgern gelegene Veranden erhalten.
Die hinteren Langseiten sind mit Veranden aus
Holzkonstruktion versehen. Beide Gebäude sind nach-
träglich durch einen saalartigen, eingeschossigen Zwischen-
bau verbunden und ist in den sämmtlichen Erdgeschoß-
gelassen dieser Hänser das Kasino mit den Messen
für die verschiedenen Beamtenkategorien, die Offiziere
und Unteroffiziere untergebracht worden. Ein mit
dem Mittelbau durch überdeckte Gänge verbundenes
Wirthschaftsgebäude enthält die Küchen mit den
Vorrathsräumen und die Wohnzimmer für den Oeko-
nomen. Angebaute kleine Klosethäuser, welche Wasser-
spülung enthalten, dienen der Nothdurft.
Zweitens: Verschieden von den erstgenannten
Wohngebäuden mit massivem Untergeschoß sind zwei
Wohnhäuser zur Ausführung gekommen, welche das
System Monier in Vereinigung mit Fachwerksbau
zur Anschauung bringen. Die Untergeschosse sind
aus einem Eisengerippe, durch Monierwände und
Decken verbunden, ausgeführt. Die Vertikaleisen=
rippen aus gekuppelten I.Trägern reichen bis unter
das Dach. Das Obergeschoß ist durch Fachwerks-
konstruktionen im Anschluß an diese gebildet. Wie
in den übrigen Gebäuden ist die Verkleidung der
Fachwerkswände durch doppelte Gipsdielen hergestellt.
Ebenso ist im Untergeschoß außer den Monieraußen-
wänden ebenfalls Gipsdielenverkleidung angebracht.
Auch sind die Zwischenwände aus diesen gebildet.
Der Dachstuhl ist Holzkonstruktion mit Wellblech-
bedachung auf Holzschalung. Die Grundrißdisposition
ist eine von der der vorher genannten Gebäude ver-
schiedene. Eine im Obergeschoß durch das ganze
Gebäude gehende hochgeführte Halle mit Treppen-
anlage vermittelt den Zugang zu den an zwei Seiten
liegenden Zimmern. Ebenso ist das Untergeschoß
getheilt.
Alle diese Gebäude haben im Erd= und Ober-
geschoß Bade= und Klosetanlagen mit Wasserspülung.
Jedes Haus hat im Dachgeschoß ein Wasserreservoir,
welches durch eine Druckpumpe aus einem nahe ge-
legenen Brunnen sein Wasser erhält und die Spülung
vermittelt. Jedes Gebäude hat einen Abzugskanal
nach dem Hafen, welcher die Abwässer aufnimmt.
Je zwei Gebäude führen durch ein Röhrennetz das
Regenwasser ihrer Dachflächen in eine gemeinschaft-
liche Cisterne, welche als Reserve in der trockenen
Zeit dient. Alle Gebäude haben besestigtes Terrain
ringsherum erhallen, welches als Trottom dient und
die Feuchtigkeit des Bodens mit seinen Ausdünstungen
fernhält. Die zwischen und an den Gebänden vorbei-
führenden Straßen sind aus Mangel an verfügbaren
Mitteln noch nicht besestigt, werden jedoch regelmäßig
gerodet.
Es mag hierbei erwähnt werden, daß die mit